Auf Zwergenbänken den Gottesdienst bewusst erleben

In der Levi-Kirche in Steinwenden gibt es jetzt kindgerechte Sitzgelegenheiten aus Pfälzer Eichenholz – In den Westpfalz-Werkstätten gefertigt

In der allerersten Reihe im Kirchenschiff: Erstes Probesitzen auf den Minibänken beim Kindergottesdienst. Foto: Hoffmann

Eine kindgerechte Einrichtung, das ist wohl in den allermeisten Kirchen Fehlanzeige. Zum einen sind viele Gotteshäuser recht dunkel und nicht gerade kindlich-farbenfroh. Zum anderen sind die Sitzgelegenheiten in den allermeisten Fällen eher für Große gemacht. In der protestantischen Levi-Kirche im westpfälzischen Steinwenden ist das seit Kurzem anders. Auf die jüngsten Besucher warten dort jetzt spezielle Zwergenbänke. Die neuen Sitzgelegenheiten wurden kürzlich bei einem Kindergottesdienst ihrer Bestimmung übergeben und einem ersten Test unterzogen.

Seit rund zehn Jahren feiert der Steinwendener Pfarrer Bernhard Schäfer regelmäßig etwa einmal im Monat Kindergottesdienst. Und immer saßen die Kleinen – mit baumelnden Beinen und dadurch oft unruhig – auf den schönen, antiken, aber doch für kleine Kinder viel zu hohen Kirchenbänken in dem 162 Jahre alten Gotteshaus. Dies zu ändern, ist laut Schäfer schon seit längerer Zeit sein Anliegen gewesen. Und auch das Presbyterium habe in speziellen Kinderkirchenbänken eine lohnenswerte Investition gesehen, berichtet der Theologe.

„Die neuen Bänke zeigen den Kindern, dass sie hier in der Kirche willkommen sind“, betont Schäfer, der in Steinwenden für 1170 Gemeindemitglieder zuständig ist. Positiver Nebeneffekt des nun passenden Mobiliars: Weil sie jetzt nicht mehr so mit den Beinen schlenkerten, kämen die Kleinen nun leichter zur Ruhe und könnten Kirche intensiver erleben. Auch bei Familiengottesdiensten werden die insgesamt acht Kinderbänke aus Pfälzer Eichenholz nach Angaben des Pfarrers hervorgeholt. Werden sie nicht benötigt, parkt die Kirchendienerin die Minibänke unter der ersten Reihe. Dort passen sie genau darunter, stören niemanden und verursachen kein Platzproblem.

Beim jüngsten Kindergottesdienst durften rund 20 Vier- und Fünfjährige des religiösen Kreises der Kindertagesstätte „Siebenstark“ die Bänke endlich einweihen. Neugierig inspizierten die Mädchen und Jungen beim Probesitzen „ihre“ neuen Möbel, während der Pfarrer jedem der kleinen Besucher die Hand schüttelte und sich erkundigte, ob die Kirchenbesucher denn auch bequem sitzen. Jeweils drei Kinder finden auf einer Minibank in der allerersten Reihe im Kirchenschiff Platz.

Angefertigt wurden die maßgeschreinerten Zwergenbänke von der Dipro, der Dienstleistungs- und Produktionsgesellschaft der Landstuhler Westpfalz-Werkstätten im Ökumenischen Gemeinschaftswerk. Unter Anleitung von Schreinermeister Elmer Wagner waren acht Mitarbeiter mit psychischen Beeinträchtigungen mit dem Bau betraut. „Unsere Leute haben dabei viel gelernt“, freut sich Wagner. Denn Eichenholz sei nicht einfach zu bearbeiten. „Eiche verzeiht keinen Fehler“, weiß der Meister. Der Bau der Kirchenbänke sei in seiner Werkstatt, wo sonst mehr Montagearbeiten für die Industrie gefertigt würden, Premiere und willkommene Abwechslung zugleich gewesen. Zwei Bänke seien zudem komplett in Handarbeit und ohne Maschineneinsatz entstanden, lobte Wagner das Mitarbeiterteam.

Die ersten sechs Kinderbänke haben nach Angaben des Pfarrers 600 Euro gekostet. „Die halten noch, bis die Kindergartenkinder ihre eigenen Enkel haben“, lobte Dipro-Betriebsstättenleiterin Silvia Riemer die solide Arbeit ihrer Schützlinge. Lobende Worte fand auf Anfrage des KIRCHENBOTEN auch die Kindergottesdienstpfarrerin der pfälzischen Landeskirche, Urd Rust. Auf passenden Bänken könnten Kinder den Gottesdienst viel bewusster erleben, zeigte sie sich überzeugt. „Das ist eine geniale Idee“, sagte Rust, die solche Zwergenbänke in deutschen Kirchen bisher noch nicht gesehen hat. Für andere Gemeinden könne das Beispiel aus Steinwenden durchaus anregend sein. Denn oft gingen Eltern auch deshalb nicht mit ihren Kindern in die Kirche, weil der Raum einfach nicht kindgemäß sei. Eine solche „Ausrede“ können sich junge Familien zumindest in Steinwenden künftig wohl sparen. Susanne Cahn

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