Schad: Kultur des Beistands für Sterbende entwickeln

Seniorenwerk Pfalz lädt in Kaiserslautern zum Seniorentag ein – Kirchenpräsident hält einen Festvortrag über menschenwürdiges Sterben

In der Alten Eintracht: Schwester Manuela Spittang-Benner informiert die Teilnehmer über den Hospizverein Kaiserslautern. Foto: view

Kirchenpräsident Christian Schad hat sein Nein zur aktiven Sterbehilfe und organisierten Beihilfe zum Suizid bekräftigt. Aufgabe von Gesellschaft und Kirche sei, der „Einsamkeit von Sterbenden entgegenzuwirken und eine Kultur des Beistands und der Solidarität mit ihnen zu entwickeln“, sagte Schad beim Seniorentag des Evangelischen Seniorenwerks Pfalz in Kaiserslautern. Vor rund 80 Seniorinnen und Senioren aus der Pfalz und Saarpfalz referierte er im Gemeindezentrum Alte Eintracht über das Thema „Christliche Auferstehungshoffnung und die Frage menschenwürdigen Sterbens“. Mitveranstalter war das Dekanat Kaiserslautern.

Ein Ja zur organisierten Beihilfe zum Suizid müsse abgelehnt werden, da es eine Signalwirkung in der Gesellschaft hätte, sagte Schad. Handlungen, die auf die Auslöschung des eigenen Lebens gerichtet seien, erhielten dadurch den Anschein von Normalität und gesellschaftlicher Akzeptanz. Es gebe allerdings Grenzfälle, in denen sich „Menschen im Angesicht eines todkranken Angehörigen genötigt sehen, etwas zu tun, das ihrer eigenen Überzeugung und Lebensauffassung entgegensteht“, sagte Schad. Dies bedeute aber nicht, dass solche Einzelentscheidungen zum Teil des gesellschaftlichen Ethos gemacht werden dürften.

Die Beihilfe zur Selbsttötung dürfe nicht zu den ärztlichen Aufgaben zählen, betonte Schad. Vielmehr müssten Ärzte das Leiden der Patienten mildern, auch ihr Sterben zulassen, es aber nicht willentlich herbeiführen. Deshalb sei es möglich, Maßnahmen zur Verlängerung des Lebens abzubrechen, wenn dies ebenfalls dem Willen des Patienten entspreche. Auch sei es möglich, dass in der letzten Phase des Lebens schmerzstillende Mittel sogar dann verabreicht würden, wenn diese sich lebensverkürzend auswirkten.

Der pfälzische Kirchenpräsident sprach sich zudem für eine politische und gesellschaftliche Initiative zur Stärkung der ganzheitlichen Pflege aus. Die Hospizbewegung sei eine echte Alternative zur Sterbehilfe. Bei der Ökumenischen Hospizhilfe Pfalz-Saarpfalz begleiteten rund 420 ehrenamtliche und 30 hauptamtliche Hospizhelferinnen und -helfer täglich mehr als 1200 Patienten und deren Angehörige.

Die Kaiserslauterer Dekanin Dorothee Wüst regte an, für die Landeskirche ein tragfähiges Konzept für die Seniorenbetreuung zu entwickeln. Die rüstige Generation der „Ü60“ sei in der Kirche gut verankert, und für sie gebe es ausreichende Angebote. Für die wirklich Hochbetagten jedoch sei vielfach die Teilnahme am Gemeindeleben kaum mehr möglich. „Für sie ist oft der Fernsehgottesdienst ihr Fenster zur Glaubenswelt, weil sie den Weg in die Ortskirche nicht mehr schaffen“, sagte Wüst, die die Predigt in einem Gottesdienst zum Seniorentag hielt. Deshalb steige bei hochaltrigen Menschen der Bedarf an „aufsuchender Seelsorge“ an.

Die Religionspädagogin Marion Wagner vom Diakonischen Werk Pfalz ergänzte, dass in der Kirche im Blick auf die Barrierefreiheit und die Sorge für eingeschränkt mobile Menschen noch viel getan werden müsse. Damit ältere und gebrechliche Menschen weiter am Gemeindeleben teilnehmen könnten, müsse es etwa barrierefreie Zugänge zu Gemeindehäusern und Kirchen, Texte und Lieder in großem Druck sowie gute Mikrofonanlagen und Induktionsschleifen für Hörgeräte in den Kirchen geben, sagte Wagner, die das „Diakonische Jahr ab 60“ koordiniert.

Das im Jahr 1994 gegründete Evangelische Seniorenwerk Pfalz versteht sich als ein Forum für die Interessen älterer Menschen und zählt rund 300 Mitglieder. Mit dem „Diakonischen Jahr ab 60“ startete das Seniorenwerk ein bundesweit einmaliges Projekt. Bisher haben sich dabei rund 200 Seniorinnen und Senioren etwa in Alten- und Pflegeheimen, Behinderteneinrichtungen, Kindergärten, Krankenhäusern und in Hospizen engagiert. all

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