Belastung und Frustration

Der erste Enthusiasmus bei manchen Flüchtlingshelfern ist gesunken

Rege Kontakte: Helfer und Flüchtlinge im Martin-Luther-King-Haus. Foto: Landry

Der Enthusiasmus bei ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern ist nach Einschätzung des Flüchtlingsbeauftragten der Landeskirche, Reinhard Schott, zurückgegangen. Dies habe nichts mit den Terroranschlägen der vergangenen Tage zu tun, sagte Schott. Vielmehr laufe die Arbeit des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge inzwischen gut, was dazu führe, dass viele Flüchtlinge in andere Aufnahmeländer geschickt würden. „Es ist für Helfer frustrierend, wenn sie monatelang einen syrischen Flüchtling betreuen, der dann plötzlich nach Spanien abgeschoben wird.“

Bei vielen Helfern mache sich auch die enorme Belastung der vergangenen Monate bemerkbar, sagte Schott. So mancher ehrenamtlich Engagierte, der ein halbes Jahr lang zweimal in der Woche im Einsatz war, fahre sein Engagement nun zurück und arbeite nur noch einmal in der Woche oder alle zwei Wochen. Dennoch gebe es in der Landeskirche immer noch ausreichend Menschen, die sich für Flüchtlinge einsetzten. Diese würden auch ausreichend unterstützt, etwa durch die Ehrenamtsberatung der pfälzischen Diakonie.

Ungebrochen sei das Engagement der Helfer beim Treffpunkt Asyl in Speyer, sagte Dekan Markus Jäckle. Die Einrichtung war kurzzeitig öffentlich ins Gerede gekommen, weil der Speyerer Pfarrer Uwe Weinerth die Schließung des Treffs im Martin-Luther-King-Haus verkündet hatte. Er sei entsetzt gewesen, als er diese Aussage Weinerths gehört habe, sagte Jäckle. Bereits im März habe das Presbyterium der Gedächtniskirche die unbefristete Weiterführung des Treffpunkts beschlossen.

Seit zwei Jahren kommen jeden Donnerstag etwa 80 Flüchtlinge zu dem Treff. Sie könnten hier miteinander in Kontakt kommen und erhielten Hilfe von Ehrenamtlichen, sagte Jäckle. „Viele und gute Kontakte zu Deutschen sind der richtige Schritt, um der Radikalisierung entgegenzuwirken.“ koc

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