Gute Nachricht für die Pfalz

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Die Bibel, der Wein und die Pfalz

In einem stimmungsvollen Artikel gibt der katholische Theologe, Dr. Thomas Kiefer, einen Überblick über den "Dreiklang" Wein-Bibel-Pfalz. Der Text wird auch in "Gute Nachricht für Pfalz" veröffentlicht.

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Der Wein in der Pfalz und die Bibel

Die Pfalz - ein gelobtes Land

Nimmt man an einem sonnigen Herbsttag von der Westpfalz kommend den Weg über die Sickinger Höhe in Richtung Gründstadt und fährt von dort aus auf der Weinstraße weiter in Richtung Bad Bergzabern oder Bockenheim, da drängt sich so manch einem die Frage auf: Ist die Pfalz nicht doch ein Stück vom biblischen Paradies? Ist das nicht ein Stück vom Garten Eden, wenn auf der Fahrt durch die bunte Farbenpracht des Pfälzer Waldes bei Neuleiningen der Blick frei wird auf die Rheinebene mit Gemüse- und Obstplantagen? Wenn man dann weiterfährt durch ein Meer von Weinreben und sich vor dem Auge Weinberge über Weinberge auftun, an den Häusern Feigenbäume und im Westen am Haardrand immer wieder Kastanienbäume?

Wenn im Herbst Touristen die Weinstraße bevölkern, dann zeigt dies doch, wie viele Menschen die sich freuen an der Fülle der Gottesgaben, und so manch ein Zeitgenosse lässt sich dann gerne sein graues Alltagsleben einfärben mit den kräftigen Pfälzer Herbstfarben der Pfalz. Schon vor Jahrtausenden, so erzählt das Alte Testament im Buch Numeri (Num = 4. Buch Mose 13) - sehnten sich Menschen nach einem Land, in dem man es sich gut gehen lassen kann. Moses ist es, der dort in der Wüste zusammen mit seinem Volk Israel Hunger leidet. Deshalb schickt er Kundschafter in das Land Kanaa, um zu schauen, ob es sich dort vielleicht besser leben lässt. Als diese schließlich aus dem in Kanaa befindlichen Traubental zurückkommen, sind sie beladen mit Trauben, Feigen und anderen Köstlichkeiten. Und das Volk macht sich voll Hoffnung auf den Weg in das Land, wo Milch und Honig fließt. - Kein Wunder, dass die Deidesheimer eine ihrer Weinlagen "Paradiesgarten" nennen oder in Herxheim oder Sausenheim Wein mit dem schönen Namen Honigsack abgefüllt wird.

Trauben und Wein kommen in der Bibel immer wieder vor als Sinnbilder für ein besseres Leben, ein Leben in Fülle. Und Gott wird im Johannes-Evangelium beschrieben als der Winzer, der sich sorgt um seinen Weinberg; gemeint ist hier das Volk Gottes (Johannes 15). Gott wünscht, dass es seinem Volk gut geht und es in seinem Sinne die Welt verändert. Deshalb schickt er seine Jünger als Arbeiter in den Weinberg, um das Volk Gottes aufzubauen. Erinnert sei hier an das von Jesus erzählte Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, Matthäus 20, 1-16. Pfälzer Weine wie der Altdorfer Gottesacker, der Kleinkarlbacher, Dirmsteiner und Deidesheimer Hergottsacker erinnern an diese biblischen Bezüge.

Wenn der Wein zu Kopfe steigt

Wein war zur Zeit Jesu im ganzen Mittelmeerraum Bestandteil der Kultur: Man trank ihn zum Essen, oft zugesetzt mit Süßungen aus Datteln, anderen Früchten oder Honig. Er wurde auch als Wundheilmittel bei offenen Wunden oder Hautkrankheiten eingesetzt. So überrascht es auch nicht, dass das Wort "Wein" über 170 mal in der Bibel (Altes und Neues Testament) zu finden ist. Zählt man noch die Worte mit, die in inhaltlichem Zusammenhang mit dem Wort "Wein" stehen, so kommt man auf eine Wort-Anzahl von über 500.

Auch in heutiger Zeit ist für die Pfälzerinnen und Pfälzer Wein etwas, was einfach zum alltäglichen Leben dazugehört. Zu einem guten Essen gehört eben auch ein Glas Wein. Allerdings hat sich die Weinqualität so verändert, dass man auf Honig getrost verzichten kann, und Früchte finden sich wenn überhaupt dann in einer Bowle.

Doch sei auch heute genauso wie in biblischer Zeit vor der berauschenden Wirkung des Weins gewarnt, der nicht nur belebend, sondern eben auch benebelnd wirken kann. Lassen wir doch hier die Bibel selbst sprechen: Gleich im ersten Buch, im Buch Genesis = 1. Buch Mose (9,20) wird berichtet, dass Noah einen über den Durst trinkt und dadurch in eine recht peinliche Situation gerät. Im Buch der Sprichwörter findet man eine ganze "Gardinenpredigt" zum übermäßigen Genuss von Rotwein; und das, wo doch gerade der Dornfelder bei immer mehr Pfälzern an Beliebtheit gewinnt. "Lass dich nicht vom Wein verführen! Er funkelt so rot im Becher und gleitet so angenehm durch die Kehle; aber dann wird es dir schwindlig, als hätte dich eine giftige Schlange gebissen. Du siehst Dinge, die es gar nicht gibt, und redest dummes Zeug. Du fühlst dich wie auf stürmischer See, wie einer, der im Mastkorb eines Schiffes liegt." (Buch der Sprichwörter, 23, 31 - 34). Auch der Apostel Paulus kennt die Gefahr des übermäßigen Alkoholkonsums und stellt die Trunkenbolde in einer Reihe mit Unzüchtigen, Götzendienern, Weichlingen, Verleumdern, Wucherern und anderen Galgenvögeln (1. Brief an die Korinther 5, 11 ff. und 6, 9-10). - Ob in Gleisweiler der Wein deshalb den Namen "Hölle" trägt, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden.

Kein pfälzer Fest ohne Wein

Wenn im Frühling an der Weinstraße die Mandelbäume blühen, dann gibt es für die Pfälzer kein Halten mehr: Ab jetzt findet man an den Wochenenden die Pfälzer wieder auf einem der zahlreichen Weinfeste. Da wird bei einem guten Schoppen "gebabbelt" und "verzeelt", Gemeinschaft gepflegt und es werden neue Kontakte geknüpft. Beim Wein kommt man sich näher und so wurde auch schon so manche Ehebande auf einem Weinfest geknüpft.

Bereits im Alten Testament findet man diese enge Verbindung zwischen der Liebe und dem Wein: So singt die Braut im zweiten Kapitel des Hoheliedes davon, dass sie von ihrem Schatz in eine festlich geschmücktes Liebeslaube geführt worden war. Was dort dann so vor sich ging, lässt sich beim Lesen der poetischen Verse mehr als erahnen. Im 7. Kapitel kommt dann der Wein mit ins Liebes-Spiel: "Einer Schale, der niemals edler Wein fehlen möge, gleicht dein Schoß, süßes Mädchen! ... Schlank wie eine Dattelpalme ist dein Wuchs, und deine Brüste gleichen ihren vollen Rispen. Auf die Palme will ich steigen, ihre süßen Früchte pflücken, will mich freun an deinen Brüsten, welche reifen Trauben gleichen. Deinen Atem will ich trinken, der wie frische Äpfel duftet, mich an deinem Mund berauschen, denn er schmeckt wie edler Wein! (Hohelied 7, 2.8-10).

Trauben am Weinstock seien mir deine Brüste, Apfelduft sei der Duft deines Atems, dein Mund köstlicher Wein, der glatt in mich eingeht, der Lippen und Zähne mir netzt. Deiner Hüften Rund ist wie Geschmeide, gefertigt von Künstlerhand. Dein Schoß ist ein rundes Becken, Würzwein mangle ihm nicht." Weinlagen mit Namen wie "Dackenheimer Liebesbrunnen" oder das "Hambacher Feuer" sprechen für sich und dokumentieren die enge Verbindung von Wein und Liebe.

Wenn den Pfälzerinnen und Pfälzern das Herz aufgeht, dann hört mann immer auch die Korken knallen. Ob zur Kindtaufe, zur Hochzeit oder gar zur Beerdigung: Wein gehört dazu, in freudvollen, aber auch in leidvollen Zeiten. Hier dürfen sich die Pfälzer Jesus zum Vorbild nehmen, der dafür sorgt, dass das Hochzeitsfest in Kanaa (Johannes 2, 1 - 12) nicht mit Wasser weiter gefeiert werden muss. Und wenn Jesus sich von Freunden zu einem guten Essen einladen lässt, dann darf auch dort ein guter Schluck Wein nicht fehlen. Später wird man ihm dann vorwerfen, nicht nur bei Sündern und Zöllnern gegessen zu haben (Lukas 5, 27 - 32), sondern man wird ihn auch als "Vielfraß und Säufer" (Lukas 7, 34) beschimpfen. Wein gehört für Jesus auch zu den traurigen Stunden seines Abschiedes: Beim Abendmahl am letzten Abend mit seinen Jüngern spricht Jesus den lebensbejahenden Segen über den Wein, dann teilt er mit den Freunden diesen letzten Becher (Matthäus 26, 20 - 29, Markus 14, 17 - 25, Lukas 22, 14 - 23, 1 Korintherbrief 11, 17 - 34). Und dass dieser Jesus dann am Kreuz enden muss, auch daran erinnern uns wieder die Etiketten von Pfälzer Weinflaschen: Edenkobener Heiligkreuz, Freinsheimer Schwarzes Kreuz, Kirchheimer Kreuz oder Königsbacher Ölberg. - Dass dieser Tod am Kreuz kein sinnloses Scheitern ist, davon zeugt die Darstellung Jesu als "Keltertreter" (Jesus in der Kelter stehend und die Trauben tretend ). Dieses Motiv findet man in der Pfalz nicht selten, so zum Beispiel auf Bildstöcken bei Birkweiler oder im Hainbachtal bei Gleisweiler. Diese Christus-Darstellungen deuten den Tod Jesu als Geschenk: Leid, Blutvergießen und Tod Jesu waren nicht umsonst. Denn unten aus der Kelter fließt der Traubensaft, der Wein als Symbol der Hoffnung. Die Christen dürfen hoffen auf ein neues Leben im auferstandenen Christus!

Auf das Maß kommt es an

Kommt es vor und es sitzt ein echten Pfälzer einmal in einem Wirtshaus außerhalb seiner Landesgrenze und er bestellt einen Schoppen Wein, dann kann er gar Arges erleben. So mancher ist da angesichts eines 0,25-Liter-Glases - dann und wann wird ihm mit einem noch kleineren Gefäß noch schlimmer mitgespielt - in Tränen ausgebrochen. Ja, bei diesem Thema nehmen die Pfälzer die heilige Schrift wirklich beim Wort, wenn es da heißt: "Darum gebraucht anderen gegenüber ein reichliches Maß; denn Gott wird bei euch dasselbe Maß verwenden." (Lukas 6,38). Und nur deshalb schwören sie auch auf ihr Schoppenglas mit einem halben Liter Inhalt! Und damit der Wein nicht gar zu schnell zu Kopfe steigt, trinken die Pfälzer - auch hier hält man sich treu an die Bibel - ihre Weinschorle. Nachlesen können das Pfälzer wie Nicht-Pfälzer in der griechischen Spätschrift (der so genannten "apokryphen" Schrift) des Alten Testamentes, nämlich im zweiten Buch der Makkabäer 15, 39: "Aber bekanntlich ist es auch gar nicht gesund, den Wein pur zu trinken. Nur Wasser zu trinken, ist gleichfalls unerfreulich. Erst Wein mit Wasser gemischt schmeckt gut und macht das Trinken zum Genuss."

Sicherlich war in der Bibel mit dem Maß nicht der Pfälzer Schoppen gemeint, sondern das Maß der Großzügigkeit: Jesus ermahnte die Menschen, gerade zu denen freigiebig zu sein, die Not und Hunger leiden. Aus diesem Grund erinnerte Jesus auch an das alte Recht des Mundraubes und erlaubte seinen Jüngern, wenigstens den schlimmsten Hunger mit dem Korn auf dem Feld zu stillen (Markus 2, 32) Hier konnte er sich auf ein altes Gesetz des Volkes Israel berufen, welches man im Alten Testament im Buch Deuteronomium nachlesen kann: "Wenn ein Weg durch einen Weinberg führt, darfst du Trauben essen, so viel du willst, um deinen Hunger zu stillen. Aber du darfst nichts in ein Gefäß sammeln. Wenn du an einem Kornfeld vorbeikommst, darfst du mit der Hand Ähren abreißen. Aber du darfst sie nicht mit der Sichel abschneiden." (Buch Deuteronomium = 5. Buch Mose 23, 25 - 26). - Wahrscheinlich haben diejenigen, die man jedes Jahr im Herbst mit Plastiktüten bewaffnet durch die Pfälzer Weinberge marschieren sieht, immer nur den ersten Teil der beiden biblischen Aussagen gelesen. Also gilt nicht nur beim Pfälzer Schoppen der Grundsatz: Auf das rechte Maß kommt es an!

Verwachsen mit dem Wein

Gewitter mit Hagelschlag haben in den vergangenen Jahren immer wieder die Arbeit der Winzer zunichte gemacht. So erinnere ich mich an ein besonders schlimmes Unwetter an einem Frühsommer Mitte der neunziger Jahre: Kein grünes Blatt mehr war an den Rebstöcken, die Weinberge zwischen Neustadt-Haardt und Forst sahen aus wie im tiefsten Winter. - Und dann, wie ein Wunder: An den Rebzweigen, die den Hagelkörnern getrotzt hatten, entspross nach wenigen Wochen frisches Grün. Und die Winzerfamilien konnte dann doch noch im Herbst ein Erntedankfest feiern.

Von Reben, die Frucht bringen, wenn sie fest angewachsen bleiben am Rebstock, davon erzählt uns auch Jesus in einem Gleichnis. Wenn sich die Menschen festmachen an Gott, dann sind sie wie Weinreben: Sie bringen reiche Frucht! Sie wirken mit am Aufbau einer neuen Welt, so wie Gott sie sich vorstellt: "Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts ausrichten." Johannes 15, 5.

Verwachsen mit der Pfalz, verwachsen mit dem Wein lässt sich neues an der Bibel und am Christsein entdecken!

Thomas Kiefer

Last change: 07.08.2007