Schwache und Vergessene erhalten neue Lebenskraft

23. Spendenaktion „Hoffnung für Osteuropa“ pfalzweit in Rodenbach eröffnet – Zwei Hilfsprojekte unterstützen Bedürftige in Moldawien

In der Kirche in Rodenbach (von links): Dekan Matthias Schwarz aus Otterbach, Gemeindepfarrer Horst Kiefer, Wolfgang Kleemann, Rodica Pruteanu, Oberkirchenrat Manfred Sutter und Pfarrer Dieter Weber vom Diakonischen Werk Pfalz. Foto: view

Das südosteuropäische Land Moldawien steht im Mittelpunkt der 23. pfalzweiten Aktion „Hoffnung für Osteuropa“. Die Spendenaktion wurde mit einem Festgottesdienst sowie Foto- und Filmvorträgen in Rodenbach bei Kaiserslautern eröffnet, die die Not von Menschen in der Republik beleuchteten. Moldawien gilt als das „Armenhaus Europas“. Die Spendenaktion steht unter dem Motto „Lass mich nicht zuschanden werden in meiner Hoffnung“, ein Vers aus Psalm 119.

Mitglieder des Vereins Pro Moldova aus Rodenbach und seines Part­ner­ver­eins Pro Moldova Social erläuterten, wie sie bedürftige Menschen in dem südosteuropäischen Land helfen. Wolfgang Kleemann hat den Verein Pro Moldova 1994 gegründet, nachdem er bei einem Besuch dort Zeuge der Armut breiter Bevölkerungsteile wurde. Kleemann hatte in dem Binnenstaat, der westlich an Rumänien grenzt und im Norden Osten und Süden von der Ukraine umschlossen ist, das Grab seines im Zweiten Weltkrieg verschollenen Vaters gesucht und gefunden.

Nach seinen Angaben lebt rund ein Drittel der 3,4 Millionen Moldawier monatlich von weniger als 50 Euro. Wegen hoher Arbeitslosigkeit und mangelnder beruflicher Perspektiven würden vor allem qualifizierte Akademiker das Land verlassen, um ihren Lebensunterhalt im Ausland zu verdienen. „Zurück bleiben die Alten, Kinder und Jugendlichen. Viele Kinder sind auf sich allein gestellt und werden zu Sozialwaisen“, schildert der Vereinsvorsitzende die Situation der Schwachen und Vergessenen. Vor allem Mädchen seien gefährdet, in die Fänge von Schleusern zu geraten, die sie in die Prostitution trieben.

Im November 2010 gründete sich in Moldawien der Verein Pro Moldova Social, der als Partner der Rodenbacher Organisation im eigenen Land hilft. Seine Koordinatorin ist Rodica Pruteanu. Als Gast bei der Eröffnung der Spendenaktion gab sie nicht nur im Gottesdienst und in einem Lichtbildvortrag Einblicke in sechs Hilfsprojekte der beiden Vereine.

Mit Nahrungsmittelpaketen für rund 50 arme Familien und ältere Einzelpersonen in den Orten Ursoaia, Razeni, Cahul und in der Hauptstadt Chisinau wird deren Grundversorgung sichergestellt. Rodica Pruteanu und ihr Mann haben zuvor die Bedürftigkeit der Betroffenen überprüft und bringen ihnen Grundnahrungsmittel wie Öl, Reis, Nudeln, Mehl, Haferflocken.

Seit Juni 2013 beteiligen sich die Vereine mit monatlich 280 Euro an einer Suppenküche in Razeni. Dreimal wöchentlich erhalten dort 20 meist alleinstehende alte Menschen ein frisches warmes Mittagessen. Träger der Küche ist der Verein Eco Razeni, Hauptsponsor das österreichische Arbeits- und Sozialministerium.

Auch in Razeni haben die beiden Vereine ein Berufsbildungsprojekt für 15 Mädchen im Alter von 13 bis 16 Jahren gegründet. An mehreren Nachmittagen pro Woche erhalten sie nach dem Schulunterricht von Fachkräften Unterricht im Nähen, im Friseurhandwerk und im Kochen. Auch Lebenskundeunterricht mit den Bereichen Haushaltsführung, Gesundheits- und Hygieneerziehung sowie religiöse Unterweisung steht auf ihrem Weiterbildungsprogramm. Ab September wollen beide Vereine auch in dem Ort Ursoaia ein Weiterbildungsprojekt für Mädchen starten.

Der Verein in Rodenbach sammelt Kleider- und Sachspenden in Deutschland und sorgt für den Transport nach Moldawien. Pro Moldova Social verteilt sie an arme Einzelne und Familien. Beide Organisationen geben zudem Zuschüsse für die Integration behinderter Kinder an einer Schule in dem Ort Perescina. Sie kümmern sich auch um medizinische Hilfe. Bei Bedarf stellen sie Menschen Rollatoren, Kontrollgeräte wie Blutzucker- und Blutdruckmessgeräte und Seh- und Hörhilfen zur Verfügung. In Einzelfällen bezuschussen sie Untersuchungen für Diagnose und Therapie von Kranken.

Oberkirchenrat Manfred Sutter nannte den Einsatz der beiden Vereine und zehn weiterer Initiativen aus pfälzischen Kirchengemeinden in Osteuropa ein Hoffnungszeichen. „Menschen brauchen Hoffnung, um leben zu können, denn daraus nährt sich ihre Lebenskraft“, sagte er. Die Bibel sei voll von Hoffnungsgeschichten. Dadurch werde sie zu einer Quelle der Kraft und einem Mittel des Überlebens. dob

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