Austausch über den Glauben und die religiöse Praxis

Forum der Religionen in Ludwigshafen gegründet – Durch Begegnung soll Vertrauen wachsen – Jede Religion soll ihre Identität einbringen

Gründungsveranstaltung im Ernst-Bloch-Haus: Dekanin Barbara Kohlstruck betont die Chancen für mehr Toleranz. Foto: Kunz

Geleitet von den zentralen Werten aller Religionen wie Liebe, Barmherzigkeit und Frieden ist am vergangenen Sonntag in Ludwigshafen das Forum der Religionen gegründet worden. Damit beginnt ein gemeinsamer Weg und interreligiöser Dialog aller Glaubenden, damit es in Ludwigshafen, Deutschland und der Welt gerechter, friedlicher und menschlicher zugehen möge.

Die Idee ist einleuchtend: Die Vertreter verschiedener Religionen sollen sich bei persönlichen Treffen besser kennenlernen und etwas über den Glauben, die religiöse Praxis und die Gemeindestruktur der anderen Religionen erfahren. Durch diese Begegnungen kann Vertrauen wachsen. „Es muss anerkannt werden, dass für andere andere Wahrheiten leitend sind als für mich“, erläuterte Nadja Coors von der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz. Aus diesen persönlichen Begegnungen soll dann ein tragfähiges, dauerhaftes Netzwerk der Religionen in Ludwigshafen entstehen. Hass, Gewalt, Terror und Fanatismus werden verurteilt und sollen gemeinsam bekämpft werden.

Die Ziele des Forums der Religionen gehen jedoch noch weiter: „Wir verstehen uns als Teil der Zivilgesellschaft und wollen unseren Beitrag zum Stadtleben leisten“, sagte Apostelkirchenpfarrer Stefan Bauer, der die Idee zu dem Forum der Religionen hatte. „Religionen brauchen eine Stimme in der Stadt, denn sie leisten viel“, ist er überzeugt. Das Forum der Religionen soll quasi als „Parlament der Religionen“ die gemeinsame Stimme der Religionen in der Ludwigshafener Öffentlichkeit werden und für den sozialen Frieden wie auch für den Rechtsstaat einstehen.

Nach dem Gründungsaufruf zu einem Forum der Religionen in der „Woche der Brüderlichkeit“ im März 2015, den damals 35 Multiplikatoren unterzeichneten, ist das Forum nun offiziell gegründet worden. Mittlerweile sind es 70 Multiplikatoren – Geistliche, Gemeindevorstände, Religionspädagogen und interessierte Einzelpersonen – aus fünf Religionen und acht Konfessionen. Folgende Religionsgemeinschaften sind dabei: Die Alevitische Gemeinde Mannheim-Ludwigshafen, die Gemeinde des thailändisch-buddhistischen Klosters in Ludwigshafen-Mundenheim, der Protestantische Kirchenbezirk Ludwigshafen, die griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde Ludwigshafen, die Mennonitengemeinde Ludwigshafen-Eppstein, das katholische Dekanat Ludwigshafen, die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz und die sunnitischen Muslime. Außerdem arbeiten Repräsentanten des christlich-jüdischen und christlich-islamischen Dialogs sowie der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) mit. „Das ist eine große Vielfalt und Bandbreite, eine Herausforderung, aber vielmehr eine Chance für Toleranz, die es wert ist, wahrgenommen zu werden“, sagte Dekanin Barbara Kohlstruck bei der Gründungsveranstaltung im Ernst-Bloch-Haus, zu der etwa 130 Gäste gekommen waren.

Sie hofft, dass sich noch weitere Religionsgemeinschaften an dem Forum beteiligten. Bei einem Dialog der Religionen gehe es nicht um eine Vereinheitlichung der Religionen, sondern vielmehr um das Besondere, führte Professor Reinhold Bernhardt aus Basel in seinem Festvortrag zum Thema „Suchet der Stadt Bestes – im Miteinander der Religionen“ aus. „Jede Religion soll ihre Identität unverkürzt in den Dialog einbringen“, betonte er.

Oberbürgermeisterin Eva Lohse sieht die Gründung des Forums als „wichtiges Signal“. Wenn das Forum seine Arbeit gut mache, könne es zu einer Atmosphäre beitragen, in der die Menschen unterschiedlicher Religionen in Ludwigshafen offen, mit Neugierde und mit Respekt aufeinander zugehen. „Keiner soll seine eigenen Perspektiven und seine Sicht aufgeben, aber jeder im Forum ist eingeladen, einen Perspektivwechsel vorzunehmen“, sagte Eva Lohse und wies auf die Religionsfreiheit als ein „essenzielles Gut“ hin. Das Forum der Religionen ist bereits öffentlich in Erscheinung getreten: Nach den Terroranschlägen von Paris lud es zu einer gemeinsamen Gedenkfeier in der Ludwigskirche, an der rund 300 Menschen teilnahmen. Anette Konrad

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