Protestationsfestspiele im Paradiesgarten

Historical im Garten der Dreifaltigkeitskirche zieht fast 1000 Zuschauer an – Lob für Darsteller und Autor

Landgraf mit Steckenpferd: Philipp der Großmütige, Landgraf von Hessen, und Gattin Christine – alias Oliver und Renate Geis – reiten am Ort des Reichstags von 1529 ein. Foto: Landry

Mittelalterliches Flair vor der Retscherruine: Die Geschichte des Speyerer Reichstages von 1529 erzählten Pfarrer Ralph Gölzer als „Protocolarius“(rechts) und seine Mitstreiter im Historical „Verraten und verkauft“. Foto: Landry

Insgesamt fast 1000 Zuschauer haben am vergangenen Wochenende im Paradiesgarten der Speyerer Dreifaltigkeitskirche die drei Aufführungen des Historicals „Verraten und verkauft“ besucht. Das Historienspiel erzählt die Geschichte der Protestation zu Speyer auf dem Reichstag von 1529. Das Publikum zeigte sich von der Dramaturgie des Stückes beeindruckt: „Für mich sind das Protestationsfestspiele im Paradiesgarten“, sagt der Speyerer Gerd Humbert und empfiehlt, die Aufführung zu einer festen Einrichtung zu machen.

So weit ist Gemeindepfarrerin Christine Gölzer noch nicht: „Wir planen jetzt für 2017 und hangeln uns dann von Jahr zu Jahr weiter.“ Für die diesjährige Veranstaltung zieht sie ein positives Fazit: Mit dem Historienspiel sei es gelungen, viele Menschen untereinander über die Protestation ins Gespräch zu bringen. Ob es sich auch finanziell für die Gemeinde gelohnt hat, stehe noch nicht fest, sagt Gölzer. „Unsere Unkosten sind aber gedeckt“, ist sie sich sicher.

Autor des Historicals ist der Ehemann der Gemeindepfarrerin, Pfarrer Ralph Gölzer. Das Stück erzählt, wie König Ferdinand von Böhmen, der den Reichstag leitet, und die Mehrheit der katholischen Fürsten versuchen, die Reformation zu stoppen und rückgängig zu machen. Die Toleranzbeschlüsse des Speyerer Reichstags von 1526, die die Duldung der Evangelischen vorsahen, sollen aufgehoben werden. Die Evangelischen berufen sich auf die Freiheit des Einzelnen in Gewissens- und Glaubensfragen und wehren sich gegen diesen Versuch: Mit einer am 20. April 1529 eingereichten Protestnote erheben sie Einspruch gegen den Reichstagsbeschluss – eine der wichtigsten Wegmarken der Reformation und bis heute namensgebend für die Protestanten.

Rolf Mommsen, selbst Hobbyschauspieler, lobt die schauspielerische Leistung der Darsteller: „Ich bin sehr beeindruckt von der Truppe.“ Neues über die Protestation habe er aber nicht gelernt, sagt der 72-Jährige. „Das liegt wohl daran, dass ich geschichtsinteressiert bin und viel über den Reichstag von 1529 weiß“, berichtet der frühere Lehrer. Besonders gut habe ihm auch der Aufführungsort gefallen: „Hier im Paradiesgarten der Dreifaltigkeitskirche, direkt vor der Retscherruine, bekommt das Stück ein sehr mittelalterliches Flair.“ jok

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