Ökumenische Zusammenarbeit gibt es nur punktuell

Viele katholische und wenige protestantische Gemeinden am Erlebnistag Deutsche Weinstraße unter dem Motto „Himmlische Pfalz“ beteiligt

Der Rechte lenkt und bremst, der Linke sagt, wo es langgeht: Gemeinsam haben Kirchenpräsident Christian Schad (rechts) und Bischof Karl-Heinz Wiesemann in Klingenmünster den 31. Erlebnistag Deutsche Weinstraße eröffnet. Foto: VAN

Tischen in ökumenischer Verbundenheit in Neustadt auf (in der Mitte von links): Christiane Conrad und Barbara Fröhlich-Zeller. Foto: LM

Das Motto „Himmlische Pfalz“ des 31. Erlebnistags Deutsche Weinstraße verlangte es geradezu: Pfarr- und Kirchengemeinden in den Orten entlang der mehr als 80 Kilometer langen Weinstraße haben sich neben Weingütern daran beteiligt. Bei hochsommerlichen Temperaturen boten sie an zwölf Stationen von Schweigen-Rechtenbach bis Bockenheim „Himmlische Häppchen“ und kühle Getränke an, hielten für verschwitzte Radler, Fußgänger und Skater lauschige Plätze im Schatten bereit und öffneten für sie ihre Kirchen.

Eine ökumenische Zusammenarbeit der Gemeinden gab es jedoch nur vereinzelt: Etwa in Neustadt und in Schweigen. An den meisten Stationen versorgten katholische Gemeinden oder deren Einrichtungen die Gäste. So tischte in Hambach der Katholische Männerkochclub St. Jacques und in Königsbach die Katholische Frauengemeinschaft St. Johannes auf.

Im Schatten der Stiftskirche in Neustadt konnten Besucher dagegen ein eingespieltes ökumenisches Miteinander erleben. Am gemeinsamen Essens- und Getränkestand der katholischen Gemeinde Teresa von Avila und der protestantischen Stiftskirchengemeinde gab es „Himmlische Hühnerbrüstchen“ aufgespießt mit Brot, einer pikanten Soße und einem Glas Traubensecco. Sieben katholische und drei protestantische Helferinnen und Helfer waren im Einsatz. „Die Protestanten haben für unsere orangefarbenen Schürzen und die Bierzelttische und -bänke gesorgt, wir konnten mit Ehrenamtlichen aushelfen“, sagte Barbara Fröhlich-Zeller vom katholischen Gemeindeausschuss. Schon seit Jahren arbeitet sie mit Christiane Conrad vom Bau- und Förderverein der protestantischen Stiftskirchengemeinde zusammen, etwa beim ökumenischen Brückenfest, das alljährlich auf der Brücke am Gemeindehaus Casimirianum gefeiert wird. Mit Christiane könne man aus dem Vollen schöpfen, nichts sei ihr zu viel, weiß Barbara Fröhlich-Zeller zu schätzen. Schön hätten beide gefunden, wenn Bischof Wiesemann und Kirchenpräsident Schad bei ihnen Station gemacht und sich vom Funktionieren der Ökumene überzeugt hätten.

In Schweigen haben die katholische und die protestantische Gemeinde morgens gemeinsam einen grenzüberschreitend ökumenischen Freiluftgottesdienst unter dem Weintor gehalten. Sie hatten dazu die protestantische Dekanin Esther Lenz aus dem elsässischen Weissenburg eingeladen, die zusammen mit Gemeindepfarrerin Margarete Lingenfelder und Irmi Thomas vom Gemeindeausschuss den Ablauf gestaltete. Nach Angaben Lingenfelders haben mehr als 100 Menschen den Gottesdienst besucht, der bisher jährlich als grenzüberschreitender Gottesdienst am Erlebnistag stattfand.

In Klingenmünster eröffneten Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Kirchenpräsident Christian Schad gemeinsam den 31. Erlebnistag mit Weinkönigin Julia Kren, Landrätin Theresia Riedmaier, Staatssekretär Andi Becht vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und Alexander Schweitzer, SPD-Fraktionsvorsitzender im Mainzer Landtag.

In einer Ansprache auf einer Bühne vor der katholischen Stiftskirche machte Wiesemann auf die gemeinschaftsstiftende Funktion des Weins aufmerksam. Das Weinland ringsum sei Kulturland, „und dazu gehört die christliche Kirche, die unsere Kultur und unsere grundlegenden Werte geprägt hat“, sagte er vor mehreren hundert Gästen. Schad nannte den Erlebnistag einen Tag der Begegnung, bei dem die Gastfreundschaft eine wichtige Rolle spiele. Sie sei eine der wichtigsten christlichen Tugenden. Besondere Bedeutung gewinne sie angesichts der vielen Menschen, die aus Kriegs- und Krisengebieten geflohen seien und in Deutschland Zuflucht suchten. „Alle sind wir Gottes Ebenbilder, Töchter und Söhne Gottes. Ob jung oder alt, Mann oder Frau, einheimisch oder fremd – alle haben wir eine unantastbare Würde“, sagte Schad.

Zusammen mit dem Bischof setzte er sich anschließend aufs Ökumenemobil, einem vierrädrigen Rad mit Hebeln fürs Lenken und Bremsen. Die beiden Kirchenmänner traten tüchtig in die Pedalen und fuhren eskortiert von Polizei und Meßdienern auf der Weinstraße nach Eschbach, wo sie eine ökumenische Schoppenandacht gestalteten. dob

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