Klimaschutz kann Gemeinden auch finanziell entlasten

Landeskirche hat bis 2020 ehrgeizige Ziele – Im Vergleich zu 2005 durch energetische Maßnahmen etwa 1,3 Millionen Euro im Jahr gespart

Wohlfühlklima durch Heizungsrohre unter der Kirchenbank: Die Gemeinde Gries hat ihre Energiekosten fast halbiert. Foto: Rummel

Die Landeskirche will ihr Engagement für den Klimaschutz ausbauen. Um die bis zum Jahr 2020 gesetzten Ziele zu erreichen, müssten die Anstrengungen deutlich verstärkt werden, sagte die landeskirchliche Klimamanagerin Sibylle Wiesemann. Im Vergleich zu 2005 sollen bis dahin 40 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes eingespart werden.

Bei den Gebäuden sei die Landeskirche im Plan, sagte Wiesemann. Hier sei der Verbrauch von 2005 bis 2015 um rund 25 Prozent verringert worden. Gleichgeblieben ist der Kohlendioxid-Ausstoß bei Mobilität und Beschaffung, also dem Einkauf von ökologischen und regionalen Produkten für die Büros und die Verpflegung in Kindergärten. Mobilität und Beschaffung machen zusammen etwa 25 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes der Landeskirche aus.

Inzwischen hätten 90 Prozent der Kirchengemeinden Energiebeauftragte, sagte die Umweltbeauftragte der Landeskirche, Bärbel Schäfer. Dennoch sei es notwendig, die Idee des Klimaschutzes noch weiter in die Fläche zu tragen. Deshalb suche die Landeskirche auch im Jahr 2017 wieder zehn Vorbildgemeinden, die besondere Ergebnisse beim Energiesparen erzielt haben.

Gries war 2016 ein solches Vorbild. In der Gemeinde mit 600 Mitgliedern reichten die jährlichen Schlüsselzuweisungen gerade für die Energiekosten. Allein das Beheizen der Kirche kostete 6000 Euro im Jahr. Mit einem Pelletkessel und einem Pufferspeicher wurde nun fast die Hälfte der Energie eingespart. Zudem sorgen Kupfernetzrohre unter jeder zweiten Bank für ein Wohlfühlklima in der Kirche. Die Einsparungen sorgen dafür, dass sich die Investition bereits nach zehn Jahren rechnet.

In vielen Kirchengemeinden müssten in den nächsten Jahren die Heizungen ausgetauscht oder saniert werden, sagte Wiesemann. Das Beispiel Gries zeige, dass darin ökonomische Chancen liegen. Die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen in Gebäuden hätten landeskirchenweit trotz Preissteigerungen bei Strom und Gas im Vergleich zu 2005 über 1,3 Millionen Euro eingespart. Durch das Klimaschutzmanagement würden die Gemeinden beim Energiesparen umfassend beraten. Außerdem werden Fortbildungen angeboten sowie Fachleute und Fördermittel vermittelt.

Wichtig sei, die Gemeinden zum Klimaschutz zu motivieren, sagte Schäfer. Ihr und Wiesemann ist klar, dass dieser Bereich nicht die zent­rale Rolle in der Gemeindearbeit spielt. Bei vielfach überlasteten Haupt- und Ehrenamtlichen fehle dafür oft die Zeit. Dabei könne der Klimaschutz ein Vehikel sein, grundsätzlich über die Zukunft einer Kirchengemeinde nachzudenken, sagte Wiesemann. Etwa bei der Frage, welche Gebäude überhaupt noch gebraucht werden und wie diese für ein modernes, lebendiges Gemeindeleben gestaltet werden müssen. Eine alte Ölheizung, Glühbirnen und zugige Fenster passten nicht zu einer modernen Gemeinde.

Ein Beispiel für eine große Lösung ist die Homburger Gemeinde Bruchhof-Sanddorf. Dort wurde das Gemeindehaus verkauft und die Kirche in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Architektur der Universität Kaiserslautern so saniert, dass dort auch das Gemeindeleben außerhalb des Gottesdienstes stattfinden kann. Der Ölverbrauch ist so von jährlich 7250 Liter auf 1500 Liter gesunken; der Stromverbrauch von 3400 auf 700 Kilowattstunden.

Im Gegensatz zu den Gebäuden ist der Energieverbrauch bei der Mobilität, die 20 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes ausmacht, gleichgeblieben. Um bei Dienstfahrten, beim Weg zur Arbeit oder zum Gottesdienst Energie zu sparen, müssten gewohnte Verhaltensweisen geändert werden. Das sei schwierig, sagte Wiesemann. Doch durch Bahn, Bus, E-Fahrzeuge, Carsharing, Leihräder und Mitfahrplattformen seien die Möglichkeiten für umweltverträglichen Verkehr heute so gut wie nie zuvor.

Um das 40-Prozent-Ziel zu erreichen, hat Wiesemann jedenfalls noch viel Überzeugungsarbeit und Beratung zu leisten. Der Vertrag der Klimaschutzmanagerin läuft aktuell noch bis April 2017. Doch der Antrag auf Verlängerung um zwei weitere Jahre ist beim Bundesumweltministerium, das 40 Prozent der Kosten trägt, schon gestellt und hat nach Schäfers Worten beste Aussichten, bewilligt zu werden. koc

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