Die Menschenkette soll jedes Jahr dichter werden

Initiative Stopp Ramstein veranstaltet Friedenswochenende in Westpfalz – US-Drohnenkrieg verurteilt – Schließung der Air Base gefordert

Der Abschnitt der Menschenkette von Kindsbach nach Landstuhl: Trotz Dauerregens nahmen Menschen jeden Alters teil. Foto: view

Mit einer zwölf Kilometer langen Menschenkette von der Air Base Ramstein bis nach Kindsbach haben mehrere tausend Menschen gegen den Drohnenkrieg der US-Regierung demonstriert, der von der Air Base in Ramstein aus gesteuert wird. Veranstalter waren die Initiative Stopp Ramstein und mehrere Friedensgruppen, darunter auch die landeskirchliche Gruppe „Frauen wagen Frieden“. Die Organisatoren sprachen von bis zu 5000 Teilnehmern, nach Angaben der Polizei waren es rund 2500. Die Kette, bei der sich Menschen im Dauerregen an den Händen und an Schals mit der Aufschrift „Stopp Ramstein“ fassten, konnte nicht wie erhofft lückenlos geschlossen werden. So war sie nach Angaben von Erika Christmann, Mitglied der Gruppe „Frauen wagen Frieden“, auf einem etwa 400 Meter langen Teilstück zwischen Landstuhl und Kindsbach unterbrochen.

Doch Reiner Braun vom Aktionsbüro der Initiative Stopp Ramstein wertete die Demonstration als Erfolg. Es sei der bisher größte Protest gegen die Militärbasis – verbunden mit Aufklärungs- und Informationsveranstaltungen. „Wir kommen wieder“, kündigte er für 2017 an. Dann könnten sich noch wesentlich mehr Menschen gegen die völkerrechtswidrigen Kampfdrohneneinsätze der USA engagieren, hoffte er.

Die Menschenkette war Teil eines viertägigen Friedenswochenendes der Initiative Stopp Ramstein in der Westpfalz. Dazu gehörten ein Friedenscamp bei Ramstein mit rund 500 Teilnehmern, Vorführungen des Films „Ramstein, das letzte Gefecht“ in einem Kaiserslauterer Kino und ein mit 600 Besuchern überfüllter Vortrags- und Diskussionsnachmittag in der Versöhnungskirche in Kaiserslautern. Einige Stunden vor der Menschenkette gab es Auftaktkundgebungen mit prominenten Rednern in Kaiserslautern, Landstuhl und Ramstein. In Kaiserslautern sprach Oskar Lafontaine, Fraktionschef der Linken im saarländischen Landtag. Ramstein spiele in der weltweiten US-Kriegsführung eine entscheidende Rolle, sagte er. Besonders ihr „terroristischer Drohnenkrieg“ werde von der Satellitenrelaisstation auf der Air Base wesentlich gelenkt. Kriege würden vor allem zur Sicherung von Rohstoffen und Absatzmärkten geführt. Davon profitierten nur jene Minderheiten, die die Kriege auch in Gang setzten. Ziel der USA, die derzeit weltgrößte Militärmacht seien, sei eine Einkreisungspolitik gegen Russland.

Pfarrerin Claudia Kettering, Referentin in der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft, kritisierte in ihrer Rede, dass bei den Einsätzen der US-Kampfdrohnen für jeden potenziellen Terroristen drei unbeteiligte Zivilisten ums Leben kämen, etwa in Afghanistan, Pakistan und Somalia. „Wir glauben nicht an Frieden durch Bespitzelung, Überwachung und Ausbeutung von drei Vierteln der Welt, wir glauben an Frieden durch Teilhabe und Bekämpfung der Armut“, sagte Kettering.

Reiner Braun betonte in seiner Ansprache, dass die Initiative Stopp Ramstein jegliche Gewalt ablehne. „Uns ­verbindet nichts mit rechtsradikalen Gruppen, wir sind antifaschistisch und friedlich.“ Er forderte von der Bundesregierung die Schließung der Air Base in Ramstein. Nach dem Truppenstationierungsabkommen von 1990, das auch Helmut Kohl unterzeichnet habe, könne die deutsche Regierung Ramstein innerhalb von 24 Monaten kündigen.

Zu den Hunderten jeden Alters, die in Kindsbach die Menschenkette bildeten, gehörte auch Margot Blacher aus Kaiserslautern. Die 60-Jährige sagte, durch ein Flugblatt sei sie darauf aufmerksam geworden und habe sich zunächst den Kinofilm angesehen. Sie habe dann entschieden, einen Tag später an der Auftaktveranstaltung und der Menschenkette teilzunehmen. Dass relativ wenige Menschen aus der Umgebung von Ramstein teilnahmen, erklärte sie mit dem Hinweis, viele von ihnen vermieteten Wohnraum an amerikanische Arbeitskräfte der Air Base und fürchteten um ihre Einnahmequelle. Immer weniger Pfälzer Zivilisten fänden auf der Air Base Arbeit, weil diese zunehmend Arbeitskräfte aus den USA anwerbe.

Die Ramstein-Gegner waren aus ganz Deutschland angereist, darunter auch das Rentnerehepaar Ursula und Klaus Wragge aus Schwanewede bei Bremen. „Durch den Theologen Eugen Drewermann wurden wir darauf aufmerksam, und ich glaube, hier werden wir gebraucht“, sagte Ursula Wragge. dob

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