Vorbildfamilie wird nicht abgeschoben

Koptische Familie aus Speyer erhält nach Klage Aufenthaltserlaubnis – Gut gesellschaftlich integriert

Freuen sich über das Urteil (von links): Ibrahim Shenouda, Ehepaar Danial sowie die restliche Familie Shenouda. Foto: Landry

Sie sind eine „Vorzeigefamilie“ für gelungene Integration, und sie dürfen bleiben. Für die sechsköpfige Flüchtlingsfamilie Shenouda aus Ägypten, die seit drei Jahren in Speyer lebt, ist es garantiert das schönste Weihnachtsgeschenk: Sie wird nicht abgeschoben. Das Trierer Verwaltungsgericht habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) angewiesen, den Asylantrag der katholisch-koptischen Christen anzuerkennen, sagte der Bonner Anwalt für Ausländerrecht, Jens Dieckmann, dem KIRCHENBOTEN in Speyer.

Das Bundesamt hatte das Asylbegehren der Familie im Juni als „offensichtlich unbegründet“ abgelehnt, wogegen sie klagte. Die Shenoudas hätten vor Gericht „wie erwartet“ glaubhaft machen können, dass sie in ihrer Heimat als Christen unter der Diskriminierung durch Behörden und muslimischen Anfeindungen litten, sagte Dieckmann.

Die Shenoudas erhalten nun eine Aufenthaltserlaubnis für drei Jahre. Danach können sie ein unbefristetes Bleiberecht bekommen. Die Familie genoss während des Verfahrens Abschiebeschutz und erhielt Prozesskostenbeihilfe – ein Indiz dafür, dass die Dinge für sie gut standen, erklärte Dieckmann. Das Bundesamt werde wohl gegen die Gerichtsentscheidung keine Berufung einlegen.

Das Verwaltungsgericht in Trier, das für alle Asylverfahren in Rheinland-Pfalz zuständig ist, habe anerkannt, dass die Lage in Ägypten instabil sei, sagte der Strafverteidiger. Eine Diskriminierung der koptischen Christen sei zum Fluchtzeitpunkt nicht ausgeschlossen gewesen, argumentierten die Richter. Die Vorwürfe des Bundesamts, die einzelnen Familienmitglieder hätten unterschiedliche Angaben zu ihrer Flucht gemacht, seien „an den Haaren herbeigezogen“, kritisierte Dieckmann.

Die ägyptische Familie hat sich auch nach den Worten des koptischen Pastors Danial Danial bestens gesellschaftlich integriert. Der Landsmann der Shenoudas betreut gemeinsam mit seiner Frau Kenous im Auftrag der Evangelischen Kirche der Pfalz arabischsprachige Christen in Ludwigshafen und in pfälzischen Kirchengemeinden.

Vater Ibrahim Shenouda arbeitet als Hausmeistergehilfe im katholischen Kloster St. Magdalena. Die 21-jährige Tochter Sara absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr, hat ihren Führerschein in der Tasche. Ihre jüngere Schwester Selvia (18) will nach dem Fachabitur Polizistin werden. Alexander Lang

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