Viele Menschen waren der Einladung gefolgt, um am frühen Abend des 3. November gemeinsam in der Stiftskirche für Frieden im Nahen Osten zu beten und ihre Solidarität mit ihren jüdischen Mitbürger*innen zu bekunden. Anlass waren die Eskalation des Nahostkonflikts nach dem Terrorakt der Hamas vom 7. Oktober 2023 und die vermehrten Schlagzeilen über antisemitische Übergriffe in Deutschland.
Das Friedensgebet gestalteten Dekan Volker Janke (Prot. Kirche), David Rosenberg (Jüd. Studierendenverband „Hinenu"), Prof. Dr. Wolfgang Pauly (Gesellschaft für christl.-jüdische Zusammenarbeit), Imam Erhan Yaruz sowie Abdullah Yilmaz (Türk.-islam. Gemeinde Landau), Oberbürgermeister Dr. Dominik Geißler sowie Pfarrer Alexander Pommerening und Pastoralreferentin Andrea Hinderberger (Kath. Kirche).
Dekan Janke betonte in seiner Begrüßungsrede, dass man die politische Situation nicht bewerten, wohl aber gemeinsam für Frieden beten und ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus setzen könne. Dass in Deutschland, 78 Jahre nach der Schoa, Jüdinnen und Juden wieder um ihr Leben fürchteten, sei eine Schande. Im Anschluss formulierte Janke seine Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts mit einem Vers aus Psalm 34,15: „Lass ab vom Bösen und tu Gutes, suche Frieden und jage ihm nach!“
Auch Imam Yaruz und Abdullah Yilmaz machten deutlich, dass das Töten von Menschen aufs Schärfste zu verurteilen sei: „Wenn jemand einen Menschen tötet, so ist es, als hätte er die ganze Menschheit getötet.“ (Sure 5,32)
Prof. Pauly unterstrich die in 1. Mose 1,28 verankerte Vorstellung der Gottebenbildlichkeit des Menschen und der daraus abgeleiteten Menschenwürde, die ausnahmslos allen Menschen gelte: Aus ihr heraus sei auch das 5. Gebot zu verstehen: „Du sollst nicht töten." (2. Mose 20,13)
Still wurde es, als David Rosenberg, selbst Jude, von den Geschehnissen des 7. Oktobers berichtete. Er wollte an diesem Morgen eigentlich mit der Bundeszentrale für Politische Bildung nach Israel reisen und seine Familie besuchen. Die Reise wurde abgesagt.
Die Tatsache, dass es seit der Eskalation des Nahostkonflikts gegenwärtig immer wieder zu Übergriffen auf jüdische Mitbürger*innen kommt und viele deshalb vermeiden, sich öffentlich zu ihrem Glauben zu bekennen, mache ihn betroffen, so Oberbürgermeister Geißler. Jüdisches Leben müsse in Deutschland so normal sein wie christliches oder muslimisches. „Wir brauchen Zivilcourage," appellierte Geißler.