Chorleiter chauffiert Ensemble mit eigenem Bus

Der Chor „Come together“ in Bad Bergzabern besteht aus Flüchtlingen und Einheimischen – Nächster Auftritt am 15. Januar in Deidesheim

Bei der Probe im Haus der Familie in Bad Bergzabern: Erwachsene und Kinder des gemischten Chors „Come together“. Foto: Iversen

Erst vor einem Jahr hat er sich gegründet, doch schon jetzt fliegen ihm bei Auftritten die Herzen zu. Denn der gemischte Chor „Come together“ in Bad Bergzabern kann mit seiner besonderen Zusammensetzung aufwarten: Er besteht je zur Hälfte aus Flüchtlingen und Einheimischen. „Es liegt sicher vor allem an den herzigen Kindern, die das Publikum charmant um den Finger wickeln“, mutmaßt Helga Schreieck, Leiterin des Hauses der Familie in Bad Bergzabern.

Sie hat den aus rund 30 Personen bestehenden Chor im Dezember vergangenen Jahres zusammen mit Peter Kusenbach, Musiklehrer im Ruhestand und Leiter diverser Chöre und mehrerer Big Bands, gegründet. Sie habe damals gerade erst ihre Stelle im Haus der Familie als Nachfolgerin von Rainer Brunck angetreten. „Da schneite Peter Kusenbach in mein Büro und meinte, es kämen doch viele Flüchtlinge ins Haus der Familie. Ob wir mit ihnen zusammen nicht Musik machen könnten“, erinnert sie sich. Sie habe spontan zugesagt und sich ausbedungen, dass Flüchtlinge und Einheimische zusammen in einem Chor musizieren sollten. „Peter war begeistert, und auch der Name des Chors war schnell gefunden: ,Come together‘“, sagt Helga Schreieck.

Sie seien zunächst nicht sicher gewesen, ob das Miteinander trotz der kulturellen Unterschiede funktionieren würde. „Aber es funktioniert bis heute“, freut sich die Leiterin des Hauses der Familie, dessen Träger die Kirchengemeinde Bad Bergzabern ist.

Die Flüchtlinge stammen aus Afghanistan, Syrien, dem Iran und Somalia. „Sie bringen zu den Proben an Montagabenden im Haus der Familie ganz selbstverständlich ihre Kinder mit“, begründet Schreieck die große Bandbreite des Alters, das von vier bis über 70 Jahren reicht. Gesungen würden ganz unterschiedliche Kompositionen und zwar vorwiegend einstimmig. „Mal englische, mal deutsche Lieder. Und inzwischen können wir auch schon ein wenig auf Arabisch und Farsi, der persischen Sprache, singen“, verrät sie. Auch Muslime seien unter den Mitgliedern. Zunächst habe man auf Lieder mit ausdrücklich christlichen Inhalten verzichtet, doch zeigten sich die Muslime sehr kooperativ, und so übe man auch diese Kompositionen ein. „Wir stehen zu unserer Vielfalt und ziehen uns bei Auftritten nicht einheitlich an, so wie man das etwa von Kirchenchören kennt“, führt Schreieck aus.

Jede Probe beginne mit dem Lied „Schön, dich zu sehen“. Es sei nicht nur gut für das Lockern der Stimme und das Warmsingen, sondern signalisiere den Mitgliedern auch inhaltlich und spielerisch, dass es auf jeden Einzelnen ankomme. Überhaupt zu jeder Probe am Montagabend zu kommen und dann noch pünktlich zu erscheinen, sei nicht für jeden Flüchtling von Anfang an selbstverständlich gewesen, hat Helga Schreieck beobachtet.

Im Jahr 2016 sei der Chor viermal im eigenen Landkreis aufgetreten: in Kapsweyher, Annweiler, Edenkoben und in Landau bei den Kulturtagen des Landkreises Südliche Weinstraße. Chorleiter Peter Kusenbach biete seinen Mitgliedern immerhin eine kleine Attraktion: Er habe den Busführerschein, einen weißen Bus mit mehr als 40 Sitzplätzen und chauffiere seinen Chor zu den Auftritten. „Das ist immer eine große Gaudi, weil dann schon im Bus so viel gesungen und gelacht wird“, berichtet die Mitinitiatorin.

Der nächste Auftritt von „Come together“ ist für Sonntag, 15. Januar, in Deidesheim vorgesehen. In der Stadthalle „Paradiesgarten“, Bahnhofstraße 11, beginnt um 16 Uhr das „Fest der Begegnung“, bei dem mehrere Chöre ein Benefizkonzert geben. Der Eintritt kostet zehn Euro, damit werden Initiativen der Flüchtlingsarbeit in der Pfalz unterstützt. dob

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