Singen und beten im ehemaligen Geldinstitut vor Ort

In Jettenbach werden die Gottesdienste bis März erstmals in Räumen der Sparkasse gefeiert – Noch keine Zunahme der Kollekte bemerkbar

Winterkirche im früheren Büroraum der Sparkasse: Gemeindepfarrer Norman Roth hält den Gottesdienst in Jettenbach. Foto: view

Blau-orange-grau gemusterter Teppichboden, vier Stuhlreihen, Gesangbücher, ein Plakat mit der Jahreslosung an der Wand, dazu Kerzen und eine Bibel auf einer kleinen, mit einem weißen Tuch behängten Kommode. Die Einrichtung der Jettenbacher Winterkirche ist schlicht. Und passt so zu dem Ort, an dem Pfarrer Norman Roth mit seiner Gemeinde noch bis Mitte März Gottesdienst feiert: in einem Raum der Kreissparkasse. „Vor Jahren schon ist die Kreissparkasse Kusel wegen Filialstreichungen aus dem Gebäude ausgezogen“, sagt Roth. Übrig geblieben seien nur ein Geldautomat und ein Büro, das die Sparkasse angemietet hatte. „Das steht auch schon seit ein paar Jahren leer“, erklärt der Pfarrer.

So habe er nach Rücksprache mit dem Presbyterium Kontakt mit dem Geld­institut aufgenommen. „Sie fanden die Idee gut und haben uns den Raum kostenfrei zur Verfügung gestellt“, sagt Roth. Ein Glück für die Gemeinde, schließlich liegt die Sparkasse an der Hauptstraße zentral im Ort, nur wenige Schritte von der Kirche entfernt, dem sogenannten Musikantendom. Er wirkt mit seinen 500 Sitzplätzen für die knapp 900 Einwohner Jettenbachs überdimensioniert. Vor allem sei er im Winter schwer zu beheizen. Dafür hat die Gemeinde Jahr für Jahr in den kalten Monaten viel Geld aufbringen müssen.

Im Zuge der Haushaltskonsolidierung sei man deshalb darauf hingewiesen worden, sich nach geeigneteren Räumen umzuschauen, nichts Ungewöhnliches in der Landeskirche. In vielen Gemeinden findet der Gottesdienst im Winter nicht im Kirchengebäude, sondern in Gemeinderäumen statt. Mitunter weichen die Gemeinden aber auch in passende Räume der jeweiligen Ortsgemeinde wie Bürgerhäuser aus. „Es gab aber in Jettenbach einfach bisher nichts Geeignetes“, sagt der Theologe.

Bis zu diesem Jahr. „Heimat ist, wo du Verantwortung übernimmst“, steht auf dem Plakat der pfälzischen Landeskirche an der Glastür des Gottesdienstraums. Das hat Roth in die Tat umgesetzt. 20 Gemeindemitglieder finden jetzt Platz zum Gottesdienst, „die Heizung läuft wegen des Automaten nebenan durch“, sagt Roth. Vor Weihnachten hatte der Hausmeister der Kreissparkasse bereits den Tresen im Büro entfernen lassen, die Stühle erhielt Pfarrer Roth von der Ortsgemeinde. „Wir haben sie aus dem Stuhllager der Musikantenland-Halle bekommen, da dort im Winter ohnehin keine Veranstaltungen stattfinden“, sagt er.

Auf einem ehemaligen Aktenschrank der Sparkassenmitarbeiter sind jetzt die Nummern der Lieder und Psalmen geklebt, die gebetet und gesungen werden. Platz für ein Keyboard ist in einer Ecke auch noch. Dass der Blick nicht auf bunte Kirchenfenster, sondern auf zwei große Schaufenster fällt, stört nicht. Ein Lamellenvorhang schützt vor allzu neugierigen Blicken. Wobei die Außenwirkung trotzdem durchaus da sei, sagt Roth. „Wir wurden schon nach dem Gottesdienst von Bankkunden angesprochen, was wir in dem Nebenraum denn tun.“

Voller Lob sind wiederum die Gemeindemitglieder. „Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen“, berichtet der Pfarrer. Etwa, dass man jetzt näher zusammensitze als in der Kirche. Manch einer erledige im Anschluss noch seine Geldgeschäfte im Vorraum, weist Roth auf einen ganz praktischen Nutzen des Gottesdienstorts hin. Eine Zunahme der Kollekte auf diesem Weg habe er allerdings noch nicht sehen können, erklärt er und lacht. „Obwohl ich es mir nicht nehmen lassen wollte, bei der ersten Winterkirche auf die Möglichkeit zu verweisen, sich noch mit Geld für den Klingelbeutel zu versorgen, wenn man nichts dabei hat.“ Ob die Wintergottesdienste auch 2018 in der Sparkasse stattfinden können, weiß Roth noch nicht. „Ich werde aber auf jeden Fall anfragen, ob wir den Raum wieder bekommen können.“ Die nächsten Gottesdiensttermine der Winterkirche in der Kreissparkasse Jettenbach sind für Sonntag, 19. Februar, um 10.30 Uhr und für Samstag, 18. März, um 18 Uhr vorgesehen. Florian Riesterer

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