Dialog.

Zum Inhalt:

Evang. Akademie / Volker Hörner (Hrsg.):
Im Gespräch mit Rolf Müller-Landau - Zum 50. Todestag
Speyer 2006

Vorwort des Begleitbandes zur Ausstellung vom 15.10. bis 19.11.2006 im Frank-Loebschen Haus Landau von Volker Hörner

Vor 50 Jahren starb Rolf Müller-Landau. Er schuf, als hätte er die knapp bemessene Zeit geahnt, in weniger als einem Jahrzehnt ein umfangreiches Werk. Vieles war in ihm gereift. Nach den Jahren lähmender, staatlich verordneter, künstlerischer und geistiger Isolation schien es nur darauf zu warten, zu Bild gebracht zu werden.

Es war ein schöpferischer Aufbruch. Er konnte und wollte nicht weitermalen, als wäre nichts geschehen. Er entdeckte die seit den 1930er Jahren verfemte klassische Moderne für sich. Er sog sie in sich auf. In Auseinandersetzung mit ihr suchte er seinen Weg. Fast zeitgleich entstanden figurative und abstrakte Arbeiten. Kongenial verband er die Komposition von Farben und Flächen mit Themen und Motiven, nahm antike Mythen und biblische Szenen auf, setzte sie neu ins Bild und deutete seine Zeit.

Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde seinem Leben und Werk 2003 eine große Ausstellung gewidmet und in einem Katalog die ganze Vielfalt seines Schaffens dokumentiert. Dem vorliegenden Band, der die Ausstellung in Landau begleitet, liegt eine andere Idee zu Grunde. Er ist kein Katalog. In ihm sind persönliche Zugänge gesammelt. Es sind keine fachwissenschaftlichen, kunsthistorisch abgesicherten Exkurse. Es sind Testimonials, kleine Zeugnisse der Verbundenheit über die Zeit hinweg. Sie fügen sich wie Facetten zu einem Kaleidoskop. Sie lassen die vielfältigen Anregungen ahnen, die wir Rolf Müller-Landau verdanken.

Jeder der Beiträge ist in seiner Weise eine Hommage an den zu Unrecht fast Vergessenen. Das macht ihren Reiz aus. Er ist früh aus seiner und unserer Zeit getreten. Umso reizvoller ist es, sich noch einmal in ein Gespräch mit ihm zu begeben, sich von ihm inspirieren zu lassen, fragend, vermutend und deutend ihn wieder zu entdecken.

"Seit ein Gespräch wir sind und hören von einander" - in diesem Hölderlinschen Sinne spiegeln die Beiträge wider, was Rolf Müller-Landau uns zu sehen und zu denken gegeben hat. Es sind Essays im Ursprungssinn des Wortes: Versuche, sich ihm nach einem halben Jahrhundert neu zu nähern, ihn zu erinnern und zu verlebendigen. Ich stelle mir vor, wie er uns zuhört oder die Texte liest: kopfschüttelnd, hoffentlich auch ein wenig mit Nachsicht lächelnd, sicher verwundert über die eigenwilligen Exegesen und riskanten Lesarten, vielleicht auch überrascht darüber, wie er in seiner Kunst weiterlebt.

Den Erben Rolf-Müller Landaus, seinen beiden Kindern, Bärbel und Dr. Albrecht Müller, ist es zu verdanken, dass sein Werk bis heute in lebendiger Erinnerung geblieben ist. Dies wäre nicht möglich gewesen, ohne ein weit verzweigtes Netz von Freundschaften und Weggefährten. Einen Eindruck davon gibt dieser kleine Band. Mein besonderer Dank gilt deshalb den Autorinnen und Autoren. Sie haben meiner Bitte, über ihr - in doppeltem Wortsinn - Bild von Rolf Müller-Landau zu schreiben, spontan entsprochen.

Der Künstler sah sich in kritischer Solidarität zu seiner protestantischen Kirche. Geistesverwandte Pfarrer zählten zu seinen Freunden. Mit seiner Schirmherrschaft erinnert der Präsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Eberhard Cherdron, an diese Verbundenheit. Zu danken ist auch der Stadt Landau. Sie beherbergt für die Zeit der Ausstellung die Arbeiten des Künstlers in ihren Räumen im Frank-Loebschen Haus.