Neue Initiative in Kindertagesstätten

Klares Bekenntnis der Landessynode zu evangelischen Einrichtungen – Mehr Geld vom Land gefordert

Schwerpunktthema Kindertagesstätten: Synode sieht Unterstützung der Familien als eine zentrale Aufgabe der Kirche. Foto: Landry

Im Sommer hatte „Kiki“, die Kinderbeilage des KIRCHENBOTEN, zusammen mit Kindergottesdienst-Pfarrerin Urd Rust und Lydia Würth (von rechts) aus dem Diakonischen Werk Pfalz zu dem Wettbewerb „Kinder malen ihre Lieblingsgeschichte aus der Bibel“ aufgerufen. Die schönsten Bilder wurden der Synode präsentiert.

Die Evangelische Kirche der Pfalz will die religiöse Bildung in ihren 244 Kindertagesstätten weiter ausbauen. Die Tagesstätten leisteten als Lernorte religiöser und kultureller Vielfalt einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft, heißt es in einer von der Landessynode verabschiedeten Resolution. Eine zent­rale Aufgabe der Kirche sei es, Familien zu stärken und zu unterstützen. In evangelischen Kindertagesstätten betreuen etwa 2500 pädagogische Fachkräfte rund 17 000 Kinder.

In ihrer Resolution sprachen sich die Synodalen dafür aus, trotz des Spardrucks die evangelischen Kindertagesstätten zu erhalten und weiterentwickeln zu wollen. Dazu werde die Landeskirche ab 2017 die Initiative „Religion. Werte. Bildung“ in ihren Tagesstätten starten. Dabei sollen Träger und pädagogische Fachkräfte geschult werden, um Kinder bei der religiösen Bildung und dem Umgang mit anderen Religionen besser zu unterstützen. Damit die evangelischen Tagesstätten ihre Arbeit auch künftig erfüllen könnten, sei eine stärkere finanzielle Unterstützung durch das Land Rheinland-Pfalz nötig, forderten die Synodalen. Der kirchliche Eigenanteil von 16,5 Prozent an den Gesamtkosten müsse auf zehn Prozent verringert werden.

Kirchenpräsident Christian Schad bezeichnete die religiöse Bildungsarbeit der Tagesstätten als lebensnotwendig für die Kirche. Angesichts des religiösen Traditionsabbruchs in der Gesellschaft könnten dort Kinder im christlichen Glauben eine Heimat finden. Zudem könnten diese auch „Missionare“ ihrer in religiösen Fragen oft unwissenden Eltern werden. Da es mehr Zuwandererkinder in Kindertagesstätten gebe, müsse dort auch die friedensstiftende Kraft von Religion stärker betont werden.

Der Tübinger Religionspädagoge Friedrich Schweitzer forderte, dass evangelische Kindertagesstätten auch nicht christliche Kinder besser begleiten müssten. Das interreligiöse Lernen müsse dort verstärkt werden, sagte er in einem Impulsreferat. Pädagogische Fachkräfte müssten besser geschult werden, um den Dialog von Kindern aus unterschiedlichen Religionen und Kulturen zu fördern. Ziel müsse eine aktive Toleranz sein, die religiöse und kulturelle Unterschiede akzeptiere. Gerade das protestantische Glaubensverständnis ermögliche eine religiöse Offenheit. Dabei dürfe der Bildungsauftrag nicht mit Mission verwechselt werden. epd

Sutter verteidigt die Schließung des Krankenhauses

Beratungsunternehmen sieht Optimierungspotenziale für Verwaltungsämter – Zuschuss der Landeskirche steigt um mehr als eine Million Euro

Der pfälzische Diakoniedezernent Manfred Sutter hat die Entscheidung zur Schließung des Evangelischen Krankenhauses in Zweibrücken verteidigt. Die Schließung Ende September sei „sehr bedauerlich“, sagte Sutter, der auch Verwaltungsratsvorsitzender des Landesvereins für Innere Mission in der Pfalz (LVIM) ist, zu Beginn der Herbsttagung der Landessynode in Speyer. Doch habe es für das wirtschaftlich angeschlagene Haus keine andere Pers­pektive gegeben. Ein Runder Tisch erörtere Möglichkeiten einer Nachnutzung des Krankenhausgebäudes.

Die mangelhaften Belegungszahlen und ein monatliches Minus von 500 000 Euro hätten einen Weiterbetrieb des vom Landesverein getragenen Zweibrücker Hauses nicht erlaubt, sagte Sutter. Nur durch die Schließung hätten die anderen Einrichtungen des Landesvereins erhalten werden können. LVIM-Vorstandsmitglied Karlheinz Burger sagte, dass den Krankenhausmitarbeitern Stellenangebote in anderen Einrichtungen des Landesvereins in Bad Dürkheim, Mannheim und Speyer sowie in seinen acht stationären Altenhilfezentren angeboten würden.

Oberkirchenrat Manfred Sutter informierte die Synodalen zudem über den Beschluss der Diakonissen Speyer-Mannheim und des Landesvereins, bis Anfang 2018 zu einem neuen sozial-diakonischen Unternehmen fusionieren zu wollen. Als eigenständiger sozialer Träger habe der Landesverein trotz guter Zahlen seines Krankenhauses in Bad Dürkheim und seiner Altenhilfezentren keine Perspektive. Kirchenpräsident Christian Schad ergänzte als Verwaltungsratsvorsitzender der Diakonissen, dass eine Übernahme des Zweibrücker Krankenhauses nicht zu schultern gewesen wäre. Eine Übernahme des angeschlagenen Hauses hätte die Arbeitsplätze bei den Diakonissen gefährdet.

Um die Leistungsfähigkeit ihrer Verwaltungsämter zu verbessern, will die Landeskirche mehr Geld bereitstellen. Eine Personalbedarfsmessung durch das Beratungsunternehmen Kienbaum habe ergeben, dass die Verwaltungsämter ab 2017 eine Zuweisung von etwa 5,7 Millionen Euro benötigten, sagte Finanzdezernentin Karin Kessel. Der Zuschuss liege etwas mehr als eine Million Euro über der bisherigen Zuweisung.

Die Personalbedarfsmessung für die Pflichtaufgaben der 14 Verwaltungsämter und Verwaltungszweckverbände habe gezeigt, „dass Optimierungspotenziale“ bestünden, sagte Oberkirchenrätin Kessel. Schrittweise solle die Zuweisung an die Ämter in den Jahren 2018 und 2019, nach einer Optimierung der IT-Ausstattung, um jeweils 175 000 Euro reduziert werden. Die Verwaltungsämter unterstützen Kirchengemeinden und Pfarrer bei wichtigen Verwaltungsaufgaben.

Synodalpräsident Hermann Lorenz forderte zum Auftakt der Synodaltagung eine stärkere finanzielle Unterstützung der evangelischen Kindertagesstätten durch das Land Rheinland-Pfalz. Sollten die Kirchengemeinden in den kommenden Jahren weniger Geld für sich selbst als für ihre Kindertagesstätten haben, würden sie diese möglicherweise in öffentliche Trägerschaft übergeben. Dies wäre für den Staat mit erheblichen Mehrausgaben verbunden.

In einem Grußwort hob der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann die positiven Ergebnisse der Reformation hervor. In der katholischen Kirche habe sich die Erinnerungskultur in Bezug auf die Reformation fundamental geändert, sagte Wiesemann. In früheren Zeiten habe die katholische Kirche in der Reformation lediglich den Abfall vom rechten Glauben gesehen; heute sei sie dankbar für die geistlichen, theologischen und gesellschaftlichen Errungenschaften der Reformation, sagte Bischof Karl-Heinz Wiesemann.

Die Reformation habe dafür gesorgt, dass die befreiende Botschaft von Jesus Christus wieder ins Zentrum des Glaubens gerückt worden sei, sagte Wiesemann. Zudem habe sie die Orientierung an der Heiligen Schrift in den Mittelpunkt gestellt. Zudem hob er die reformatorische Überzeugung hervor, dass alle Getauften mit dem Priestertum beschenkt seien und in jedem Glied der Kirche der Geist Gottes wirke. epd

Landeskirche will für den Pfarrberuf werben

Kosten für Werbemaßnahmen auf 300 000 Euro beziffert – Aktive Pfarrer sollen zu Werbeträgern werden

Die Evangelische Kirche der Pfalz will verstärkt für den Pfarrberuf werben. Wie Oberkirchenrat Michael Gärtner bei der Tagung der Landessynode in Speyer erklärte, wird sie sonst nicht mehr genügend Nachwuchs für den Beruf der Pfarrerin und des Pfarrers haben. Ein Einstellungskorridor von zehn Personen pro Jahr sei die untere Grenze, um eine Versorgung der Gemeinden nach den hohen Pensionierungszahlen in den nächsten Jahren zu gewährleisten. Derzeit stünden auf der Liste der Theologiestudenten 52 Personen. „Es müssten über 60 sein“, erklärte Gärtner.

Ziel eines Bündels von Maßnahmen sei es, mehr Abiturienten für das Theologiestudium zu gewinnen, den Weg für „Spätberufene“ zum Pfarramt zu fördern und die Theologiestudenten in der eigenen Landeskirche zu halten. „Dazu sind finanzielle Anreize und eine gute Studienbegleitung notwendig“, erläuterte der Oberkirchenrat. Andere Landeskirchen, die vor dem gleichen Prob­lem stünden, hätten bereits Stipendienprogramme aufgelegt und zahlten vergleichsweise hohe Vikarsgehälter, sagte Gärtner. Die Kosten für die Werbemaßnahmen bezifferte Gärtner auf bis zu 300 000 Euro.

Um den Anteil der Theologiestudenten bei den Studienanfängern zu erhöhen, müsse der Pfarrberuf attraktiv gestaltet werden, „sodass die aktiven Pfarrerinnen und Pfarrer zu Werbeträgern werden“, erklärte Gärtner. In der Regel wählten Abiturienten das Theologiestudium, weil sie mit Kirche in ihrer Kindheit und Jugend gute Erfahrungen gemacht hätten. Über den persönlichen Kontakt hinaus sollen „Schnuppertage und Findungsfahrten“ an theologischen Fakultäten das Interesse wecken.

In einem weiteren Schritt sollten nach Auffassung Gärtners sogenannte „Spätberufene“ für das Pfarramt gewonnen werden. Diesen Berufstätigen, die bereits ein anderes Studium absolviert hätten, wolle man mittels eines Masterstudiengangs zusammen mit den theologischen Fakultäten eine akademisch fundierte Ausbildung anbieten. Unterstützt würden die Maßnahmen von der Evangelischen Kirche in Deutschland, die unter www.das-volle-leben.de eine Internetplattform errichtet habe. lk

Landeskirche will ihr Engagement bei der Popularmusik stärken

Beauftragter Croissant erarbeitet Konzept – Landessynode verabschiedet Doppelhaushalt – Reformen im Landeskirchenrat kommen voran

Die Landeskirche will ihr Engagement bei der kirchlichen Popularmusik verstärken. Mit modernem geistlichen Liedgut könne die Kirche neu Menschen als Mitwirkende und Zuhörer gewinnen, sagte Oberkirchenrat Manfred Sutter in der Landessynode. Dafür müsse kirchliche Popularmusik häufiger und in höherer Qualität angeboten werden. Die Landessynode begrüßte einstimmig Aktivitäten in diese Richtung.

Gemeinsames Singen sei ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal der kirchlichen Arbeit, sagte Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald. Seit den 1960er Jahren habe das kirchliche Singen durch Gospels, Spirituals, Popsongs, biblische Chansons und Lieder der weltweiten Ökumene eine signifikante stilistische Ausweitung erfahren. Allerdings werde in der Landeskirche nicht überall in gleicher Intensität mit diesem Pfund gewuchert.

Um die Popularmusik zu stärken, seien mehr personelle Ressourcen nötig, sagte der landeskirchliche Beauftragte Maurice Croissant. Derzeit arbeite er an einem Konzept „Popularmusik und Neues geistliches Liedgut“. Im Februar 2017 werde es zum ersten Mal einen landeskirchenweiten „Runden Tisch Popularmusik“ geben. Als Beauftragter kümmere er sich um die Aus- und Weiterbildung und berate Haupt- und Ehrenamtliche, die popularmusikalische Angebote in der Kirche machen wollen.

Einstimmig verabschiedet hat die Synode den Haushaltsplan der Kirche für die nächsten beiden Jahre. Für 2017 ist ein Haushaltsvolumen von 173,7 Millionen Euro, für 2018 von 174,8 Millionen Euro vorgesehen. Um den Haushalt ausgleichen zu können, wird im Jahr 2017 mit einer Entnahme aus den Rücklagen von 4,6 Millionen Euro, im Jahr 2018 von 5,9 Millionen Euro gerechnet.

Wegen der anhaltend guten Konjunkturlage hat die Landeskirche mehr Kirchensteuern eingenommen als geplant. Im Jahr 2015 seien statt 110 Millionen Euro fast 114,5 Millionen Euro geflossen, sagte Oberkirchenrätin Karin Kessel. Auch im laufenden Jahr werde der Ansatz von 109 Millionen übertroffen. Voraussichtlich werden es 120 Millionen Euro sein. Diese erfreuliche Situation ändere aber nichts daran, dass die Landeskirche ihre Ausgaben deutlich reduzieren müsse, da die Kostensteigerungen vor allem beim Personal sich deutlich von der Entwicklung der Einnahmen abkoppeln werden.

Nach den Worten von Oberkirchenrat Dieter Lutz ist die Arbeit des Landeskirchenrats in den vergangenen Jahren transparenter und effizienter geworden. Es könne gelingen, dass die Behörde durch die 2014 begonnene Organisationsentwicklung bis 2020 jährlich eine Million Euro einsparen werde. Zum Ende dieses Jahres seien 695 000 Millionen Euro erreicht. Durch die Reformen werde die Grundlage dafür geschaffen, dass der Landeskirchenrat in Zukunft auch mit beschränkten Ressourcen seine Aufgaben erfüllen könne. epd

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