Kleine Präsente als Willkommensgruß für Flüchtlinge

Ehemalige Konfirmanden aus Germersheim-Sondernheim starten Päckchenaktion – Rotary Club und Ladengeschäfte als Sponsoren dabei

Beim Päckchenpacken im Gemeindehaus in Sondernheim (von links): Emily Streib, Stephen Azar und Selina Hachenthal. Foto: wal

Mit einer Geste wollen sie Flüchtlingen zeigen, dass diese willkommen sind: Jugendliche in Germersheim-Sondernheim haben 150 Päckchen gepackt und sie während eines geselligen Nachmittags der Kirchengemeinde Germersheim an Flüchtlinge überreicht, die in und um Germersheim leben.

Die Jugendgruppe der Kirchengemeinde Sondernheim besteht aus zwölf Mädchen und Jungen, die im Frühjahr von Pfarrer Dirk Meyer konfirmiert worden sind. Zu ihnen gehört auch Emily Streib, die die Idee zu der Päckchenaktion hatte. Im September hatte sie ihren Gemeindepfarrer gefragt, ob die Gruppe etwas für Flüchtlinge tun könne. Sie machte den Vorschlag, kleine Päckchen mit den nötigsten Toilettenartikeln wie Zahnputzzeug, Seife, Kamm und Bürste für die Neuankömmlinge zu packen. „Ich hatte im Fernsehen die Nachrichten von brennenden Flüchtlingsheimen gesehen und fand, wir sollten ein positives Zeichen dagegen setzen“, sagte die 14-Jährige. Vorbild sei für sie die Idee eines Mädchens in England gewesen, die für Obdachlose Päckchen gepackt und ihr Projekt über das Internetportal Youtube verbreitet hatte.

Der Pfarrer freute sich über die Initiative, er traf sich mit seiner Jugendgruppe. Zusammen entwickelten sie ein Konzept, wie das Projekt logistisch zu bewerkstelligen sei. Die Kirchengemeinde rief dazu auf, ihr Sachspenden zu bringen. Einige Jugendliche aus der Gruppe um Selina Rehm zogen im Oktober los und baten in Schuhgeschäften darum, leere Kartons mitnehmen zu dürfen. Auch Stephen Azar, Präsident des Serviceclubs Rotary Germersheim-Südliche Weinstraße, wurde aufmerksam und bat seinen Club, 500 Euro zu geben. „Diese Geldspende hat uns in die Lage versetzt, Dinge wie Seife oder Buntstifte zu kaufen, die bei den Sachspenden unterrepräsentiert waren“, sagte Dirk Meyer. Auch die Sparkasse im Ort gab Sachspenden.

Die Jugendlichen entschlossen sich zu getrennten Paketen für Erwachsene und für Kinder. Während die Erwachsenen Schuhkartons gefüllt mit Toilettenartikeln bekamen, erhielten die Kinder bunte Geschenktüten mit kleinen Spielsachen, Bilderbüchern, Plüschtieren, Malblocks und Buntstiften.

Im Gemeindehaus neben der Kirche in Sondernheim konnten die Jugendlichen Sachspenden und Gesammeltes zunächst lagern. Dann packten die zwölf Mädchen und Jungen mit Freunden, die neugierig auf die Aktion geworden waren, an zwei Nachmittagen die Geschenkpäckchen. Sie sei überrascht gewesen und habe sich gefreut, dass sich so viele Menschen in der Gemeinde an ihrer Aktion beteiligt und Sachspenden gegeben hätten“, meinte Selina Hachenthal beeindruckt, als sie zusammen mit Emily Streib randvoll gefüllte Kartons in Geschenkpapier einwickelte.

„Ich möchte leuchtende Kinderaugen sehen“, wünschte sich Selina Rehm beim Einpacken. In Gedanken war sie bereits beim Überreichen der Kartons, das zwei Tage später in Germersheim im Gemeindesaal der Kirchengemeinde stattfand. Ihre Freundin Gobiha, deren Eltern aus Sri Lanka stammen, machte bei der Packaktion ebenfalls ausdauernd mit. „Ich möchte den Menschen, die Schlimmes erlebt haben, eine Freude bereiten“, beschrieb sie ihre Motivation. Simone Günther fand es beeindruckend, dass sich alle Mitglieder der Gruppe für die Päckchenaktion ihre Freizeit investiert haben. „So können wir mit unseren kleinen Willkommenspäckchen dazu beitragen, Menschen Hoffnung zu geben, die sie dringend brauchen“, sagte sie.

Dass sich seine Jugendgruppe aktiv in die Flüchtlingsdebatte einbringen würden, hat Meyer nicht wirklich überrascht. Mehrere von ihnen seien Söhne und Töchter von Russlanddeutschen, die Anfang der 1990er Jahre in die Vorderpfalz kamen. „Diese jungen Leute können sich gut hineinversetzen in Menschen, die mit nichts kamen und eine Chance brauchen“, sagte er. dob

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