Großes Haus mit Garten für asylsuchende Familien

Landeskirche stellt der Stadt Speyer Immobilie als Asylunterkunft zur Verfügung – Neue Bewohner kommen aus Pakistan und dem Kosovo

Neues Zuhause (von links): Fatos Zhujani, Familie Fadil und Misini Demir, Nafije Kalaja, Familie Shehzad und Fozia Khan. Foto: Landry

„Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst.“ Kirchenpräsident Christian Schad hat nach dem Brandanschlag auf eine geplante Asylbewerberunterkunft in Limburgerhof aus dem 3. Buch Mose zitiert. Einen Tag zuvor hatte er mit dem Speye­rer Oberbürgermeister Hansjörg Eger, Oberkirchenrätin Karin Kessel und dem landeskirchlichen Integrationsbeauftragten Reinhard Schott zwei Flüchtlingsfamilien aus dem Kosovo und eine aus Pakistan besucht. Die sechs Erwachsenen und sechs Kinder leben seit März im Westen der Stadt in einem Zweifamilienhaus, das die Landeskirche zur Unterbringung von Speyerer Asylsuchenden zur Verfügung gestellt hat.

Fünf Zimmer, Küche und zwei Bäder seien auf 150 Quadratmetern Wohnfläche in zwei Etagen verteilt, hinzu kämen zwei jeweils 16 Quadratmeter umfassende Räume im Anbau sowie eine Garage, zählte Kessel auf Nachfrage des KIRCHENBOTEN den Wohnraum auf, den sich zwölf Personen seit drei Monaten teilen.

Gänseblümchen wachsen auf dem Rasen rund um das Haus, das von einem hölzernen Gartenzaun umgeben ist. Auf den Stufen zur Eingangstür empfingen die Bewohner ihre Besucher, die sich vom guten Zustand des Hauses und der unfreiwilligen Wohngemeinschaft überzeugten. Gemeinsam mit dem Oberbürgermeister habe er die umliegende Nachbarschaft rechtzeitig über den Einzug der Flüchtlinge informiert, sagte Schad. „Wir haben ausnahmslos viel Hilfsbereitschaft angetroffen“, berichtete er von herzlicher Begrüßung der neuen Nachbarn und zahlreichen Unterstützungsangeboten.

Die Landeskirche wolle mit der Bereitstellung eigener Immobilien die von der Stadt angestrebte dezentrale Flüchtlingsunterbringung unterstützen, erklärte der Kirchenpräsident. Eine vorzeigbare Immobilie, die Einbindung von Nachbarschaft und Gesellschaft sowie das Erlernen der deutschen Sprache seien wesentliche Voraussetzungen für eine gelingende Integration, ist er überzeugt. Die Stadt Speyer sei vorbildhaft in dem Bemühen, die derzeit 310 Flüchtlinge dezentral unterzubringen. Am 19. Mai sollen nach Angaben der Speyerer Stadtverwaltung weitere 19 Asylbewerber ankommen. Bis zum Jahresende rechnet Speyer mit zusätzlich noch mindestens 200 Zuweisungen der zentralen rheinland-pfälzischen Aufnahmestelle in Trier. In der gesamten Bundesrepublik liege die Anzahl der in diesem Jahr zu erwartenden Flüchtlinge bei 400 000, machte Schott den Anstieg Asylsuchender deutlich.

Gestützt werde das Engagement der Mitarbeiter von Stadtverwaltung und Landeskirche für die Ankommenden von zahlreichen ehrenamtlich Aktiven, die Flüchtlingen und Asylbewerbern mit Sprachkursen, bei Behördengängen oder im „Treffpunkt Asyl“ im Martin-Luther-King-Haus der Gedächtniskirchengemeinde auf ihrem Weg zur gelungenen Integration zur Seite stünden. „Wir fordern schnellere Asylverfahren, damit die betroffenen Menschen mehr Sicherheit über ihren Aufenthaltsstatus bekommen und einer geregelten Beschäftigung nachgehen können“, appellierte Schad an die Politik. Gerade Arbeitsverhältnisse trügen maß­geblich zur gelingenden Integration bei, betonte Schott.

Gespräche über die mögliche Bereitstellung weiterer Immobilien der Landeskirche und der Diakonissen Speyer-Mannheim als Flüchtlingsunterkünfte würden derzeit geführt, informierte der Kirchenpräsident. „Um Raum freigeben zu können, müssen einige Mitarbeiter vielleicht umziehen“, sagte er.

Nur, wenn kirchliche und politische Akteure vorbildhaft vorangingen, seien Menschen dazu zu bewegen, ihre Herzen und Türen für Asylsuchende zu öffnen, erklärte Schad. Ereignisse wie der Anschlag in Limburgerhof verpflichteten in besonderer Weise dazu, den Weg der Hilfe und des Dialogs konsequent weiterzugehen. Ellen Korelus-Bruder

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