Solidarisches Miteinander auf gleicher Augenhöhe

Missionsfest in Erfenbach widmet sich Thema „200 Jahre Basler Mission“ – Talkrunden und Auftritte von Gästen aus den Partnerkirchen

Missionarisches Handeln erläutert (von links): Jochen Kirsch, Albrecht Bähr, Marianne Wagner und Manfred Sutter. Foto: Krebs

Wäre die Temperatur nicht auf einen Hitzerekord geklettert, hätten die Veranstalter des Missionsfests in Kaiserslautern-Erfenbach möglicherweise eine neue Höchstzahl an Besuchern begrüßen können. Die Kirchengemeinde hatte das Fest vom Gemeindehaus in die klimatisierte Kreuzsteinhalle verlegt. Trotz schweißtreibender Anreise waren rund 200 Gäste aus der ganzen Pfalz und aus den pfälzischen Partnerkirchen in Papua und Ghana gekommen, um das Jubiläumsfest unter dem Motto „200 Jahre Basler Mission“ zu feiern.

Das vierstündige Festprogramm gestaltete sich abwechslungsreich, sinnenfroh und informativ. Moderiert von Diakoniepfarrer Albrecht Bähr, der Vorsitzender der Basler Mission Pfalz ist, bot es einen unterhaltsamen Wechsel von Festgottesdienst, Musikbeiträgen und drei Talkrunden.

Die 1815 von Protestanten aus der Schweiz und Württemberg gegründete Basler Mission ist der größte Trägerverein der Evangelischen Mission in Solidarität, einer Gemeinschaft von evangelischen Kirchen und Missionsgesellschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika. Seit 2001 heißt die Basler Mission nun Mission 21. Sie unterstützt in Partnerländern das Gemeindeleben und fördert Hilfsprojekte, etwa in den Bereichen Gesundheit, Bildung und berufliche Ausbildung. Zahlreiche Kirchengemeinden und -bezirke im Südwesten Deutschlands unterstützen die Arbeit der Missionsgesellschaft und pflegen über sie ökumenische Partnerschaften.

In seiner Festpredigt thematisierte Oberkirchenrat Manfred Sutter den Perspektivwechsel im Missionsverständnis der Basler Mission im Laufe ihrer 200-jährigen Geschichte. Ausgehend von dem Grundanliegen, den christlichen Glauben und Gottes Liebe in die Welt zu tragen, habe es auch Schattenseiten in der damaligen Auffassung von Mission gegeben wie etwa Besserwisserei oder den Vormachtwillen der weißen „Herren“. Heute sei Mission ein solidarisches Miteinander auf gleicher Augenhöhe, das Akzeptieren der jeweiligen Ausprägung des Glaubens im Partnerland, Hilfe unter anderem im Gesundheitswesen und bei Bildungsprojekten. Im Kern gehe es heute um Globalisierung und Gerechtigkeit, sagte Sutter. „Mission in Solidarität heißt heute, dass wir uns als ein Leib verstehen. Das heißt auch, wir leiden mit, wenn Menschenrechte der indigenen Bevölkerung in Papua mit Füßen getreten werden.“

Der Oberkirchenrat berichtete, er habe in den Partnerkirchen der pfälzischen Landeskirche eine Glaubens- und Lebensfreude kennengelernt, die ansteckend sei. So sei er von seiner Reise in die Evangelische Kirche im Lande Papua (Gereja Kristen Injili di Tanah Papua) im vergangenen Jahr beschenkt und verändert zurückgekommen. Die vielfältigen Partnerschaften der Landeskirche mit der Presbyterianischen Kirche in Ghana, der Evangelischen Kirche im Lande Papua, der Presbyterianischen Kirche in Korea und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bolivien seien ein großer Schatz.

In der ersten Talkrunde fragte Albrecht Bähr drei Gesprächspartner aus der Pfalz, welche Bedeutung die Basler Mission für die Pfalz und Erfenbach hat. Dietlinde Nitzschke, Presbyterin und Chorleiterin aus Erfenbach, sagte, dass die Missionsfeste seit 1883 eine lange Tradition in Erfenbach haben. Pfarrer Christoph Krauth, der die Geschichte der Missionsfeste in der Pfalz erforscht hat, erklärte, dass die Feste Begegnungen mit fremden Kulturen und Völkern ermöglichten. Missionare hätten in Vorträgen geschildert, wie Mission praktisch funktionierte. Auch seien etliche Missionare aus der Pfalz nach Westafrika, Indien, China, Indonesien und Amerika entsandt worden.

Eine weitere Talkrunde behandelte die Frage, welche Bedeutung missionarisches Handeln für die Pfalz hat. Der Pfälzer Pfarrer Jochen Kirsch, bei der Mission 21 in Basel Leiter der Abteilung Internationale Beziehungen, sieht in der Missionsarbeit ein geöffnetes Fenster für Christen in die Welt. Sie könnten sich und ihren Glauben im Alltag mit dem der Partner verbinden. Pfarrerin Marianne Wagner, beim Missionarisch-Ökumenischen Dienst der Landeskirche für Weltmission und Ökumene zuständig, ermutigte die Festbesucher, im Gebet an die Christen der Partnerkirchen zu denken und für sie mit einzustehen. „Wir sind nicht allein in der Welt, wir sind mit anderen verbunden.“ dob

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