Gesellschaftlich prägende Institution

Wanderausstellung zum Pfarrhaus ab September in Speyer zu sehen – Archiv stellt Pfälzer Aspekte dar

Schönstes Pfarrhaus der Pfalz? Pfarrer Lothar Schwarz steht vor seinem Haus in Rhodt. Foto: Historisches Museum der Pfalz

Die Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses stellt ab 12. September eine Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer vor. Die Schau sei eine Übernahme des Deutschen Historischen Museums in Berlin und werde ergänzt durch pfälzische Aspekte zum Leben im Pfarrhaus, sagten die beiden Kuratoren Ludger Tekampe vom Museum und Gabriele Stüber, die Direktorin des Zentralarchivs der pfälzischen Landeskirche, dem KIRCHENBOTEN. Sie ist bis 10. Januar 2016 im Historischen Museum der Pfalz in der Abteilung Neuzeit im Bereich der Dauerausstellung zur pfälzischen Landeskirche zu sehen.

Die Ausstellung zeichnet den Kuratoren zufolge die Entwicklung des evangelischen Pfarrhauses im Wandel der Jahrhunderte nach. Seit der Reformation bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sei es gerade in vielen ländlichen Gemeinden der Mittelpunkt des kulturellen Lebens gewesen. Die Pfarrerfamilie gab ein Vorbild für Bildung und christliche Lebensführung. Meist lebten die vielköpfigen Familien in großen Pfarrhäusern mit einem Pfarrgarten.

Der pfälzische Blick auf das Pfarrhaus zeige, dass es heute in der Region aufgrund der Zerstörungen von 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg vor allem neuere Pfarrhäuser aus dem 19. und 20. Jahrhundert gebe, sagte Tekampe. Das älteste Pfarrhaus in der Region steht im südpfälzischen Dörrenbach, dessen Grundmauern auf das Jahr 1575 datiert werden. Die Speyerer Schau wolle auch  heutige Pfarrhausbewohner – darunter Flüchtlinge – vorstellen. Zudem werde die Rolle der Pfarrfrauen und Pfarrkinder, die in die Arbeit ihres Familienoberhaupts eingebunden waren, beleuchtet, sagte Stüber. Über das ständige Leben unter den Augen der Öffentlichkeit habe Wilma Handrich, die Frau des bekannten Pfälzer Pfarrers Karl Handrich, geklagt: „Bei uns war der Beruf zu Hause.“ Die Kirche stehe heute vor dem Problem, wie sie zukünftig mit den oft zu großen Pfarrhäusern umgehen wolle, sagte Stüber. Kritisch werde auch in der Pfälzer Pfarrerschaft die Residenzpflicht – dass Pfarrer im Pfarrhaus wohnen müssen – beurteilt.

Die Speyerer Ausstellung mit rund 30 Text- und Bildtafeln sowie einzelnen Objekten wolle zum Gespräch darüber anregen, was das Leben im Pfarrhaus angesichts neuer Arbeits- und Partnerschaftsmodelle, schrumpfender Gemeinden und einer veränderten religiösen Praxis bedeute, sagte Tekampe. all

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