Die Glocken schweigen bis Mitte März

Im Turm der Christuskirche in Haßloch wird das Metalljoch gegen eine Holzkonstruktion ausgetauscht

Im Kirchturm der Christuskirche: Die Glocken erhalten neue Joche und Klöppel. Foto: LM

Haßloch. Bis voraussichtlich Mitte März schweigen die Glocken der Christuskirche in Haßloch. Das vierstimmige Geläut wird derzeit saniert. Das alte Metalljoch, an dem die vier Glocken aus den Jahren 1949 und 1964 hängen, wurde vor einigen Tagen gegen eine Konstruktion aus Holz ausgetauscht. Die Glocken aus der Gießerei Schilling in Heidelberg erhalten außerdem neue Klöppel.

Nach Angaben der Glockensachverständigen der pfälzischen Landeskirche, Birgit Müller, werden die Klöppel mit einem Spezialkran an Ort und Stelle gehievt. Grund sei ihr enormes Gewicht. Der Klöppel der großen Glocke wiege 160 Kilogramm, die für ihn benötigte Aufhängung sei zwischen 200 und 250 Kilogramm schwer, weiß Müller. Der Klöppel der zweitgrößten Glocke wiege immerhin noch 90 Kilogramm.

Die bisherigen Klöppel seien abgeschlagen. Außerdem hätten sich an jenen Stellen, wo sie auf die Glocken träfen, Einbuchtungen gebildet. Zudem hätten die Nieten an den 65 Jahre alten Aufhängungen aus Metall nach Angaben von Birgit Müller Rost angesetzt. Somit bestehe jetzt akuter Handlungsbedarf. Die neue hölzerne Variante sei zum einen langlebiger als das Metall. Bis zu 100 Jahre und länger könne ein Holzjoch halten. Zum anderen solle der Klang des vierstimmigen Geläuts durch das neue Material weicher werden, denn das Holz und weichere Klöppel ließen die Untertöne der Glocken besser zur Geltung kommen.

Auch wirke sich das Holz günstiger als das bisherige Metall auf die Schwingungsdynamik im Turm der Kirche aus. Kirchtürme seien starken dynamischen Kräften ausgesetzt, die zunähmen, je mehr Glocken darin läuteten, erklärte Birgit Müller. Zur Einordnung führte sie an, die größte Glocke habe einen Durchmesser von 1,84 Meter und sei 3,9 Tonnen schwer. Auch solle der Läutewinkel verringert werden, um die Klangdynamik zu regulieren.

Auf den Tag genau nach 65 Jahren sind nun das Metalljoch gegen eine Holzkonstruktion und die Klöppel in den Glocken ausgetauscht worden. Am 25. Februar 1950 waren die ersten drei Glocken der Christuskirche in Haßloch angekommen. Sie wurden am Bahnhof untergestellt und am nächsten Tag auf einem geschmückten Wagen zur Christuskirche gebracht. Nach einem weiteren Tag wurden sie mit einer großen Seilwinde in Handarbeit in den Kirchturm gezogen. Die Glockenweihe wurde am 5. März mit einem Festgottesdienst gefeiert. Als 15 Jahre später die vierte Glocke der Gießerei Schilling dazukam, hatte das Geläut der Christuskirche wieder dasselbe Klangvolumen wie vor dem Zweiten Weltkrieg. hjm

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