Ralf-Tours 2011 mit Pfr. i. R. Ralf Piepenbrink vom 6. – 13. Okt.

Eine Gruppe von 35 Personen begibt sich auf die Reise in die einzige Metropole die auf 2 Kontinenten liegt: Istanbul. Unser türkischer Reiseführer, Zafer Güney erwartet uns am Airport Atatürk und ein Bus bringt uns zum Hotel in Istanbul. Zafer kommt gleich zur Sache, schon dringen die ersten geschichtlichen Daten über die Entstehung der Türkei in unser Gehör. Er schildert uns den Programmverlauf und nennt ihn eine byzantinisch-osmanische Komposition. Sehr viel und interessante Geschichte über Politik und Religion sollten wir in diesen 8 Tagen erfahren. Bereits um 6.30 Uhr erschallt am Morgen der Weckruf denn die Abfahrt, mit gepackten Koffern, zur Fährüberfahrt über das Marmarameer ist auf 8 Uhr terminiert. Der Himmel zeigt sich bewölkt und trüb, doch es wird wieder ein schöner, sonniger Tag.

Nach der üblichen Morgenandacht und unserem Gesang, in Begleitung unserer „Organisten“ Christa (Flöte) und Hartmut (Schlauchtrompete), erzählt uns Zafer über das Arbeiten und Leben in Istanbul. Über das 8-spurige „Nadelöhr“, die Galatabrücke überqueren wir das Goldene Horn, eine schmale Bucht an dessen westlichem Ufer wir die ehemaligen griechischen und jüdischen Viertel sehen. Wir überqueren die Bosporusbrücke und sind jetzt auf dem asiatischen Teil Istanbuls. Die Überfahrt über das Marmarameer dauert 40 min. Das erste Tagesziel ist Iznik, das alte Nizäa. Vorbei an unzähligen Olivenhainen, mit einem Vortrag über die wichtigsten Ereignisse aus der Geschichte der Türkei erreichen wir gegen Mittag unser Ziel. Wir besuchen die Ruinen des alten römischen Theaters und machen anschließend Mittagsrast in einem Restaurant am Iznik-See. Köstliche Speisen und Getränke werden uns gereicht. Frisch gestärkt fahren wir zur Konzilskirche Hagia Sophia, danach weiter ins ca. 80 km entfernte Bursa, der ersten Hauptstadt des Osmanenreichs. Hier besuchen wir die Große Moschee mit 20 Kuppeln (Schuhe aus! Damen das Haar bedecken!) und bummeln anschließend über den Seidenbasar. Wir beziehen unser sehr schönes Hotel für 1 Nacht. Im Speisesaal im 12. Stockwerk erwartet uns ein reich gedecktes Abendbuffet.

Am nächsten Morgen fahren wir ins 270 km entfernte Canakkale, unserem Ziel des 3. Tages. Zafer erzählt uns die Geschichte Trojas, da wir auf dem Hügel von Troja die Ausgrabungen besichtigen. Ein wunderschöner Blick bietet sich zur Küstenebene, dort kämpften sie einst: Hektor, Paris und Achilles. Die Fahrt zum Hotel an der Küste ist ziemlich spektakulär, das Hotel und die Zimmer sehr heruntergewirtschaftet, doch hat es einen Pool und Strand. Schnell ziehen einige „Deutsche“ die Badesachen an und ab ins Meer. Die Wassertemperatur ist ganz ok, doch das Wasser nicht klar und sehr flach. Schnell noch ein paar Bahnen im kalten Pool, Abendessen und gemütlicher Ausklang auf der Terrasse am Meer mit Raki für die Gesundheit.

In der Nacht beginnt es zu regnen. Pünktlich um 8 Uhr erfolgt die Abfahrt am Morgen. Fährüberfahrt über die Dardanellen steht auf dem Programm, so erfahren wir von Zafer die strategische Bedeutung der Dardanellen, des Marmarameers und des Bosporus. Die Fähre bringt uns in 30 min. zurück auf die europäische Seite. Geschichtsunterricht auf der Weiterfahrt nach Edirne, auch eine ehemalige Hauptstadt der Osmanen. Mittagspause in einem Döner-Laden im Zentrum von Edirne, danach Besuch der nahen Selimiye Moschee, einem Meisterwerk des Architekten Sinan. 200 farbige Glasfenster sorgen für ein zauberhaftes Licht.

Nach einem Rundgang durch den überdachten Basar begeben wir uns auf den Weg zur Moschee Üc Serefeli Camii). Unser Blick fällt auf 4 verschiedene Minarette, von denen eines eine 3-stöckige Galerie hat, die dem Gebäude den Namen verleiht. Weiter mit dem Bus zur nächsten Moschee mit Armenküche und Krankenhaus. Sehr müde erreichen wir unser „Hotel“ in Edirne. Die Koffer schleppen wir eine steile Treppe hinauf und befinden uns auf einer breiten Galerie mit unverputzten Wänden. Das Hotel war früher eine Karawanserei. Sehr enge Schlafräume, kaum Platz für die Koffer! Nein hier dusche ich nicht! Zum Abendessen laufen wir in ein von Zafer ausgekundschaftetes Restaurant. Enge Treppen, enge Sitzplätze, das Essen – na ja. Durch den inzwischen einsetzenden Regen laufen wir zurück in den Gewölbekeller der Karawanserei und lassen bei Bier, Wein und Raki den Tag ausklingen.

Frühstück mit Pulverkaffee! Ade Karawanserei – urig wars. Es regnet noch immer, so begrüßt uns Zafer mit „ ich wünsche euch einen hellen Tag“. Das Wetter ist unfreundlich, kalt und unangenehm. Passend zum Hotel berichtet uns Zafer von den früheren Seidenstraßen und Handelswegen. Danach bereitet er uns mit einem Vortrag über die Aleviten, auf den Besuch bei dieser Glaubensgemeinschaft vor. Im alevitischen Gemeindezentrum werden wir sehr freundlich empfangen, unsere Fragen werden beantwortet und die Einladung zum Essen nehmen wir dankend an. Es gibt Fladenbrot, Ayran (Joghurt mit Wasser) und Tee. Alles schmeckt sehr lecker.

Noch immer regnet es, doch die stürmische Bootsfahrt auf dem Bosporus lassen wir uns nicht entgehen. Der einmalige Anblick der osmanischen Holzhäuser, der Paläste am Ufer, und am Ende der Fahrt das Panorama der Altstadt mit ihren unzähligen Moscheen, einfach fantastisch! Die kurze Zeit bis zum Abendessen im „Neptun-Restaurant“, einem Fischlokal auf der Galatabrücke nutzen wir zum Kurzbesuch im Gewürzbasar. Das Abendessen ist sehr schmackhaft, der Wein gut und der Verdauungs-Raki ein Muss.

Das uns schon bekannte Hotel in Istanbul beziehen wir nun für 3 Nächte. Eine Mitreisende zeigt uns ihre Suite, riesig und elegant. (Entschädigung für die 1. Nacht? Zimmer ohne Fenster!) Endlich können wir die Koffer auspacken und uns auf 3 stressige Tage in Istanbul vorbereiten, deshalb begeben wir uns gleich zur Nachtruhe.

Nach ausgiebigem Frühstück kann der Bus gegen 8.30 Uhr starten. Es ist kühl und trüb, doch regnet es nicht. Unser 1. Ziel ist die „Kleine Hagia Sophia“ die wie viele andere Kirchen, nach der Eroberung der Stadt, in eine Moschee umgewandelt wurde. Zunächst gehen wir zum Hippodromplatz mit der Schlangensäule und zwei Obelisken. Am nördlichen Ende des Platzes sehen wir den Kaiser-Wilhelm-Brunnen (ein Andenken an den Besuch Kaiser Wilhelms II im damaligen Konstantinopel 1898).

Nach kurzer Pause mit Tee und den ersten Käufen von Tüchern machen wir uns auf den Weg zur Hauptmoschee Istanbuls der Sultan-Ahmed-Moschee mit ihren 6 Minaretten (Blaue Moschee, wegen der vielen blau-weißen Fliesen). Wegen Überfüllung können wir die herrlichen Anblicke nicht so recht geniesen. Wir begeben uns zu einem imposanten historischen Bauwerk, der Yerebatan-Zisterne, im Volksmund: „Versunkener Palast“. Die Zisterne hat ein  Fassungsvermögen von 100000 Tonnen Wasser! Tolle Atmosphäre und sehenswert! Nach dem Mittagessen im Pudding-Shop (SB-Restaurant) sorgt ein zaubernder Eisverkäufer für viel Gelächter.

Ein Höhepunkt der Reise naht: die Hagia Sophia. Wir erhalten Kopfhörer um die Ausführungen Zafers besser zu hören. Die immense Größe dieser ehemaligen Kirche, dann Moschee, jetzt Museum sehen wir von der Empore, die wir über eine Rampe erreichen. Sehr beeindruckend!

Draussen ist es inzwischen sehr kalt, wir genehmigen uns einen Tee oder Kaffee bevor wir zur „Kleinen Hagia Sophia“ laufen, die morgens noch geschlossen war. Ein Aufseher hat ziemlich viel zu meckern und uns, bevor wir den Innenraum richtig anschauen können, hinaus geschickt. Gebetszeit! Weil wir noch nicht müde sind werden wir noch in den Großen Basar geschickt. Mitten in der Altstadt ein Gewirr aus Gassen und Durchgängen mit ca. 4000 Läden, sehr sauber, hell und großzügig. Uns fehlt die orientalische Atmosphäre der gewohnten Basare wie in Tunis oder Marrakech. Erschöpft und müde erreichen wir unser Hotel.

7. Tag: Heute besuchen wir das westliche Ufer des Goldenen Horns. Vom ersten Ziel dem Cafe Pierre Loti  genießen wir einen wunderschönen Blick auf die Bucht. Wir stärken uns mit Tee oder Kaffee, bevor wir bergab, über einen islamischen Friedhof, die Wallfahrtsmoschee des Sultan Eyüp (Mohammeds Fahnenträger) erreichen. Gegen Mittag kommen wir zum griechisch-orthodoxen Patriarchat, dem Amtssitz des Oberhauptes von ca. 300 Millionen orthodoxen Christen in aller Welt. Ein seit langer Zeit verschlossenes Tor soll sich erst wieder öffnen, wenn der Traum vieler Griechen erfüllt wird und Istanbul wieder griechisch ist. Das Innere der Residenz ist sehr prunkvoll und sehenswert.

Ein weiteres Highlight des heutigen Tages ist der am Ufer des Bosporus gelegene Topkapi-Palast. Einst Residenz der Osmanen, heute ein Museum. Schade, dass wir all die Pracht wegen der vielen Besucher nicht genießen können. Auf der Terrasse mit Blick auf den Bosporus machen wir eine kleine Ess- und Trinkpause. Zafer erklärt uns den Weg zum Gewürzbasar, den wir nach 25 min. erreichen, um noch einige Leckereien (türk. Honig etc.) zu erstehen. Den Rückweg kürzen wir ab und sind pünktlich am Treffpunkt. Wir gehen zum Abschiedsessen ins Restaurant „Omar“. Hier werden wir mit leckeren Speisen und Getränken bewirtet.

Beim Frühstück am letzten Tag schmücken wir einen Platz für ein Geburtstagskind, stellen eine Schokoladentorte mit Kerzen auf den Tisch und gratulieren mit dem Kanon „Viel Glück und viel Segen“.

Gegen 9 Uhr sind die Koffer und wir im Bus und fahren zur letzten Sehenswürdigkeit, einer ehemaligen Erlöserkirche des Chora-Klosters. Die wunderschön renovierten Fresken und Mosaiken vermitteln eine einzigartige Stimmung. Jetzt heißt es Abschied nehmen!

Ade Istanbul! Danke Zafer und danke Alidei (unser Busfahrer) für eure Begleitung! Die restlichen türk Lira verprassen wir im Duty-Free-Shop. Plötzlich: letzter Aufruf zum Flug nach Frankfurt! Rasch machen wir uns auf den Weg zum Gate, nehmen die Plätze ein um dann über 1 Std. im Flugzeug auf den Start zu warten. Nach einem ruhigen Flug erreichen wir nach 3 Std. Frankfurt und gegen 21.30 Uhr Billigheim-Ingenheim.

Trotz der Größe dieser Gruppe verlief die Reise harmonisch und ohne Zwischenfälle. Verspätungen an den jeweiligen Airports (Frankfurt 70 min. und Istanbul 75 min.) nahmen wir gelassen hin. Schön wars. Ob die Türkei jemals der EU angehören wird? Zafers Meinung: Niemals!

Margit Bischoff

Wer einen ausführlicheren Bericht möchte, kann diesen bei Hermann Dahl erhalten.