Durch Austausch religiös und kulturell sensibler werden

Protestantische Jugendkirche in Ludwigshafen organisiert den ersten Jugendtag der Religionen – Mädchen und Jungen aus sechs Schulen

Im „Welt-Religionen-Café“ in der protestantischen Jugendkirche: Workshop-Leiterinnen und -leiter geben den Schülern bei Kaffee und Tee Einblicke in ihre Religion. Foto: Kunz

Ludwigshafen. Erstmals hat ein Jugendtag der Religionen in Ludwigshafen stattgefunden. Unter dem Motto „Was glaubst du denn?“ tauchten 90 Schüler aus sechs Schulen in die Welt des Glaubens und der Glaubenspraxis ein. Für Initiatorin Andrea Tavernier, Jugendreferentin in der protestantischen Jugendkirche, hat die Veranstaltung einen präventiven Charakter.

Vertreter von acht Religionsgemeinschaften aus Ludwigshafen stellten am Vormittag ihre Religion in Workshops vor: Aleviten, Buddhisten, Juden, sunnitische Muslime, evangelische, katholische, orthodoxe und freikirchliche Christen. Die Neunt- und Zehntklässler konnten vier verschiedene Religionen kennenlernen. „Einiges Neues“ hat dabei zum Beispiel Julian gelernt. Der 16-jährige Protestant besucht die zehnte Klasse des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Er sagte, er habe einige Vorurteile abbauen können. „Der Buddhismus ist eine sehr entspannte Religion. Die Gläubigen versuchen, durch Meditation das innere Selbst zu finden.“ Auch die 16-jährige Selin hat der Buddhismus beeindruckt. „Doch ich habe auch in meiner Religion dazugelernt“, erzählt Selin, die Alevitin ist. Das Thema Wiedergeburt sei neu für sie gewesen. „Ich glaube nicht so daran, weil ich es anders gelernt habe“, sagt sie.

Nachmittags diskutierten die Schüler im „Welt-Religionen-Café“ in wechselnden Gruppen religionsübergreifende Fragen wie: „Wie kann multireligiöses Leben in unserer Stadt gelingen“, „Können wir zu einem gemeinsamen Gott beten?“ oder „Wäre eine Welt ohne Religion friedlicher?“ Auf den Papiertischtüchern wurden die Antworten und Ideen für die nächsten Diskussionsgruppen festgehalten. Mit Dekan Alban Meißner und Oberkirchenrat Michael Gärtner waren auch zwei Überraschungsgäste dabei.

„Es läuft richtig gut“, zeigte sich Tavernier sehr zufrieden mit dem pfalz­weit ersten Jugendtag. Das bestätigten auch die Workshop-Leiter. Alle sind Mitglieder im Ludwigshafener „Forum der Religionen“. „Ich hatte gedacht, die Schüler langweilen sich“, gestand Olga Papazoglou von der Griechisch-Orthodoxen Kirche. Doch ganz im Gegenteil, die Jugendlichen bombardierten sie geradezu mit Fragen, sogar zu Themen, die nicht vorgesehen waren. „Besonders beeindruckt haben die Schüler die vielen Fastentage der Orthodoxen“, sagte sie. „Die Schüler haben zum Beispiel versucht, Parallelen zum Islam zu ziehen“, berichtete Nadja Coors von der jüdischen Gemeinde.

Auch Landesjugendpfarrer Florian Geith war dabei. Für ihn war der erste Jugendtag der Religionen „absolut ­notwendig“. Kinder und Jugendliche hätten noch keine Berührungsängste. „Dort müssen wir ansetzen. Sie können lernen, dass Unterschiede eine Bereicherung sind“, sagte er. Es sei wichtig, als evangelische Jugendkirche einen Beitrag zur religiösen und kulturellen Sensibilisierung zu leisten. Für Andrea Tavernier hat der Jugendtag der Religionen präventiven Charakter gegen Extremismus: „Die Jugendlichen müssen mehr voneinander wissen, müssen Fragen stellen können, damit Missverständnisse und Vorurteile ausgeräumt werden können“, hob sie hervor. rad

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