Ein aufregendes und aufgeregtes Jahr

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Im Leben der pfälzischen Landeskirche war der Höhepunkt des Jahres 2016 ganz gewiss die Frühjahrstagung der Landessynode Anfang Juni in Bad Dürkheim. Im dritten Anlauf seit 1998 gelang es der Synode erstmals, eine theologische Oberkirchenrätin zu wählen. 1998 hatten Pfarrerin Heiderose Gärtner und 2008 Pfarrerin Marita Rödszus-Hecker vergeblich kandidiert. Bei beiden Kandidaturen waren es die kirchenpolitischen Gruppen, die – von der Mehrheit der Männer bestimmt – den Wahlerfolg der Frauen verhinderten. 2016 zeigte sich die Synode souverän.

Insofern stellt sich natürlich die Frage, ob die inzwischen vier kirchenpolitischen Gruppen in der Synode nicht deutlich an Macht verloren haben, ob das Plenum der Synode nicht auch künftig zu eigenen Entscheidungen finden will. Das kostet Kraft und Zeit, entspricht aber ganz dem Geist der Verfassung der „Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)“, die keine kirchenpolitischen Gruppen kennt. Zur Vorbereitung und zur Meinungsbildung werden die Gruppen gebraucht. Sie dürfen aber nicht zu Entscheidern außerhalb des synodalen Plenums werden.

Unter Schmerzen entschieden hat sich 2016 die Zukunft des Zweibrücker Krankenhauses aufgrund der finanziellen Lage eigentlich von selbst. Kirche muss keine Krankenhäuser betreiben. Sie kann Krankenhäuser betreiben. Aber warum kann sich Kirche nicht professionell von Einrichtungen trennen, bevor sie über lange Jahre hinweg künstlich am Leben erhalten werden? Das Zweibrücker Trauerspiel erinnert an das unrühmliche Ende der Müttergenesung, bei der sich allzu lange Zeit niemand traute, die Reißleine zu ziehen, obwohl eine veränderte Sozialgesetzgebung deutlich gegen die Fortführung dieser Einrichtung sprach. Harte betriebswirtschaftliche Fakten und kirchliches Gutmenschentum sind für alle Beteiligten keine heilige Allianz. Aber es geht auch anders.

Dem Landesverein für Innere Mission und seinen Mitarbeitern wäre es nach der Aufgabe des Zweibrücker Krankenhauses daher schon zu wünschen, dass die Fusion mit den Diakonissen Speyer-Mannheim möglichst schnell und reibungslos gelingt. Schließlich ist es ja gerade die alte „Diakonissenanstalt“, die seit Jahrzehnten unter Beweis stellt, dass Diakonissen und Pfarrer im Verbund mit versierten Betriebswirten durchaus in der Lage sind, ein großes Sozialunternehmen professionell zu führen – nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern auch im diakonischen Sinn.

Was im nächsten Jahr folgt, ist das Grauen an sich: „500 Jahre Reformation“ nach der Erfindung des Buchdrucks, der Zeitungsrotation, des öffentlichen und privaten Fernsehens, des Internets und der sogenannten sozialen Medien. Mein Rat an alle: Schaltet ab, setzt euch in den Sessel, schlagt die Lutherbibel auf und werdet dem 500 Jahre alten Anliegen des großen Reformators gerecht.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare