Das pfälzische Predigerseminar ist gut ausgelastet

Der neue Leiter Peter Busch sieht in Kooperationszonen gute Chancen für den Pfarrberuf – Angebot einer familienbewussten Ausbildung

Spezialisiert und gut vernetzt: Der Leiter Peter Busch (Mitte) mit dem Abschlusskurs des Predigerseminars in Landau. Foto: Iversen

Im protestantischen Predigerseminar Landau herrscht so viel Leben wie schon lange nicht mehr. Noch bis März tummeln sich dort drei Kurse mit insgesamt 41 Vikaren. Dann werden 14 von ihnen die zweite Phase ihrer Pfarrerausbildung abgeschlossen haben. Wenn jedes Jahr zwischen zehn und 20 Vikare neu hinzukommen, wäre das die optimale Auslastung des Predigerseminars, sagt Peter Busch, der das Seminar seit Mitte 2015 leitet.

Die Chancen dafür sind nicht schlecht, denn derzeit stehen 56 Theologiestudenten auf der Liste der pfälzischen Landeskirche. Außerdem übernehme das Predigerseminar ab und zu auch Vikare aus der rheinischen Kirche, sagt Busch. Mit diesen Zahlen habe sich die Diskussion um eine engere Kooperation des pfälzischen Predigerseminars mit einer Ausbildungsstätte einer anderen Landeskirche erledigt. 2012 hatte es Verhandlungen mit dem hessen-nassauischen Predigerseminar gegeben, da es nur noch vereinzelt Pfälzer Vikare gab. Inzwischen liegen die Zahlen jedes Jahr im zweistelligen Bereich.

Der Wunsch bei jungen Menschen, Theologie zu studieren, werde vor allem in drei Bereichen geweckt, sagt Busch. Die meisten Vikare berichteten, dass ein interessanter Religionsunterricht, gute Jugendarbeit oder die Kirchenmusik sie zum Studium motiviert hätten. Nach dem Studium kämen die Vikare dann meist mit einem bestimmten Berufsbild ins Predigerseminar: Sie wollen gut predigen und einfühlsame Seelsorger sein.

Da werde dann im zweiten Teil der Ausbildung etwas nachjustiert, sagt Busch. Die angehenden Pfarrer müssten lernen, dass sie auch Führungspersönlichkeiten seien, die eine Gemeinde managen sollen. Schließlich müssten sich viele Pfarrer um Kindergärten, Baumaßnahmen oder die Gemeindefinanzen kümmern. Wichtig ist für Busch auch, dass die Vikare früh mit Gesundheitsvorsorge in Kontakt kommen. Sie sollen Impulse erhalten, um vom Beginn ihres Berufslebens an auf körperliche Fitness und vernünftige Ernährung zu achten.

Eine Besonderheit des pfälzischen Predigerseminars sei zudem das familienbewusste Vikariat, sagt Busch. Um Ausbildung und Kinder unter einen Hut zu bekommen, sei eine sogenannte individualisierte Ausbildung möglich. Dann würden auf allen Ebenen für Einzelpersonen flexible Pläne erstellt und im persönlichen Gespräch Lösungen gesucht. „Wenn auf allen Seiten guter Wille herrscht, lässt sich da viel machen.“

Insgesamt gliedert sich die Vikars­ausbildung im Predigerseminar nach Buschs Worten in vier Kompetenzbereiche. Neben Theologie werden Methoden vermittelt, wie ein Gottesdienst geplant, eine Sitzung geleitet oder eine Unterrichtsstunde organisiert wird. Dann erwerben die Vikare soziale Kompetenzen für den angemessenen Umgang mit Gemeindemitgliedern und Personalkompetenz für den Umgang mit Haupt- und Ehrenamtlichen.

Eine positive Entwicklung für den Pfarrberuf sieht Busch in den neu errichteten Kooperationszonen in den Kirchenbezirken. Das biete den Pfarrern die Chance, sich zu spezialisieren und sich dadurch auf bestimmten Fachgebieten zu profilieren. Um die Kooperationen zwischen den Gemeinden zu stärken, würden im Vikariat auch Techniken vermittelt, wie sich ein Pfarrer Hilfe bei Kollegen holen könne. Der Pfarrer in Zukunft sei spezialisiert und gut vernetzt, sagt Busch.

Der promovierte Theologe Peter Busch arbeitet seit 2012 als Dozent für Religionspädagogik am Predigerseminar. Zuvor war er Schulpfarrer in Germersheim. Der 50-Jährige ist außerdem außerplanmäßiger Professor für Neues Testament an der Universität Heidelberg. Seit Beginn des Jahres ist auch die zweite Pfarrstelle des Predigerseminars wieder besetzt. Die ehemalige Schwarzenbacher Pfarrerin Sigrun Welke-Holtmann ist Dozentin für Predigtlehre und Liturgie. koc

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