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Muttertag

Muttertag. Fast hätten wir ihn in diesem Jahr vergessen. Also schnell noch zum Blumenladen. Ich reihe mich in die Schlange ein. Vorbildlich halten alle 2 Meter Abstand und sind mit einer Mund-Nasen-Bedeckung ausgestattet. Geduldig rücken alle nach und nach ein Stück weiter, wird für die Entgegenkommenden Platz gemacht. Manche sind mit dem Handy beschäftigt, andere blicken durch die Gegend oder hängen ihren Gedanken nach  – so wie ich.


Was soll ich nehmen? Einen Blumenstrauß? Sieht schön aus, hält aber nicht so lange.
Etwas für draußen? Da hat meine Mutter in den letzten Wochen bereits Unmengen gepflanzt.
Also dann etwas für drinnen. Etwas, das hält - und blüht. Schließlich liebt sie Blumen.
Ich schiebe mich etwas weiter nach vorne. Jetzt kann ich sogar einen Blick ins Innere erhaschen. Und dabei entdecke ich sie – die Calla. Das ist es. Noch ein Übertopf dazu. Das passt.

Im Inneren angekommen gebe ich meinen Wunsch weiter. Noch ein bisschen umsehen – das liebe ich hier. Und wie meistens bleibt es nicht bei der einen Bestellung. In der Zeit, in der alles liebevoll für mich gerichtet wird, finde ich eine Ecke, in der ich niemandem im Wege bin.

Und dann kitzelt es in meiner Nase – was bei mir in Blumenläden öfters passieren kann. „Nur nicht niesen“, denke ich, „das könnte eine leichte Panik auslösen.“ Leichtes Reiben an der Nase – natürlich über der Mund-Nasen-Bedeckung - führt zum erwünschten Erfolg. Ich bin erleichtert.

Es tut mir gut, meine Augen über die blühende Pracht schweifen zu lassen. Ich genieße die (wenigen) Menschen um mich, lausche den Gesprächen der Floristen. Es wird viel gelacht, die Stimmung ist gut. Ich spüre wie hier in diesen Minuten auch in mir etwas aufblüht und mein Herz sich weitet. Erfüllt gehe ich nach draußen.

Für die einen sind solche kleinen Erlebnisse Zufall – für mich sind sie ein Geschenk Gottes an diesem Tag. Und dafür danke ich ihm - und meinem Blumenladen!

„Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ (Psalm 103,2)

Pfarrerin Angela Fabian

 

 

Navigation

„Touren, die dich zu den schönsten Orten in der Natur bringen“, verspricht eine Navigations-App. „Die punktgenaue Sprachnavigation sorgt dafür, dass du immer in die richtige Richtung unterwegs bist – ohne dich von der schönen Landschaft abzulenken.“ Das klingt gut und wir probieren es aus.

Tatsächlich werden wir auf einen schönen Pfad durch den Wald geführt. Eine freundliche Frauenstimme erklärt uns, wann wir wo abbiegen sollen. Zusätzlich werfen wir einen Blick auf die Wegführung, die auf dem Handy angezeigt wird. Ganz entspannt verlassen wir uns auf die Richtungsansagen.

Doch dann auf einmal werden wir aus unserer Entspanntheit gerissen.  „Bitte wenden Sie“, ertönt es unvermittelt.
Was ist jetzt los? Ein Blick aufs Handy zeigt uns, dass unser eigentlicher Weg ein ganzes Stück weiter links von uns verläuft. Seltsam. Es schien doch alles so einfach und klar. Waren wir zu vertrauensselig? Es bleibt uns nichts anderes übrig. Wir kehren um und gehen bis zur letzten Wegkreuzung zurück.

Dann also der andere Weg. Jetzt schauen wir aber öfters auf das Handy und stellen an der nächsten Wegkreuzung fest, dass es doch nicht immer so ganz eindeutig ist, welcher Weg nun der richtige ist. Es ist doch besser, dass wir uns selbst einen Überblick verschaffen und zumindest eine Ahnung haben, wohin wir unterwegs sind. Dennoch passiert es noch einmal, dass wir nach einer Weile merken, dass unser gewählter Weg uns in eine falsche Richtung führt. Doch dieses Mal kehren wir nicht um. Wir gehen weiter und biegen bei nächster Gelegenheit auf einen kleinen Pfad ab, der uns wieder auf die ursprüngliche Strecke zurückführt. Das war zwar so nicht geplant, aber es ist ein schöner Weg und wir kommen auch an unserem Ziel an.

In Zeiten von Corona empfinde ich es ganz ähnlich. Wir suchen einen Weg aus dieser Krise heraus. Aber dieser Weg ist eben nicht so klar und eindeutig wie wir uns das wünschen. Wir schlagen eine Richtung ein und merken nach einer Weile, dass wir nochmal nachsteuern oder vielleicht sogar eine Kehrtwende machen müssen. Wir spüren auch, dass wir uns selbst einen Überblick verschaffen müssen, um mitzukommen und uns nicht in einem Dickicht von Informationen und Meinungen zu verlieren. Das ist mühsam und anstrengend bei all dem, was sonst noch im Alltag an Ungewohntem auf uns lastet.

Mir ist deshalb in diesen Tagen so wichtig, Halt zu finden. Ich greife nach alten Worten, die Menschen schon viele Generationen vor mir gesprochen haben. In Psalm 23 finde ich solche Worte: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ Viele Menschen vor mir haben die Erfahrung gemacht, dass sie auf ihrer Wanderung durchs Leben nicht alleine unterwegs sind. Das hat ihnen die Kraft gegeben, mit Hindernissen auf ihrem Weg umzugehen und ihre Lebensrichtung immer wieder zu überdenken. Es ist nicht immer einfach, die richtige Entscheidung im Leben zu treffen. Und manchmal gibt es Situationen, da gibt es auch nicht die richtige Entscheidung. Da bringt jeder Weg nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile mit sich und wir müssen abwägen, wo es hingehen soll.
Bitten wir Gott darum, weise Entscheidungen zu treffen, die uns auf unserem Weg durch die Krise weiterhelfen und Menschen nicht auf dem Weg zurücklassen.

Angela Fabian, Pfarrerin

27.April 2020

Kann sein, was nicht gemeldet wurde?

Wir sitzen auf der Terrasse.

"Ich habe einen Tropfen abbekommen."
"Kann nicht sein. Das haben sie nicht gemeldet.
"Ich habe noch einen Tropfen abbekommen."
"Das haben sie aber nicht gemeldet!"

Kann sein, was nicht gemeldet wurde?

Die Corona-Krise wurde nicht gemeldet und doch stecken wir mittendrin. Ich sehe ihre Auswirkungen beim Einkaufen im Supermarkt, wo mir Markierungen auf dem Boden den einzuhaltenden Abstand anzeigen oder bei einem Gang durch die Stadt, wo alle Läden und Cafés geschlossen sind. Im Kurpark spüre ich bei einigen Fußgängern, die mir begegnen, Verunsicherung, denn sie machen einen weiten Bogen um mich. Und vor wie vielen Jahren habe ich das letzte Mal für 1,06 € Benzin getankt?
Bis in die Haarspitzen merke ich die Veränderungen und bereue beim morgendlichen Blick in den Spiegel bereits, dass ich mir gestern in einem Anflug von Selbstüberschätzung das Pony geschnitten habe. Meine Friseurin wird ein Einsehen mit mir haben, wenn sie das wieder korrigieren muss. Aber das ist jetzt wohl das kleinste aller Probleme. Sie bangt wahrscheinlich um ihren Salon und sorgt sich um ihre Mitarbeiterinnen. Ich hoffe, dass sie und alle anderen Betriebe und Selbständigen die notwendige Unterstützung erhalten und Wege finden, durch diese Krise zu kommen.

Kann sein, was nicht gemeldet wurde?

Vor etwa 2000 Jahren fanden die Frauen am Ostermorgen das Grab Jesu leer vor. Das erschütterte sie zutiefst. Die Nachricht des Engels, dass Jesus lebt, konnten sie zunächst überhaupt nicht begreifen. Damit hatten sie nicht gerechnet. Das passte nicht in ihr Weltbild. Tot ist tot – oder!? Aber bald machten sie mit anderen die Erfahrung, dass Jesus lebt, dass er ihnen weiterhin nahe war und sie begleitete.

Ja, es kann sein, was nicht gemeldet wurde.
Diese Krise erschüttert uns. Menschen kämpfen um ihr Leben. Viele bangen um ihre Existenz. Andere kommen mit der häuslichen Situation nicht zu Recht. Das ist schlimm. Und dennoch ist nicht alles schlimm. Menschen kaufen füreinander ein, rufen andere an, nähen Mundschutz, unterstützen durch lokale Initiativen, ….
Ich erfahre um mich herum: Das Leben ist stärker und setzt sich durch. Wir erleben Ostern! Gott zeigt uns Möglichkeiten, wo wir zunächst keine sehen. Er ist an unserer Seite, schenkt uns Fantasie und Kraft, dass wir uns für das Leben stark machen.

 

 

Pfarrerin Angela Fabian
14. April 2020

Es gibt geheimnisvolle Orte. Orte, die unglaubliche Geheimnisse in sich bergen, wo man ungeahnte, neue Sachen entdeckt!

In unserer Wohnung gibt es so einen Zugang zu einer neuen Realität. Meine Frau hat ihn mir gezeigt! Das war so: Ich war morgens auf der Suche nach meinem linken Hausschuh und hab  meine Frau gefragt, klar! Sie meinte wissend: „Guck unter der Couch!“

Ich bin also ins Wohnzimmer gegangen und ganz runter auf die Knie. Und ich konnte nur ehrfürchtig und verwundert staunen! Tatsächlich! Mein linker Hausschuh, war nicht da. Aber, ich konnte das Stofftiereinhorn finden, das unsere Tochter seid Tagen vermisst. Auch eine viertel Dampfnudel, die unsere Kleinste wohl für schlechte Zeiten bunkern wollte und, juchu, mein Trail-Magazin, das ganz von selbst aus der Küche verschwunden war! Was ist alles passiert, in den drei Tagen seit dem letzten Saugen? Unglaublich.

Da konnte ich auch die Frauen in der Ostergeschichte plötzlich aus einer ganz neuen Perspektive verstehen. Die machen sich morgens auf die Suche. Sie wissen genau wo das Grab ist, in dem ihr Freund Jesus liegt. Da, haben sie ihn begraben und mit ihm alles, was er von Gottes grenzenloser Liebe erzählt hat, die neue Welt die Jesus vorgeträumt hatte. Alles was die Frauen so froh und mutig hat leben lassen, alle Hoffnung war an Karfreitag mit Jesus gestorben und begraben.

Drei Tage später wollen die Freundinnen trauern und mit der Sache Jesus endgültig abschließen. Und als sie zum Grab kommen, finden sie genau nicht das, was sie suchen: da ist kein toter Freund. Sie finden was ganz anderes! NICHTS! Das Grab ist leer.

Und da merken sie, Mensch, dieses NICHTS ist in Wahrheit unendlich viel! Wenn das, was in diesem Grab tot liegen müsste, nicht da ist, dann ist die Sache mit Jesus hier längst nicht zu Ende! Dann fängt in dem Grab in Wirklichkeit was ganz Neues erst an! Neues Leben. Ja. und wenn sogar der Tod nicht das Ende von allem ist, dann muss doch alles möglich sein, oder?

Die Frauen finden nicht, was sie suchen, sondern viel mehr und ganz anderes! Neuen Mut und neue Hoffnung. Zumindest so viel, dass sie mit „Furcht und Freude“, mit wackligen Knien also, aber dieser unglaublichen Freude im Bauch, losgehen. Und weil echte Freude, halt raus muss, jubeln sie „Christus ist auferstanden. Jesus lebt!“ Was er angefangen hat: Wie er Menschen für Gottes Liebe begeistert, Hoffnung, Mut, Zuversicht verbreitet, das lebt weiter! Mit uns, nämlich. Wo wir genauso begeistert Mut, Zuversicht und Hoffnung teilen, wie die Frauen in der Geschichte es tun. Unglaublich, einfach wunderbar, oder?

Ich bin sicher, ich glaube fest, dass es mehr gibt, als ich erwarte und denke. Und dass wirklich alles möglich ist: Neues Leben, wo keiner mit rechnet, Hoffnung und Mut. Alles das lässt sich seit Ostern bei Gott finden,  wenn man von Herzen vertraut und sucht. 

Nur wo mein linker Hausschuh ist, bleibt für mich weiter ein Geheimnis. hmmm.

Gesegnete Ostern zu Hause und bleibt gesund,

Euer,

Henning Lang, Pfr.

Gedanken zum Karfreitag

Gestern jährte sich der Todestag von Dietrich Bonhoeffer zum 75. Mal. Er war Theologe, Vertreter der Bekennenden Kirche und am deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt. Verhaftet wurde er im April 1943 und auf Befehl Adolf Hitlers am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet .

Sein Glaubensbekenntnis macht mir in diesen Zeiten besonders Mut:

„Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.

Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.

Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage

soviel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen.

Aber er gibt sie nicht im Voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,

sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst

vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube,
dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich
sind, und dass es Gott nicht schwerer ist,

mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen
Guttaten.

Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist,

sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet

und antwortet.“

Seien Sie behütet!

 

Pfarrerin Angela Fabian
10. April 2020

Friends

„So no one told you life was gonna be this way!“ Tschaka Tschaka - die Gelegenheit ist  gerade perfekt, mal wieder die Lieblingsserie von früher zu gucken! Für mich ist das friends. Es geht, genau, um sechs Freunde und ihr Stamm-Café Central Perk in New York.

Obwohl mich wundert, dass sie Freunde sind. Die könnten unterschiedlicher nicht sein: Die verrückte Phoebe mit ihren Liedern von der Stinkekatze, der naiv-talentlose Schauspieler Joey, der zynische Kindskopf Chandler, die neurotische Köchin Monica, Society-Girl Rachel, die als Kellnerin jobben muss und „Dr.“ Ross, der ständig mit seinen Dinosauriern nervt. Schrullige Typen. Liebenswert, aber schrullig. Und sie halten zusammen, wenn das Leben mal wieder so ist, wie man es nie erwartet hätte. Da sind alle Schrullen oder Streitereien vergessen. Weil sie Freunde sind! Das zählt.

Ob sich Jesus so Freunde gewünscht hätte? Der hat heute quasi, an Gründonnerstag, seine Erfahrungen mit schrulligen Freunden gemacht. Und wurde krass enttäuscht. Ein Freund hat ihn verraten und verkauft, die anderen hauen ab oder sagen „Jesus? kenn ich nicht“.

Wer solche Freunde hat - Jesus feiert trotzdem mit ihnen Abendmahl, obwohl er seine friends kennt! Oder, weil er seine Zwölf kennt?

In jedem Fall, weil er weiß, wie wichtig Freundschaft ist. Und wenn seine Freunde grad schräg drauf sind, dann ist wenigstens Jesus ihnen ein echter Freund. Er beurteilt die andern nicht nach ihrem Wert für ihn. Sondern danach, wie er ihnen Freund sein kann. Er macht Mut, ist für sie da. Weil er an den Wert von Freundschaft glaubt?

Wichtiger als das was zwischen uns Menschen steht oder uns ärgert, ist für Jesus, das was uns verbindet! Das muss wichtiger und stärker sein! Liebe, Vergebung und Menschlichkeit, da ist Jesus sicher. Und wir?

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zum Lobe Gottes. sagt die Bibel. Also, seid Freunde! Und wir müssen „gotlob“ nicht perfekt sein oder uns als beste Freunde beweisen, um das zu schaffen. Probiert einfach: seid da füreinander! Und gebt keinen einfach auf! Weil wir alle auch davon leben, - von den andern, die uns genauso geduldig ertragen und tragen. Weil Freundschaft verbindet und das eben wichtiger ist, als alles, was uns trennt. #Versöhnung. So wie Jesus das vormacht.

Und wenn ich an meine friends im Central Perk vom Fernsehen gucke, hab ich ne Ahnung, wie das aussieht. Die kennen und ertragen alle Macken und Schrullen, auch wenn es nervt. Und sind alle für einander da. 

Vielleicht ist das in unseren Tagen wichtig. Geduldig sein und Zusammenhalten, auch wenn es anstrengend wird. Weil miteinander essen oder feiern nicht geht. Café-Besuche auch nicht.

Es gibt einen Trick. Freundschaftspflege gerade zür die, denen man gerade nicht so „eng“ ist, die Freunde vielleicht grad besonders brauchen? Nehmt euer Smartphone. Habt Ihr?  Prima!

Öffnet den Messenger, whatsapp, threema, oder so und schau im Chat-Verlauf nach ganz unten, wer steht da? Der oder die hat schon lange nix mehr von dir gehört, oder? Und  freut sich über nen „ich-mag-dich-trotzdem“-Gruß - von Freund zu Freund! Tipp einfach: Schön, dass es Dich gibt! Ich denk grad an dich, alles Gute. Oder sag einfach:

Bleib zu Hause und bleib mir gesund,

Dein,

Pfarrer Henning Lang

Gedanken zum Gründonnerstag

„Was essen wir morgen?“ Diese Frage taucht bei uns meistens bald nach dem Mittagessen auf. Und dann geht es los: Vorschläge werden gemacht und wieder verworfen: Nudeln hatten wir die letzten drei Tage, Kartoffel-Gratin dauert zu lange, Fisch will der Sohnemann nicht. Das kann manchmal ganz schön nerven. Als ob das Leben hauptsächlich aus Essen bestehen würde. Doch seltsamerweise knurrt auch mir am nächsten Mittag der Magen wieder.

Was uns in den letzten Jahren nie gelungen ist, haben die Einschränkungen der letzten Wochen nun geschafft: Wir machen einen richtigen Essens-Plan: Montag, Dienstag, Mittwoch, …  Fehlt nur noch die Deklaration von Zusatzstoffen und Allergenen: 1 mit Farbstoff, 2 mit Konservierungsstoff, 3 mit Antioxidationsmittel …

Mein Mann ist im Essen-Planen ein wahrer Meister geworden. Er geht unsere Gerichte durch, schaut in den Kühlschrank und die Gefriertruhe, schreibt Einkaufslisten. Wir probieren jetzt auch mal wieder etwas Neues aus und kramen alte Rezepte raus. Das Gericht, das unsere Tochter als Kind so geliebt hat, steht wieder auf dem Speisezettel. Und damit kommen auch wieder Erinnerungen an diese Zeit.

Überhaupt: Essen hat für mich viel mit Menschen zu tun, mit Gefühlen und Erinnerungen, mit Zuhause. Der Sauerbraten schmeckt nirgends so gut wie bei meiner Mutter. Und mit dem Käsekuchen meiner Schwiegermutter kann sonst niemand mithalten.

Jesus saß auch gerne mit den Menschen zusammen beim Essen. Und er hat uns ein besonderes Mahl hinterlassen – das Abendmahl. Daran erinnern wir uns am Gründonnerstag. Viele vermissen es schmerzlich in diesen Tagen. Gerade jetzt, wo wir so viel Unsicherheit und Ungewissheit verspüren, wo uns das Herz manchmal so schwer ist, da würde es uns so guttun, in der Gemeinschaft beisammen zu sein und uns in Brot und Kelch stärken zu lassen.

Auch wenn wir uns nicht um den Altar versammeln können, so können wir doch miteinander verbunden sein. Nehmen Sie am Abend, wenn die Glocken um 19:30 Uhr läuten, ein Stück Brot. Teilen Sie es mit Ihrer Familie oder essen Sie es für sich alleine. In diesem Stück Brot sind wir – über die räumliche Distanz hinweg - einander nahe. In diesem Bissen Brot schmecken wir die Liebe Gottes, die uns Kraft geben will, diese schwierige Zeit durchzustehen.

Ich freue mich, wenn wir wieder gemeinsam Abendmahlfeiern können. Bis dahin bleiben Sie behütet!

 

Pfarrerin Angela Fabian
09. April 2020

Was machst du gerade?

Immer die eine Frage! Wenn ich facebook öffne, kommt: Was machst Du gerade?

Gerade (So 05.04.20 - 10:13h) sitze ich in Winden in der Kirche und denke. Ich denke an vier Mädels und fünf Jungs, die hier gerade heute mit vielen Gästen Konfirmation feiern wollten.

Die Mädels im ersten richtigen Kleid, in Schuhen mit Absatz vielleicht und einer Frisur, die Stunden gebraucht hat. Die Jungs im ersten Anzug mit Krawatte, die immer zu eng sitzt, ganz klar. Und sogar die hätten wenigstens Gel in den Haaren. Im Gottesdienst hätten wir sie gesegnet, für ihr weiteres Leben. Dann war das Fest geplant mit Omas und Opas, Tanten und Verwandten. Mit dem Lieblingsessen und noch was Gesundem dabei, grüne Blätter, Gemüse und so, wegen Mama. Was macht man nicht alles für seinen großen Tag. Oder lässt es mit sich machen? Und jetzt?

Klar, wir feiern das Fest in ein paar Wochen nach. Nein, das stimmt nicht! Wir werden das Fest nach ein paar Wochen feiern, so ist es richtig. Ihr Tag kommt! Wir werden feiern. Versprochen! Trotzdem fühlt es sich jetzt gerade etwas seltsam an.

Was mir Mut macht: Die Jugendlichen haben so gekämpft, haben auf der Konfifreizeit hart geschuftet. Sich mit Fragen beschäftigt, die bestimmt nicht immer ihre waren. Sie haben fast zwei Jahre Konfizeit mit mir übergestanden - die kann so eine kleine Pandemie doch nicht mehr schocken, oder?

Was machst Du gerade? - Frage ich mich, wo ich an die Jugendlichen denke. Die sitzen wohl zu Hause am Frühstückstisch statt in der Kirche: Pyjama statt Krawatte und Nutellastulle statt Abendmahlsbrot. Aber stopp!

Eines weiß ich genau: Auch wenn das Fest mit vielen Gästen heute nicht ist: Sie sind auch jetzt nicht allein. Die haben ihre Familie um sich, liebe Menschen, die mit ihnen zu Haus aushalten. Da sind ganz viele die heute so wie wir an sie denken. Gerade heute tut das gut.

Und ich weiß: Niemand ist allein. Weil, Corona hin oder her, in der Bibel verspricht Gott: Fürchte dich nicht, ich bin da! Ich sehe dich, was du tust in jedem Moment. Ich bin bei dir.

Gott ist nicht egal, was bei uns gerade los ist, wie es uns geht und was uns freut oder Sorgen macht. Er fragt uns lange vor facebook: Was machst du gerade? Und er will nicht nur wissen, was grad los ist, er trägt es mit. Er lässt uns damit nicht allein, sondern begleitet uns. Mit seinem Segen.

Damit unsere Konfirmanden das gerade heute wissen, habe ich ihnen zum Frühstück ein kleines Video serviert. Mit einem Lied von unserer Freizeit, dass sie und uns alle genau daran erinnert. Das geht so:

Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst, niemand ist da, der mir die Hände reicht. Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst, niemand ist da, der mit mir Wege geht. Und der Friede Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, der halte, unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß. Und stärke unsere Liebe.
(findet man bei Youtube)

Und wenn euch facebook fragt, was machst Du gerade? hoffe ich, eure Antwort ist, klar: Mitsingen, mutig und laut! Na, wär das was?

Bleibt zu Hause und bleibt mir bitte gesund!

Euer Henning Lang, Pfr.

Vaterunser hilft!

Es ist amtlich: Vaterunser hilft gegen Corona! Sagt das Robert-Koch-Institut, also die führenden Virologen in Deutschland! Die müssen es wissen, oder?

Sie informieren, wie wir uns vor Corona schützen können: zu Hause bleiben, Kontakt meiden und extra wichtig: Hygiene! Vor allem Hände waschen, mehrmals am Tag, mit Wasser und Seife und mindestens 20 Sekunden lang!

Wie lange? Genau, ein Vaterunser! Das dauert 23,47 Sekunden, habe ich gestoppt, normal gesprochen. (Klar, ihr könnt auch zählen oder  dreimal Happy Birthday singen, aber das wäre doch albern, ehrlich ;-)

Also, gründlich Händewaschen! Und wo ihr die Hände schon gefaltet habt unter warmem Wasser, wäre Gelegenheit für ein Vaterunser. Das schützt dann sogar doppelt! Weil das Händewaschen für äußere Hygiene sorgt. Und das Vaterunser ist Reinigung für die Seele, Psychohygiene also.

Es stärkt die inneren Abwehrkräfte gegen all das, was uns rund um Corona derzeit angreift.

Vaterunser im Himmel... - sagt mir: Ich, ich bin nicht allein, mit dem, was mir grade zu schaffen macht. Da ist etwas, da ist Gott, der über mir wacht und mich begleitet. Das stärkt mein Vertrauen. Dein Reich komme, dein Wille geschehe. - Ja, da passiert viel, das ich nicht in der Hand habe, was mich hilflos und ratlos sein lässt. Aber, das soll mein Leben nicht bestimmen. Gott will nämlich was von mir, vor allem er will was für mich, was Gutes nämlich. Da atme ich tief und frei durch, und spreche weiter:

Unser tägliches Brot gib uns heute. - Der Gedanke ist echt heilsam, wo Solidarität gefragt ist. Es ist für mich gesorgt. Klopapier hamstern ist unnötig. Kein Sch**ß, es reicht, für alle. Also bleib gelassen und lass den andern ruhig was übrig.

Mit führ uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vor dem Bösen ... - immunisiert das Vaterunser dann 4,62 Sekunden vor Schluss gegen Facebook-, Instagram- und WhatsApp-Fake. Glaub nicht jeden Post, schick nicht alles weiter, - sondern das Gute, klar. Erst denken dann klicken! Sei so frei in deiner Meinung. In so nervösen Zeiten wie heute ist Verstand gefragt, damit nicht jede Panikmeldung über die Pandemie selbst zur Seuche wird, die andere krank macht.

Statt Panik machen, schau lieber nach vorn. Halte durch. Damit wir die Krise durchstehen. Es geht­ vorbei, „garantiert-hoffentlich“. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen  

Tut gut, oder? Hygiene schützt, Körper - und Seele. Und du und ich, wir alle können viel tun, damit wir möglichst heil durch die Corona-Zeit kommen. Geduld hilft und aufeinander acht geben, statt Angst verbreiten lieber Mut machen! Und denkt dran, was das Robert-Koch-Institut rät: Öfter mal die Hände falten unter warmem Wasser und mit Seife ordendlich rubbeln. Wie lange? Vater unser...

Bleibt zu Hause und bleibt mir bitte gesund!

Euer

Henning Lang, Pfr.

April April?!

Was? „Toilettenpapierhersteller Hakle, der über Nacht zum Luxuskonzern geworden ist, hat die Firma Microsoft übernommen!

Wie reingefallen? Ach so: April, April! Obwohl das mit Hakle könnte zumindest sein, bei dem Boom, den Toilettenpapier gerade erlebt ...

Vielleicht sollten Aprilscherze heute besser ausfallen. In der Corona Krise ist vielen nicht nach Lachen zu Mute, dafür ist die Sache zu ernst. Und spätestens, wenn man sieht, wie viele
wegen der Pandemie sterben, bleibt mir das Lachen eh im Hals stecken. Über Corona sollte man keine Witze machen, oder?

Nein, nicht drüber. Vielleicht aber dagegen? Vielleicht hilft gerade heute ja Lachen - gegen krankmachende Angst und Virusgefahr.

Lachen ist nämlich gesund! Sagt sogar die Wissenschaft. Lachforscher Willibald Ruch hat das über 25 Jahre erforscht und bestätigt: Negative Emotionen, wie Sorgen, Klagen, das hilflose Gefühl und all das, belasten und machen krank!

Aber es gibt ein Heilmittel: Humor! „Wer an ärgerlichen Situationen etwas Lustiges findet, unterbricht den Effekt des Negativen!“ so der Lachforscher. Also, Humor stoppt die Ausbreitung von Angst. Das Negative verliert seine alles bestimmende Macht über mich. Lachen löst Muskelverspannungen, setzt positive Hormone frei. Und ist gutartig ansteckend!

Davon, wie Freude und Hoffnung sich ausbreiten, erzählt die Bibel seit 2000 Jahren viele Lachgeschichten! Da ist die uralte Sarah, der ein Engel ansagt, dass sie Mama wird. Ich? Das ich nicht lache, denkt die nur und lacht wirklich,  - vor Freude,- als ihr Kleiner zur Welt kommt.

Oder, wir stehen ja gerade in der Passionszeit vor Ostern. Da erinnern wir dran, wie Jesus leidet und stirbt. Ernste Sache. Bis die Sachgeschichte zur Lachgeschichte wird und drei Frauen, die Welt das Lachen lehren. Traurig gehen die am Ostermorgen zum Grab Jesu, und das ist leer. Erst fürchten sie sich, aber Schreck lass nach, lachen die drei vor Freude. Und erzählen die frohe Botschaft munter weiter. Die Pointe, Jesus lebt! Nichts muss bleiben, wie es ist!

Als Christ freue ich mich noch heute darüber! Es macht mir Mut und Hoffnung, dass der Tod eben nicht sein soll, sondern ich leben und lachen soll. Ich und alle Menschen sollen leben und immer wieder lachen!

Vielleicht tut es gerade heute gut, das zu wissen. Wo vieles Angst macht, wir nicht wissen, was kommt und Menschen sterben.

Nein, ich will am 1. April nicht über Corona oder die Opfer lachen, nie, das ist zynisch. Es geht darum, gegen den Tod und gegen Krankheit an zu lachen. Als Zeichen, dass Leid nicht sein soll, und der Tod nicht das letzte Wort hat, niemals haben darf, sondern das Leben.

Weil Gott uns nicht das fürchten lehren will, sondern Liebe, Leben und Lachen. Wie Kabarettist Hanns Dieter Hüsch sagt: (...)

Was macht, dass ich so furchtlos bin
an vielen dunklen Tagen?
Es kommt ein Geist in meinen Sinn,
will mich durchs Leben tragen.

Was macht, dass ich so unbeschwert
und mich kein Trübsinn hält?
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt
wohl über alle Welt.

 

Bleibt zu Hause und bleibt mir bitte gesund!

Euer Henning Lang, Pfr.

Mein Bügeleisen und ich

Ich sehe auf den riesigen Stapel Wäsche, der sich vor mir auftürmt. In den letzten beiden Wochen ist ganz schön was zusammengekommen. Manches Kleidungsstück liegt hier schon zum dritten Mal. Es ging auch so. Aber jetzt hat mein Mann fast keine Hemden mehr im Schrank.
In den letzten 14 Tagen war einfach anderes dran. Es gab so Vieles zu verarbeiten: die eingeschränkte Ausgangssperre, keine Gottesdienste mehr, Alternativ-Angebote erarbeiten, eine Flut an Informationen, die es umzusetzen galt, … Wer fragt da schon, ob mein Shirt gebügelt ist?
Doch heute ist es an der Zeit, dass ich mich diesem Wäscheberg stelle. „Bügel doch vor dem Fernseher“, schlägt mir mein Mann vor. Aber ich spüre, ich will jetzt einfach Ruhe. Kein Radio, kein Fernsehen, keine Musik, keine Nachrichten – nur mein Bügeleisen und ich.
Bügeln gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Aber ich bin erstaunt, wie gut es mir heute tut. Das regelmäßige Zischen des Dampfes, die gleichbleibenden Bewegungen. Es ist fast wie eine Meditation.
Erstmal denke ich gar nichts. „Kalenner gugge“ sagen wir Pfälzer und meinen damit einen Moment, wo der Kopf angenehm leer ist und der Blick Richtung Unendlichkeit geht.
Allmählich kommen Gedanken und gehen wieder, ich lasse ihnen ihren Lauf. Gesichter tauchen vor mir auf. Einige von ihnen sind ganz alleine in ihren Wohnungen und Häusern. Ich denke an sie.
„Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“ Ein Bibelwort aus Psalm 62,2 kommt mir in den Sinn. Diese Stille empfinde ich gerade und sie breitet sich wohltuend in mir aus. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sie hier finde, beim Bügeln. Ich ertappe mich dabei wie ich sogar die Henkel der Baumwolltasche glatt streiche und mit dem heißen Eisen darüber fahre.
Die nächste Ladung Wäsche ist schon wieder in der Maschine. Spätestens übermorgen könnte ich wieder hier stehen. Ich freue mich fast darauf.

 

Pfarrerin Angela Fabian
31. März 2020

Verdrehte Zeit

Vordrehen oder zurück? Heute Nacht war es so weit. Um zwei Uhr wurde da die Uhr vorgedreht auf 3 Uhr. Sommerzeit. Der Tag ist also eine Stunde kürzer, heute müssen wir also eine stunde weniger zu Hause bleiben, juchu!

Nicht falsch verstehen, ich mag Zeitumstellung, ehrlich. Das Uhr vordrehen bringt mein Leben wieder zurück in Einklang mit der Natur. Gestern wurde ich um 6Uhr von alleine wach. Sowas ist doch nicht normal, das ist doch einfach wider die Natur, oder? Ab heute werde ich wieder vom Wecker um 6.30h wachgebimmelt und quäl mich aus dem Bett. So muss das doch sein.

Nicht nur Langschläfer wie ich würden die Uhr gern wieder zurück drehen. Das würden derzeit viel gern. Aber bitte mehr als eine Stunde, vielleicht drei, vier Wochen zurück? Da durfte man ohne Sorgen draußen mit Freunden Joggen gehen, Mit Oma Kaffeetrinken oder die Kids durften auf dem Spielplatz toben. Momentan ist das ja nicht erlaubt, und noch vieles mehr. Sinnvoll in der Situation, klar, aber weh tut es trotzdem.

Heute denke ich da ganz besonders an vier Jugendliche, unsere Minfelder Konfirmanden. Genau jetzt, heute, wollten die ihren großen Tag feiern. Konfirmation. Festgottesdienst mit Segen nur für Sie und ihr weiteres Leben als „Erwachsene“, dann großes Fest mit der  Familie, die extra anreisen wollte teils von weit her, Geschenke, tolles Essen, vielleicht das erste echte Glas Sekt...

Und auf den Moment haben die Jugendlichen lange hingearbeitet. Seit Monaten wurde geplant und mit den Eltern organisiert. Fast zwei Jahre haben wir als Konfirmandengruppe gearbeitet, gestritten, gelacht und viel erlebt, für heute: Für große Tag.

Dafür wären die vier bestimmt gern „viel zu früh“ und ganz aufgeregt aufgestanden und im Kleid oder Anzug rausgeputzt in die Kirche.

Statt dessen sitzen die vier heute in Jogginghosen zu Hause auf der Couch. Wenn auch, nur 23 Stunden lang, dank Sommerzeit.

Das Kleid bleibt wohl im Schrank, und die Verwandten und Freunde zu hause. Das müssen wir aushalten. Wir können das Leben  nicht zurück drehen,  oder vor auf „Sommerzeit“, heile Welt und Sonnenschein. 

Nein, wir können die Zeit nicht vordrehen auf Morgen, aber wir können darauf hoffen! Und vertrauen, dass es wieder gut wird. Das alles wieder gut werden kann und soll!

Ich will euer Glück und nicht euer Unglück. Ich habe im Sinn, euch eine Zukunft zu schenken, wie ihr sie erhofft. Das sage ich, der Herr.

So sagt Gott in der Bibel: Euer Leben soll glücklich sein. Hofft auf die Zukunft. Vertraut darauf. Auch wenn wir unsere Zeit gerade nicht verstehen. Der wahre Sinn für unser Leben ist nicht Unglück, nein. Eure Zukunft, eure Zeit soll glücklich sein!

Den tollen Gedanken, denkt Gott für uns. Und wenn ich heute darauf vertraue, fängt die glückliche Zukunft doch schon an? Dann gilt das schon heute! Oder? Muss heute schon gelten.

Vordrehen oder zurück? Wir können im Leben die Uhr nicht zurückdrehen oder vor, wenn es schwierig wird oder wir warten, abwarten müssen. Aber ganz egal ob vor Corona, nach Corona oder eben jetzt mittendrin, wir sind nicht allein. Auch heute denkt Gott schon was gutes für Morgen, für uns!  Sicher.

Und ich denke ich heute besonders an meine vier Konfirmanden, und die vielen anderen im Land, die für heute Ihr großes Fest geplant hatten. Und ich drehe, wenigstens in Gedanken, frech die Zeit schon mal vor. Und freue mich heute schon auf den glücklichen Moment, wenn die verdrehte Corona-Zeit vorbei ist, und wir wieder alles das tun können, was gerade nicht geht. Konfirmation feiern, zum Beispiel! Dafür stehe ich dann sogar gern extra früh auf! Und ihr?

Bleibt zu Hause und bleibt mir bitte gesund!

Euer Henning Lang, Pfr.

Rainbow-Warrior

Sie sind einfach überall! Eine Gruppe frecher Aktivisten machen gerade unser Land unsicher, echte Rainbow-Warrior!

Sie stürmen keine Ölbohrinseln, klettern nicht auf Kraftwerkstürme und rollen auch keine Transparente von Fabrikdächern. Nein, sie treiben es echt bunt und kleben frech Regenbögen in die Fenster. Selbstgemalt, ganz klar!

Ihr erklärtes politisches Ziel: Freude verbreiten und Mut machen! Wir sind überall! Und wo man so Regenbögen in Fenstern sieht, zeigen die kleinen Regenbogenkrieger: Wir gehören auch dazu, wir gehören zusammen, keiner ist allein.

Und die frechen Weltverbesserer haben absolut unverschämt recht. Das sage nicht ich, so steht das sogar in der Bibel. Dort ist der Regenbogen nämlich der absolute Mutmacher, der genau das zeigen soll: Mensch, ihr seid nicht allein!

In der Bibel setzt Gott den Regenbogen für Noah an den Himmel, nach der Sintflut.

Noah ging es fast so wie uns. Er macht auch echt schwere Zeiten durch. Eingesperrt mit Kind und Kegel und allen Tieren in seiner engen Arche. Quarantäne also, zwar nicht aus Angst vor Tröpfcheninfektion, sondern eher weil es dauerregnet. Dazu wurde ihm noch Vierzig Tage und Nächte Ausgangssperre verordnet, bis die Flut vorbei ist. Nachdem die sich verzogen hat und der Alltag wieder einkehrt, passiert es. Als allererstes bekennt Gott Farbe für das Leben. Und er zaubert mit dem Regenbogen den Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Alle sollen wissen: Gott ist da! Auch wenn es im Leben manchmal chaotisch, bedrohlich oder stürmisch kommt. Trübe Wolken über uns stehen: Du bist nicht allein!
Glaub es ruhig: Solange die Erde steht, soll das Leben nicht aufhören! Ich bin da, sagt Gott.

Farbe bekennen für das Leben. Dem Leben treu bleiben, gerade in trüben Zeiten, sich erinnern, dass unser Leben gesegnet ist. Eine bessere MutMachMessage kann man doch momentan, wo wir die meiste Zeit allein zu Hause bleiben müssen, eine bessere Message kann man da doch gar nicht verbreiten, oder? Ich bin nicht allein, du bist nicht allen, niemand ist allein.

Das sollen wir alle wissen. Und die Kinder machen vor, wie leicht das geht. Und falls ihr auch dazugehören und mitmachen wollt? Ausmalvorlagen gibt es massig im Internet. Oder malt einfach euren ganz eigenen Regenbogen. Dann einfach ans Fenster pappen. Fertig. Kinderleicht.

Danke allen Regenbogenkriegern, diesen frechen kleinen Aktivisten, die mit ihren selbstgemalten Regenbögen in unsere trüb-graue Zeit etwas Farbe bringen und so bunte Freude und Mut machen. Ich denke, wir können das doch alle gut gebrauchen, oder?

Bleibt zu Hause, malt vielleicht einen Regenbogen fürs Fenster und bleibt mir bitte gesund!

Euer Henning Lang, Pfr.

Rettender Lippenstift

Was hilft in schweren Zeiten? Lippenstift, rot! Ich hätte es selbst nicht geglaubt, aber

Lippenstift hilft in der Not wirklich weiter.

Das war so: Vor ein paar Jahren im Advent, habe ich in Bad Bergzabern im Seniorenheim eine alte Dame besucht, sie war 92 Jahre und konnte nur noch im Bett liegen. Pflegefall.

Wir reden und sie erzählt stolz von ihrem Leben, ihrer Arbeit als Sekretärin in der Chefetage einer Bank, ihre Liebe zum Garten. Als unser Gespräch auf Weihnachten kommt, frage ich sie: „Was würden sie sich denn wünschen zu Weihnachten?“

„Nichts“ sagt sie und erklärt, dass sie ja seit Jahren kein Weihnachten feiert, sie hat keine Kinder, keine Verwandten, kein Besuch und liegt ja nur im Bett.

„Oder doch, einen Wunsch hab ich: Lippenstift, in rot!“ schiebt sie hinterher und lächelt.

Ein Lippenstift! - Zuerst konnte ich das nicht verstehen. Klar, vielleicht auch, weil ich ein Mann bin und mit Lippenstift wenig anfangen kann. Aber ich habe mich gefragt, wofür soll das gut sein? Die Dame liegt nur im Bett, kommt nicht raus, bekommt keinen Besuch. Für wen dann Lippenstift?

Klar, den Lippenstift wünscht sie - für sich! Ihr selbst war der Lippenstift wichtig, lebenswichtig vielleicht sogar?

Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin.

So sagt es ein Psalm in der Bibel, Psalm 139. Ich bin ein Mensch, von Gott geliebt und wunderbar gemacht. Jeder auf seine eigene Art. Jedes Leben, jeder Mensch ist einzigartig, würdig und recht.

Nicht das was wir tun oder nicht, nicht was wir können, entscheidet da. Einfach nur das wir sind, was wir sind: Eben wunderbar gemacht, ein Mensch, Kind Gottes. Von Gott geliebt, würdig und recht.

Vielleicht zeigt genau das ein Lippenstift,

besonders ein roter. Man bzw. meist eher Frau trägt ihn auf, um sich selbst etwas gutes zu tun, die eigene Persönlichkeit zu unterstreichen: Weil man es eben wert ist, schön zu sein!

Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin.

Lippenstift erfüllt keinen besonderen Zweck, er ist nicht nötig. Aber er kann notwendig sein. Weil er unsere Würde als Mensch unterstreicht. Und die kann uns nichts und niemand nehmen. Kein Altenheim, kein Pflegebett und uns heute auch kein Corona- Virus.

Klar, sind wir auch sehr eingeschra?nkt: Besuche sind nicht möglich, wir gehen nicht unter die Leute wie sonst, müssen eben zu Hause bleiben. Vielleicht tut uns da der Lippenstift -Gedanke gut?

Bei allen Einschränkungen, die wir erleben, wo so vieles dringender und wichtiger ist, klar, als Schminke - Denkt trotzdem mal an Euch selbst und gönnt euch was Gutes. Zieht mal feine Kleider an, auch wenn es niemand da draußen sieht. Legt den buntesten Lippenstift auf und lächelt in den Spiegel, einfach als Lebens- Zeichen! Weil es euch zeigt, Du bist es wert, würdig und recht.

Und alle Herren der Schöpfung, die ja eher selten Lippenstift tragen: Ihr deckt den Tisch sauber mit Tischdecke, Serviette, Kerze und allem Schnickschnack und genießt die Tiefkühlpizza statt vor der Glotze in Eurer eigenen heimischen „Pizzeria Corona“!

Klingt albern? Tut aber gut! Ihr seid es nämlich - bei Gott - wert. Und wenn ihr dann so über euch schmunzeln müsst, mit Anzug und Krawatte oder Lippenstift allein zu Hause - sagt einfach laut: Danke, Gott, dass ich wunderbar gemacht bin!

 

Bleibt zu Hause und bleibt mir bitte gesund!

Euer Henning Lang, Pfr.

 

Euer Henning Lang, Pfr.

Alle Zeit der Welt...

Endlich! Als Hörspielfan konnte ich es kaum erwarten. Am Montag lag die neue Folge 204 der drei Fragezeichen in meinem Briefkasten. Ein spannendes Hörspiel als willkommene Abwechslung, wenn man schon das Haus nicht verlassen darf. Wir haben ja gerade alle zeit der Welt ... Also CD-Spieler an und los ging der Krimi. Eine Stunde später war die Schlussmelodie der Folge zu hören und, es war das Einzige, was ich in der ganzen Zeit mitbekommen habe. Der Krimi selbst lief irgendwie an mit vorbei. Ich war einfach nicht bei der Sache.

Die ganze Zeit haben mich andere Gedanken beschäftigt: In welchem Supermarkt gibt es wohl Karottensalat im Glas, der war beim Einkaufen gerade aus. Ob es bei tagesschau.de was Neues gibt? Und im Minutentakt hab ich das Handy nach whatsapp-Nachrichten gecheckt, besorgt, nervöse Unaufmerksamkeit.

Alles hat seine Zeit und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde, sagt die Bibel.
Und, Krimihören war bei mir gerade nicht dran. Da musste ich zugeben: Auch mich beunruhigt die ganze Corona-Geschichte mehr, als ich mir eingestehe. Weil man die Gefahr nicht sehen kann, man sich sorgen macht, um Menschen, die einem wichtig sind. Weil die Einschränkungen auch um uns herum immer mehr, immer spürbarer werden.

Neben dem, was uns „innen drin“ bewegt, ist auch „um uns rum“ vieles anders. Meine Regeln für den Tag, passen nicht mehr. Plötzlich sind drei Kinder 24h zu Hause und an Schreibtischarbeit ist nicht zu denken. Plötzlich ist statt Geburtstagsbesuch nur telefonieren „erlaubt“, um keinen zu gefährden. Und alle Termine im Kalender sind abgesagt. Es fällt schwer, einfach nicht das zu tun, was man sonst immer macht. Vor allem fällt schwer, nicht das so machen zu können wann und wie man es gern will.

Alles hat seine Zeit und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde, - und gerade jetzt ist es dran, zu Hause zu bleiben, nichts von dem zu tun, was sonst meinen Alltag bestimmt. Weiter wie bisher, geht nicht, klar! Aber was kann man schon tun, in der Situation?

Vielleicht brauchen wir - neue Regeln für unseren Tag. Müssen neue und andere Routinen finden, die besser passen. Auch mit den Menschen, mit denen wir leben. Wie gelingt es da, Kinder, Arbeit, Partnerschaft neu zu gestalten? Wie findet man in der engen Situation Raum und Zeit für sich selbst? Als Ausgleich?

Solche neuen Strukturen sind wichtig und tun gut! Es lohnt, sie ganz bewusst zu finden. Sie geben Halt in der momentanen Unsicherheit. Und wisst ihr was? Der Prozess ist „gezwungener Maßen“ - sogar - befreiend!

Alles hat seine Zeit und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde, - meine erste Maßnahme gegen die besorgt, nervöse Unaufmerksamkeit: Online-Öffnungszeiten.

Statt im Minutentakt nach neuen Entwicklungen in den Nachrichten zu schauen, zwinge ich mich, zu vier festen Zeiten am Tag nach emails, whatsapp, Tageschau und co zu schauen. Damit eben nicht die sorgenvolle Hilflosigkeit oder ein Corona-Virus da draußen mein Leben bestimmt. Die Freiheit nehme ich mir nicht einfach, die schenkt Gott mir! Gott sei Dank!

Dazu kurz noch ein Gedanke: Wo viele momentan ärgert, dass alles abgesagt oder verschoben oder derzeit nicht möglich ist: Es gibt so vieles, das jetzt, vielleicht gerade jetzt, seine Zeit hat:

Sonne genießen im Garten hat seine Zeit, in Ruhe telefonieren mit Freunden oder der älteren Nachbarin hat seine Zeit, Bücher lesen, basteln mit den Kids oder den Keller aufräumen hat seine Zeit. Einen Wunschzettel schreiben mit all den Sachen, die wir machen, wenn Corona in einigen Wochen hoffentlich vorbei ist... Da ist so viel, was wir jetzt tun können.

Bei Gott. Wir sind so frei. Also nur Mut!

Schreibt mir gern, was Euch noch so alles einfällt? Was euch gerade jetzt, froh macht, Hoffnung schenkt, gut tut. Was jetzt gerade dran ist und seine Zeit hat. Und

Bleibt zu Hause und mir bitte gesund!

Euer Henning Lang, Pfr.

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