Auf der Suche nach dem Super-Luther

Junge Kaiserslauterer schreiben Rockmusical zu Luther – Aufführung zum Reformationsjubiläum in Speyer

Suchen Darsteller für ihr Musical: Jonas Klamroth und Lea Siegfried in der Kaiserslauterer Stiftskirche. Foto: view

Die Geschichte rund um Martin Luther soll entstaubt werden, sagt Lea Siegfried. Die 22-jährige Kaiserslautererin ist im ersten Semester ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin. Bereits als Schülerin hat Lea Siegfried den Text des Rockmusicals geschrieben und ist bei der Aufführung für die szenische Arbeit verantwortlich. Ihre Theatererfahrung hat sie beim Jungen Theater Kaiserslautern gesammelt. Ihr liege am Herzen, dass die Sprache verständlich und die Dialoge nachvollziehbar seien. Gemeinsam mit Jonas Klamroth, der die Musik komponiert hat, hat sie in eineinhalb Jahren das Luther-Musical erarbeitet. Anlässlich des Reformationsjubiläums wird das Rockmusical im April 2017 in der Stadthalle Speyer aufgeführt. Dafür suchen die beiden kreativen Köpfe noch engagierte Laiendarsteller.

Die Idee zu dem Rockmusical kam den beiden 2010. „Als ich damals den Kinofilm Luther gesehen habe, kamen mir sofort Ideen für Lieder“, erinnert sich Klamroth. Diese habe er aufgeschrieben, und Stück für Stück sei so ein ganzes Musical entstanden.

Der 23-jährige Komponist studiert Informatik in Karlsruhe. Er habe sich bewusst gegen ein Musikstudium entschieden, da er sich die Liebe zur Musik erhalten wolle, sagt Klamroth. „Wenn man mit der Musik sein Geld verdient, wird einem ein Stück weit die Lust daran genommen.“ Umso mehr Leidenschaft steckt in den Songs seines Musicals. Hier mischen sich Orchesterklänge mit dem Rocksound von E-Gitarren und Schlagzeug. „Die Songs transportieren auch ein bisschen die Stimmung, die im Mittelalter herrschte. Die Musikrichtungen Rock und Metal passen da sehr gut, weil es ja auch eine dunkle und gewaltvolle Zeit war“, erläutert er.

Doch die Musik spielt bei dem kreativen Projekt noch eine weitaus größere Rolle. Sie sorgt dafür, dass die Themen, die darin anklingen, zu Herzen gehen. „Es geht um Freiheit, um Überzeugungen, um Ökumene“, zählt Klamroth auf. „Wir wollen aufzeigen, dass diese Themen von damals immer noch aktuell sind“, ergänzt Lea Siegfried. „Dass eine Idee ein ganzes Volk entzweit, das gibt es heute immer noch“, sagt Klamroth. Es sei wichtig, aus seiner Geschichte zu lernen. „Selbst wenn Konflikte unheimlich verhärtet sind, kann viel erreicht werden, wenn einer dem anderen zuhört und man sich mal mit der anderen Seite beschäftigt“, fasst Lea Siegfried die Botschaft des Stückes zusammen.

Besonderen Wert hat das kreative Duo auf das Thema Ökumene gelegt. Auch der Papst trete auf, doch auch er komme nicht allzu schlecht weg. „Alle Figuren sind so angelegt, dass sie viel mit sich selbst zu kämpfen haben“, erläutert Siegfried. Darum spiele auch der Teufel eine tragende Rolle als Verführer. Diese Rolle werde bewusst von einer Frau verkörpert, die als intrigante Versucherin ihr Spiel mit den Protagonisten der Reformation treibt. Am Ende singen der Papst und Luther sogar dasselbe Lied, auch wenn sie von unterschiedlichen Instrumenten begleitet werden.

Uraufgeführt wurde das Musical 2011 in der Kaiserslauterer Stiftskirche vor 400 Zuschauern, die vom Stück und der Leidenschaft der Darsteller begeistert waren. Ihr Erfolgsrezept sei, dass die Personen in sich logisch handeln, sagt Klamroth. „Wir haben die Charaktere komplett durchdacht und wissen genau, wer warum etwas macht.“ Ein Jahr später kam das Stück in der Burgkirche in Bad Dürkheim auf die Bühne. „Es steckt so unglaublich viel Arbeit und Herzblut in diesem Stück, dass wir nicht wollten, dass es in der Versenkung verschwindet“, beschreibt Lea Siegfried die Motivation, Luther erneut auf die Bühne zu bringen. So kam schließlich auch die Zusammenarbeit mit der Landeskirche zustande. Sie ist die Veranstalterin der Aufführung im April 2017 und stellt die finanziellen Mittel zur Verfügung. Die jungen Künstler kümmern sich währenddessen um die Darsteller, die musikalische und szenische Arbeit, die Kostüme, die Technik und das Bühnenbild. Honorar für diese Arbeit bekommen die Beiden nicht, sie arbeiten ehrenamtlich, aber mit voller Überzeugung an ihrem Luther-Stück.

Die Idee, zu öffentlichen Castings einzuladen, hatten sie selbst. „Es gibt in Rheinland-Pfalz unfassbar viel Talent und gleichzeitig unfassbar wenige Möglichkeiten, das auszuleben. Jedem, der daran Interesse hat, wollen wir eine Chance geben und beweisen, dass man auch als Laientheatergruppe echte Kunst erschaffen kann, die zum Nachdenken anregt“, sagt Siegfried.

Für die Castings müssen die Bewerber ein Musikstück und einen Monolog vortragen. Doch das Wichtigste sei, dass die Chemie stimmt, erklärt Klamroth. Improvisationsübungen und Workshops stehen am Anfang, bevor die Teilnehmer sich präsentieren. „Wir sind uns bewusst, dass wir nicht professionell sind, aber wir haben viel Erfahrung und wissen, worauf es ankommt“, schildert der Informatikstudent den Anspruch, den er und Lea Siegfried an ihre Arbeit stellen.

Ab November wird jedes Wochenende mit den Akteuren geprobt. Die Arbeit an „ihrem Baby“, wie Lea Siegfried das gemeinsame Projekt mit Jonas Klamroth nennt, mache sie aus Überzeugung und weil sie die Geschichte um Martin Luther immer wieder bewege. „Als das Stück zum ersten Mal aufgeführt wurde“, gibt sie zu, „habe ich beim letzten Lied geweint.“ Stefan Mendling

Castingtermine an vier Sonntagen im Februar

In Zusammenarbeit mit dem Verein Talent-Acker sucht die Landeskirche theaterbegeisterte Laiendarsteller und Sänger für das Luther-Musical. Castingtermine sind jeweils von 10.30 bis 16 Uhr am 7. Februar in der Evan­gelischen Studierendengemeinde, Am Gonsenheimer Spieß 1 in Mainz, am 14. Februar in der Stiftskirche Kaiserslautern, am 21. Februar im Proberaum des Landeskirchenrats, Roßmarktstraße 4 in Speyer und am 28. Februar von 11.30 bis 17 Uhr in der Kirchstraße 1a in Saarbrücken-Bischmisheim.
Informationen gibt es im Internet unter talent-acker.de. Anmeldungen zum Casting sind per e-mail an casting(at)nospamtalent-acker.de zu richten. stm

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