Kulinarischer Genuss verbunden mit geistiger Nahrung

Gelungene Premiere des Neustadter Frauenmahls mit prominenten Tischrednerinnen – Vom Frauenausschuss des Kirchenbezirks organisiert

Angeregte Gespräche zwischen Hors d’œuvre und Kürbissuppe: Gäste beim Frauenmahl im Festsaal des Casimirianums. Foto: LM

Luthers Tischreden standen erklärtermaßen Pate beim ersten Frauenmahl im Festsaal des Casimirianums in Neustadt. Unter dem Liedmotto „Da berühren sich Himmel und Erde“ hatten gut 60 weibliche Gäste aus dem Kirchenbezirk an den festlich gedeckten Tafeln Platz genommen; zu Gespräch, kulinarischem Genuss und geistiger Nahrung. Letzteres kredenzten fünf prominente Rednerinnen als rhetorisch jeweils individuell gewürzten „Zwischengang“ zum Menü. Die Basiszutat der delikaten „Wortgerichte“ aber lautete ausnahmslos: Frauen, behauptet euch, mischt euch kräftig ein in den religiös-gesellschaftlichen Diskurs.

Eingeladen hatte der Frauenausschuss des Arbeitskreises Bildung und Gesellschaft im Protestantischen Kirchenbezirk Neustadt mit Pfarrerin ­Martina Horak-Werz an der Spitze. Kooperationspartner waren die Katholische Frauenarbeit im Bistum Speyer sowie die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neustadt, Susanne Mehling, die den Abend auch moderierte.

Musikalisch stimmungsvoll begleitete Gaby Kiessling mit Zitherklängen zwischen Klassik und Pop den Abend, der in der unaufdringlich funktionierenden Logistik rundum Wohlfühlstimmung atmete. Freundlich und aufmerksam kredenzt von einer erfrischenden Mädchentruppe, klappte der Service wie am Schnürchen. Und um das delikate viergängige Menü – vegetarisch und aus „fairen“ Zutaten – hatte sich ein knappes Duzend Küchenfeen aus dem Kirchenbezirk verdient gemacht.

Zum Auftakt der jeweils siebenmi­nütigen „Streitreden“, zwischen Hors d’œuvre und Kürbissuppe, ermunterte Anke Herbert, „Rheinpfalz“-Redakteurin in Neustadt, zum fairen Umgang im gesellschaftlichen Diskurs. Ihr Beitrag, der verlesen wurde, da sie ihre Teilnahme aus aktuellem Anlass absagen musste, war ein Plädoyer für einen einvernehmlichen, respektvollen Umgang von Kirche und Gesellschaft.

Theresia Riedmaier, Landrätin des Kreises Südliche Weinstraße, hatte der Text des Titellieds inspiriert. Himmel und Erde, scheinbar Gegensätzliches, das sich annähert, sich berührt. „Daraus entstehen Ideen zu Weiterkommen, und hieraus wiederum folgt Handeln.“ Auch nach Niederlagen wieder aufstehen, weitermachen, mutig und wirksam sein, das sei eine sehr weibliche Fähigkeit, dazu wolle sie stetig ermutigen. Nicht Rückzug, sondern Einmischung, denn „das Private ist politisch“, so ihr Motto.

Dass Frauenrechte auch heute und in der hierorts „ziemlich komfortablen“ Situation nicht selbstverständlich sind, betonte Elisabeth Müller, Pfarrerin in Essen mit rheinland-pfälzischen Wurzeln. Sie ermahnte, gerade im Zusammenhang der Diskussion um die Beschneidung der Frauenrechte in anderen Religionen auch die Zeichen im christlichen Umfeld nicht zu übersehen. „Die Diskussion um die Burka ruft Fundamentalisten jeglicher Couleur auf den Plan. „Der Tunnel wird von zwei Seiten gegraben.“ Wichtig sei, sich gemeinsam mit liberalen Frauen aller Religionen zu verbünden gegen die Beschneidung von Persönlichkeitsrechten.

Auf Maria, die Gottesmutter, richtete Rosa Tritschler, Gleichstellungsbeauftragte der Verbandsgemeinde Herx­heim, ihr Augenmerk. „Sie ging schwanger mit einer neuen Welt.“ Aber im Angesicht dieses ungeheuren Vorgangs habe sie sich nicht unter das Rollenschema Mutterschaft begeben, sondern in einer Hymne von geradezu politischer Dimension, dem „Magnificat“, den Blick nach da gerichtet, wo sich Himmel und Erde berühren. „Auf den Horizont, den wir sehen, aber scheinbar nie erreichen.“

Den Schlusspunkt zum Thema „Frauen, schätzt euch wert“ setzte Claudia Albrecht, Marketingberaterin und Ortsvorsteherin von Gimmeldingen, mit frech pfälzischem Zungenschlag und entwaffnender Bühnenpräsenz. Es durfte gelacht werden. Gertie Pohlit

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