Die Landessynode kann Akzente setzen

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Nach den drei ergebnislosen Wahl­gängen im November des vergangenen Jahres, als die pfälzische Landessynode keinen der beiden Bewerber für geeignet hielt (nur der Speyerer Pfarrer Martin Schuck tritt jetzt noch einmal an), hat sie nun die Qual der Wahl: Sie hat die Auswahl zwischen drei neuen und einem alten Kandidaten für die Nachfolge von Oberkirchenrat Müller und darf sich in fünf Wahlgängen an einer für die Zukunft der Landeskirche maßgeblichen Personalentscheidung abarbeiten.

Zudem hat die Synode erstmals seit November 2008 die Gelegenheit – im dritten Anlauf –, eine Theologin in das Kollegium des Landeskirchenrats zu wählen. Einen der beiden Juristenplätze besetzt dort bereits seit 1998 eine Frau. Karin Kessel wurde damals mit großer Mehrheit bei zwei Gegenkandidaten zur Oberkirchenrätin gewählt und übernimmt längst verantwortliche Ämter in der EKD. Aber bei der Wahl weltlicher Oberkirchenräte spielt die Kirchenpolitik keine große Rolle.

Als erste Pfarrerin trat im Mai 1998 Heiderose Gärtner zur Wahl eines geistlichen Oberkirchenrats gegen zwei Männer an. Diese Wahl scheiterte insgesamt. Als zweite Frau trat 2008 die damalige Öffentlichkeitsreferentin, Pfarrerin Marita Rödszus-Hecker, gegen den heutigen Oberkirchenrat Manfred Sutter an. Auch diese Kandidatur führte nicht zum Ziel. Im dritten Anlauf kandidiert nun Pfarrerin Marianne Wagner – ebenfalls mit wenig Aussicht auf Erfolg.

Unbestritten ist zwar, dass die international erfahrene Leiterin des Amts für Weltmission frischen Wind in den pfälzisch-angestaubten Landeskirchenrat (Kirchenpräsident und Oberkirchenräte – bisher fünf Männer und eine Frau) bringen würde. Klar ist aber auch, dass Marianne Wagner mit ihrer Gruppenzugehörigkeit beim derzeit gültigen kirchenpolitischen Proporz noch nicht am Zuge ist. Zudem ist die Nachfolge von Oberkirchenrat Müller mit der Tätigkeit des Personaldezernenten für die Pfarrer verknüpft, was dem Profil Wagners nun nicht ganz entspricht. Kirchenpräsident Schad könnte die Geschäftsverteilung zwar verändern. Das will er aber nicht.

Was bleibt, ist ein echter Profi für das Pfarrer-Personal mit einem Riesen-Manko: Michael Löffler leitet die Abteilung Personalförderung der badischen Landeskirche und könnte den Pfälzer Pfarrern somit sagen, was geht und was nicht. Und das geht bei den Pfälzer Pfarrern, die tatsächlich zuhauf in der Synode sitzen, um dort ihren eigenen Personalchef zu wählen, ja schon gar nicht.

Wer das Rennen schließlich machen wird, ist der Kandidat der drei etablierten Gruppen: Steffen Jung. In diesem Fall trifft sich der politische Konsens aber mit dem glücklichen Zufall, dass es der Kandidat auch kann. Spätestens als Direktor des evangelischen Trifelsgymnasiums hat Jung Personalplanung gelernt. Insgesamt aber gilt: Die Landessynode kann Akzente ­setzen, falsch wählen kann sie kaum.

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