Ein Leben bei den Kaingang-Indianern in Brasilien

Missionarsehepaar mit Wurzeln in Haßloch besucht derzeit auf Informationsreise die Pfalz – Bibelübersetzung steht vor der Vollendung

Derzeit in der alten Heimat Pfalz: Ka`esgo und Eipeen Hery. Foto: Clemens

Haßloch. Als das aus Haßloch stammende und lange Zeit in Brasilien tätige Missionarsehepaar Ilsedore und Walter Hery 1968 ihren Erstgeborenen Martin nannte, dachte es wohl nicht daran. Ihr Sohn ist nicht nur in ihre missionarischen Fußstapfen getreten, sondern auch in die des reformatorischen Bibelübersetzers Martin Luther. „Tope Ty Eg Mré V? Vén“ („Gottes erstes Reden mit uns“), so lautet der Titel einer Übersetzung des Alten Testaments in Kaingang-Sprache, die Hery gemeinsam mit Kaingang-Indianern angefertigt hat. Von ihnen hat Martin den Namen Ka`esgo erhalten.

Ka`esgo und seine drei Geschwister lebten mit ihren Eltern gemeinsam mit den Kaingang-Indianern und erhielten eine dreisprachige Erziehung in Deutsch, Portugiesisch und Kaingang. Nach Schulausbildung und Studium in Brasilien gingen alle vier zum zweiten Studium oder zur beruflichen Ausbildung nach Deutschland.

Dass auch er in den Missionsdienst treten wollte, das stand für Ka`esgo schon früh fest. Als Zehnjähriger träumte er allerdings davon, Urwaldpilot zu werden und für eine Mission im Norden Brasiliens Missionsstationen zu versorgen. Da dafür eine technische und eine theologische Ausbildung erforderlich waren, studierte Ka`esgo in Brasilien zunächst Maschinenbau. Konsequenterweise schloss sich dann ein Studium der Theologie mit Kursen in Linguistik und Anthropologie am Theologischen Seminar Tabor in Marburg an. „Gott hat mich dann überzeugt, dass ich mit meinen Fähigkeiten besser weiter bei den Kaingang-Indianern arbeite“, sagt Hery. Mit seiner ersten Ehefrau Christiane kehrte er 1995 nach Brasilien zu den Kaingang-Indianern in die Provinz Paraná und den Ort Queimadas zurück. Gemäß dem Verständnis von Mission als ganzheitlicher Mission mit den Bereichen Beziehung, Wissens- und Informationsvermittlung, physische und geistliche Bedürfnisse war das Ehepaar mit verschiedenen Schwerpunkten vom Hausbau über Unterricht bis zu landwirtschaftlichen Projekten tätig. Es bekam die zwei Kinder Rebecca und Samuel.

Durch den Krebstod seiner Frau Christiane im Jahr 2008 erhielt für den Missionar der Psalm 23 eine tief gehende Bedeutung. „Ich lernte, dass Gott uns durch Täler führt und trägt, aber er hat die Täler in unserem Leben nicht geschaffen“, sagt Hery. Die während der Krankheit seiner Frau verfassten Rundbriefe, die 2012 in dem Buch „Tränen in Gottes Hand“ erschienen sind, geben einen sehr persönlichen Einblick in Herys schweren Weg und sein Verständnis von der Botschaft Gottes. Getragen wurde er in dieser Zeit unter anderem durch die Briefe der amerikanischen Missionarin Eipeen, die „mit ihren einfühlsamen Fragen und Anmerkungen Dinge hilfreich voranbrachte“. Mit ihr ist Ka`esgo nun seit fünf Jahren verheiratet.

Derzeit befindet sich das Missionarsehepaar mit den inzwischen 18 und 16 Jahre alten Kindern zu einem turnusmäßigen Deutschlandaufenthalt und Reisedienst in Marburg, von wo aus sie viele Freunde und Unterstützer besuchen und sich mit Vorträgen und Informationen aus erster Hand bedanken. Nach ihrer Rückkehr nach Brasilien wollen sie die Bibelübersetzung fertigstellen. acl

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