Kabarett und Führungen durch die Gruft

Bad Bergzaberner feiern Abschluss der Renovierung ihrer Bergkirche – Den Großteil mit Spenden bezahlt

Offene Bühne in der Bergkirche: Zum Festprogramm der Wiederindienststellung gehörten auch Kabarettauftritte. Foto: Pfundstein

Bad Bergzabern. „Braucht en Pälzer Prodeschdand iwwerhaupt e schänie Kerch?“, fragt Tourist Dietmar Zoller, der „zufällig“ in den Festgottesdienst der Wiederindienstellung der Bergkirche nach der Renovierung platzt. Die Antworten gibt ihm in einer humorvollen Dialogpredigt Pfarrerin Angela Fabian. Zwei Tage lang hat die protestantische Kirchengemeinde den Abschluss der Renovierungsarbeiten an ihrem barocken Kleinod in Bad Bergzabern mit einem großen Festprogramm gefeiert.

Für Dekan Dietmar Zoller als Tourist haben sich „die paar Minudde mit de Parrerin gelohnt“ und er wünschte der Gemeinde „e schänes Fescht unn ganz viel guude Stunne mit em liewe Gott im Bergkirchl“. Viele gute Stunden verbrachten dann auch die Bad Bergzaberner in ihrer Bergkirche beim Festgottesdienst am Sonntag, einem Benefizkonzert, bei Kirchenkabarettauftritten, einer Edeltrödelauktion, Führungen auf den Dachstuhl und in die Gruft sowie bei Nachtgebeten. Denn Grund zum Feiern gab es allemal: Die Renovierunsgarbeiten sind abgeschlossen und können zu einem überwiegenden Teil mit Spenden bezahlt werden.

Viele Helfer kümmerten sich um die Bewirtung und hatten gut zu tun. Nach dem Festgottesdienst und der Wiederindienststellung der Bergkirche mischte sich Dekan Dietmar Zoller im grünen T-Shirt der Helfer unter die zahlreichen Gäste. Wie wichtig den Bürgern ihre Bergkirche ist, zeigt sich allein in den nüchternen Zahlen der Sanierung, die rund 340 000 Euro kostet. Mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen kamen mit kleinen und großen Spenden von mehr als 560 Spendern 175 000 Euro zusammen. „Es gab eine Privatspende in Höhe von 70 000 Euro, 105 000 Euro setzen sich aus vielen einzelnen Spenden zusammen“, informierte Zoller im Gespräch mit dem KIRCHENBOTEN. 40 000 Euro kamen vom Denkmalschutz. „Wir hoffen noch auf einige Spenden, den Rest bezahlen wir aus der Kirchenkasse“, so Zoller zu den ausstehenden 125 000 Euro.

Der größte Brocken der Renovierung war der Boden des kunstvoll gezimmerten Dachstuhls, von dem Holzbauingenieur Rainer Klopfer aus Gleiszellen jeden Balken kennt. „Es gab umlaufend Schädigungen am Gebälk durch Feuchtigkeit mit der Folge eines Pilzbefalls und Schädigungen durch den bunten Nagekäfer“, erläutert der Fachmann bei einer Führung. Die Decke war zu rund 40 Prozent geschädigt. Am Dachstuhl ist an der Farbe des Holzes zu erkennen, welche Teile ersetzt wurden. Auf dem Dachboden ist auch die mit einer Handkurbel zu bedienende Winde angebracht, mit der man den Kronleuchter in der Kirche in die gewünschte Höhe bringen kann. An beiden Tagen wurden Führungen durch die Kirche angeboten, die einige Besonderheiten aufweist.

Das von 1720 bis 1730 von der lutherischen Gemeinde erbaute Gotteshaus wurde von Herzogin Karoline von Nassau-Zweibrücken als Schlosskirche genutzt. Die Herzogin hatte den Kirchenbau finanziell unterstützt. Da eine Fürstenloge fehlte, wurde zum Schutz vor den Blicken des einfachen Volkes im Chorraum ein vergittertes Gestühl eingebaut. Bemerkenswert ist die durchlaufende, blaue Kassettendecke, mit goldenen Sternen, Sonne und Mond, die in der Pfalz einmalig ist. Eine Besonderheit stellt auch die Fürstengruft vor dem Altar dar, in der Mutter und Schwester der Herzogin beigesetzt sind. Die Gruft war an den beiden Festtagen geöffnet und durfte begangen werden. Die Baumann-Orgel aus dem Jahr 1782 zählt zu den wertvollsten historischen Orgelwerken im Bereich der pfälzischen Landeskirche. Bemerkenswert ist auch die Sanduhr an der Kanzel. Dauerte die Predigt nicht wenigstens 40 Minuten, wurde in früheren Zeiten dem Prediger das Gehalt gekürzt. Sonja Pfundstein

Meistgelesene Artikel