Nachkriegsnot und Neuanfang
Die ersten Nachkriegsjahre waren von materiellen Entbehrungen und Sorge der Familien um das Schicksal ihrer Angehörigen bestimmt. Hunger war der tägliche Begleiter. Abhilfe schuf die Schulspeisung, die das Evangelische Hilfswerk mit Auslandsspenden organisierte. Das schlichte Überleben nahm alle Kräfte der Menschen in Anspruch. Ruinen prägten noch lange das Straßenbild.
NS-belastete Pfarrer weiter im Amt
Landesbischof Diehl wurde im Frühjahr 1945 von der US-Militärregierung abgesetzt. Sein Vertreter Hans Stichter trat die Nachfolge an, auch Oberkirchenrat Eugen Roland blieb im Amt. Erst auf Druck der französischen Besatzungsmacht und der EKD traten beide zum 1. September 1946 zurück. Hans Stempel wurde von der Synode zunächst zum ‚Präses‘ gewählt.
Der Anteil NS-belasteter Pfarrer in der pfälzischen Kirche war hoch. Die im Rahmen der Entnazifizierung verhängten Strafmaße wurden durch weitgreifende Amnestierungen zurückgenommen. Diehl wurde als ‚Mitläufer‘ eingestuft, nur wenige Pfarrer wurden entlassen. Damit spiegelt die Entnazifizierung den gesamtgesellschaftlichen Prozess nicht nur in der pfälzischen Landeskirche wider.
Der zunächst bekundete Wille zu einem Neuanfang blieb bloße Absicht. Die Bestrebungen der Kirchlich-Theologischen Arbeitsgemeinschaft (KTA) für einen radikalen Neubeginn waren nicht mehrheitsfähig. Die Opfer der NS-Herrschaft und das kirchliche Versagen gerieten vollends aus dem Blickfeld.