Mit herausforderndem Verhalten umgehen

BASF und Diakonie Pfalz erproben in zehn Kindergärten neues Modell – Sechs Fortbildungen vorgesehen

Nimmt am Projekt teil: Die Kindertagesstätte „Kunterbunt“ in der Gartenstadt. Foto: pv

Ludwigshafen. „Herausforderungen: Für dich? Für mich? Für alle? – Herausforderungen durch Verhalten im pädagogischen Alltag professionell bewältigen.“ So lautet der Titel des neuen Modellprojekts der „Offensive Bildung“, das die BASF zusammen mit dem Diakonischen Werk Pfalz aufgelegt hat. Projektstart war Anfang Oktober, zehn Kindertagesstätten aus der Metropolregion Rhein-Neckar nehmen teil.

Ein Kind, dessen Arme und Beine über einen lilafarbenen Kasten hinausreichen – so sieht das Logo des Modellprojekts der „Offensive Bildung“ aus. „Es soll die Grenzen symbolisieren, die Kinder gerne überschreiten“, erläutert Alida Zaanen, Projektleiterin bei der Diakonie. Es soll zum Nachdenken darüber anregen, ob die Grenzen, die Erwachsene den Kindern setzen, nicht überdacht werden sollten. Denn Grenzen, die überschritten werden, gehören zum Alltag der pädagogischen Fachkräfte. „Herausforderungen sind bei uns täglich da. Man stößt immer wieder an seine Grenzen“, berichtet die Leiterin der protestantischen Projekt-Kindertagesstätte „Kunterbunt“ in der Ludwigshafener Gartenstadt, Melanie Barie, aus ihrem schwierigen Arbeitsalltag. Da sind unter anderem Kinder, die Regeln verletzen und andere, die sich komplett zurückziehen und verschließen. Wieder andere fordern ständig Aufmerksamkeit ein, egal, ob durch positives oder negativ auffälliges Verhalten. Und auch der Kontakt zu den Eltern verlangt so manches Mal gute Nerven.

Diese Wahrnehmung aus der Praxis kann Professor Klaus Fröhlich-Gildhoff von der Evangelischen Hochschule Freiburg, der das Modellprojekt wissenschaftlich begleitet, mit Zahlen untermauern. „80 Prozent der Aufmerksamkeit der Erzieherinnen in Einrichtungen wendet sich fünf Prozent der Kinder zu“, weiß er. Für vier von fünf befragten Einrichtungen sind Herausforderungen ein Problem. „Die meisten Kindertagesstätten haben keine Konzeption für den Umgang mit Herausforderungen“, erläutert Fröhlich-Gildhoff.

An dieser Stelle setzt das Modellprojekt an, das von der BASF finanziert und vom Diakonischen Werk Pfalz getragen wird: Die pädagogischen Fachkräfte sollen im professionellen Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen gestärkt werden. Auf die Teams der zehn Kindergärten aus der ganzen Metropolregion warten in den nächsten zwei Jahren sechs Fortbildungseinheiten. Die Einrichtungen können auch eigene Schwerpunkte setzen, etwa wenn es um besondere Bedürfnisse von Kindern mit Fluchthintergrund geht. Dazu hat die Diakonie eigens zehn sogenannte Prozessbegleiterinnen ausgebildet, die die Erzieherinnenteams auch zwischen den Schulungen unterstützen.

In den Fortbildungen werden sich die Erzieherinnen etwa mit ihren Biografien auseinandersetzen, ihre Beobachtungs- und Deutungskompetenz schulen, Ursachen und Erklärungsansätze für Formen von herausforderndem Verhalten kennenlernen und konkrete Formen des Handelns erlernen. „Wir erhoffen uns von dem Projekt, dass es uns in den Situationen weiterhilft, in denen wir bislang an unsere Grenzen stoßen“, sagt Melanie Barie. Für die Kinder erhofft sie sich bessere Entwicklungschancen. Wenn sich das Modellprojekt bewährt, soll es allen Kindertagesstätten in der Metropolregion durch die „Offensive Bildung“ angeboten werden. rad

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