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Die Geschichte der Protestanten in St. Ingbert

Ehrenpresbyter Gerhard Herzer

(von Ehrenpresbyter Gerhard Herzer †)

Die Geschichte der Protestanten in St. Ingbert beginnt etwa ein Jahrhundert vor dem Bau der ersten protestantischen Kirche.
Der bekannte St. Ingberter Historiker, Prof. Dr. Wolfgang Krämer, berichtet in seinem Buch „Geschichte der Stadt St. Ingbert“  über die Geschichte der protestantischen Kultusgemeinde St. Ingbert:
Bis in die 1820er Jahre spielten die Protestanten in der Gesamtbevölkerung St. Ingberts kaum eine Rolle. Im Jahr 1788 zog der Hüttenwerkspächter Philipp Heinrich Krämer aus Saarbrücken  zu. Er war protestantisch und in den Hüttenverträgen wurde ihm gestattet,  Arbeitsleute ohne Unterschied der Religion anzustellen. Nach und nach folgten auf diese Weise protestantische Hüttenbeamte und Arbeiter und Ende der 1820er Jahre nahm die Einwanderung protestantischer Glas-, Berg- und Hüttenarbeiter ständig zu. Im Jahr 1837 machten die Protestanten etwa den 14. Teil der Bevölkerung aus. Zunächst waren die hiesigen Protestanten der preußischen Pfarrei Dudweiler und deren Filiale Scheidt zugeteilt. Im Jahre 1822 wurden die Protestanten St. Ingberts und der Nachbarorte Ensheim und Eschringen nach Neuhäusel eingepfarrt. Es ist klar, dass bei den gegebenen Entfernungen bis zu 3, ja 4 Stunden zum Pfarrort der Gottesdienst, insbesondere der Konfirmandenunterricht, ebenso anstrengend wie kostspielig und darum auch ungenügend war. Erst ab 1841  hielt Pfarrer Butenschön aus Neuhäusel etliche Male Gottesdienst im Speicherzimmer der Sulzbacher Glashütte zu Schnappach. Gleichzeitig hatte sich ein preußischer Kandidat der Theologie, K.L. Geibel, welcher Hauslehrer bei der Hüttenfamilie Krämer war, erboten, in einem zu St. Ingbert zu mietenden Betsaal regelmäßig Gottesdienste und Religionsunterricht für Kinder zu halten. Es wurde auch wirklich ein Betsaal gemietet und Geibel begann den Unterricht mit Genehmigung des Konsistoriums in Speyer und hielt auch einige Gottesdienste in Schnappach. Nachdem der Kandidat Geibel eine Anstellung als Vikar gefunden hatte und St. Ingbert verließ, wurden weder in St. Ingbert noch in Schnappach Gottesdienste gehalten. Ein Gesuch der Gemeinde St. Ingbert um Bewilligung eigener regelmäßiger Gottesdienste wurde lange nicht genehmigt.
Endlich verfügte das bayrische Staaatsministerium am 22. Dezember 1844, dass durch den Pfarrer von Neuhäusel in einem eigenen Betsaal in St. Ingbert alle 4 Wochen ein Predigtgottesdienst und alle Jahre zweimal das hl. Abendmahl gehalten werden solle. Die erste Predigt hielt sodann der Pfarrer in Limbach und Verweser von Neuhäusel Philipp Karl Wolfgang Mahler. Regelmäßiger Religionsunterricht wurde in St. Ingbert 1850 erteilt.  Am 1. Februar 1852 wurde ein ständiges Vikariat errichtet.
Was Dr. Wolfgang Krämer in seinen Ausführungen nicht berichtet, entnehme ich der Festschrift zum 100-jährigen Geburtstag der Martin-Luther-Kirche:
Von 1853 bis 1859 war der Pfarramtskandidat Ernst Krieger aus Zweibrücken als Vikar in St. Ingbert. Dies war entscheidend für das Leben der Gemeinde in St. Ingbert. Vikar Krieger hatte die Begabung und organisatorischen Fähigkeiten, den Protestanten Mut zu machen und Mittel und Wege zu finden zu einem eigenen Gotteshaus für damals 1000 Gemeindemitglieder.
Als sich im Jahre 1859 die protestantische Kirche ihrer Vollendung näherte, richtete das Presbyterium die dringende Bitte an das Konsistorium,  die Umwandlung des Vikariats in eine Pfarrstelle zu veranlassen. Nach längeren Verhandlungen erfolgte die Loslösung von Neuhäusel und die Errichtung der protestantischen Pfarrei St. Ingbert. Am 16. Oktober 1862 wurde Ernst Krieger durch Dekan Wündisch als Pfarrer in sein Amt eingeführt. Eine erwachsen gewordene Tochter löste sich von der Mutter und konnte sich fortan in eigener Verantwortung entwickeln.

Martin-Luther-Kirche 1869

Am 1. Juli 1858 war die Grundsteinlegung der Kirche erfolgt, am 8. September 1859, am Namenstag der Gattin des bayrischen Königs und Landesherren, war die Einweihung des neuen Gotteshauses. Die  Baukosten (ohne Orgel und Glocken) betrugen 30.356 Gulden. Dies wäre nach Einführung der Markwährung im Jahr 1875   72.854,40 Mark gewesen.
Die heutige Martin-Luther-Kirche ist das erste Gotteshaus in der Saardiaspora, das ohne die Hilfe des Gustav-Adolf-Vereins nicht hätte gebaut werden können.
Die protestantische Kirchengemeinde St. Ingbert wuchs von 238 Seelen im Jahr 1837 über 1000 (1859), 4.064 (1923) auf 6.050 im Jahr 1959. Bereits 1896 hat man sich entschlossen, eine zweite Seelsorgestelle als Stadtvikariat zu errichten, 30 Jahre später eine zweite Stelle für einen Stadtvikar. Die zweite Vikariatsstelle wurde schon 1928 zur zweiten Pfarrei erhoben; in der Annastr. 2 kaufte man ein 2. Pfarrhaus und 1929 hielt der 1. Pfarrer, Friedrich Kaiser,  Einzug.
Schon zu dieser Zeit begann man, an den Bau einer zweiten Kirche zu denken. Doch es eilte noch nicht.  Die Kirche in der Josefstaler Straße war groß genug, die Stadt hatte sich noch nicht so weit ausgedehnt, die Wege waren also noch zumutbar.
Die folgenden Kriegs- und Nachkriegsjahre brachten andere Sorgen mit sich und drängten jegliches kirchliche Bauvorhaben in den Hintergrund.
Nun beginnt der Zeitraum, den ich bewusst miterlebt habe. Ich bin 1931 als zweiter Sohn des Schreinermeisters Karl Herzer und seiner Frau Elisabeth geb. Ammann, Schneidermeisterin, geboren. Meine Brüder und ich hatten das Glück  in einer Familie aufwachsen zu dürfen,  in welcher der christliche Glaube eine wichtige Rolle spielte.
Mein Großvater mütterlicherseits hat auf der Schmelz gearbeitet, als so genannter „1. Mann am Oowe“. Er musste da richtig malochen. Wenn diese Leute nach Meinung der Werksleitung zuviel Kohle verbraucht hatten, um den Ofen zu heizen, wurde ihnen das am Lohn abgezogen.
Der frühere Lektor und Presbyter Jakob Engel hat wiederholt darauf hingewiesen, dass er als 13-jähriger selbst am Tage seiner Konfirmation nachmittags auf der Schmelz arbeiten musste.
Die Namen Herzer und Ammann sind immer wieder in den Urkunden der protestantischen Gemeinde erwähnt. Die Familie meines Vaters war Mitte des neunzehnten Jahrhunderts aus Schwanden in der Pfalz nach St. Ingbert übergesiedelt und hat offenbar bald auch in der Kirchengemeinde Heimat gefunden. Mein Urgroßvater Jacob Herzer, geb. 20. März 1820, ist in der Festschrift zum 100. Geburtstag der Martin-Luther-Kirche   schon als Mitglied des Presbyteriums aufgeführt. Mein Großvater, Karl Herzer, geb. 20. März 1859, Wagnermeister, war in der nächsten Generation Miglied des Presbyteriums.
Mein Vater, Karl Herzer, geb. am 15. April 1891, war in der schwierigsten Zeit für eine Kirchengemeinde ein aktives Kirchenmitglied. Er war nicht nur Presbyter, sondern auch enger Vertrauter des damaligen Pfarrers Georg Maus, der von 1933 bis 1954 die Pfarrstelle 1 innehatte.
Pfarrer Maus gehörte der Bekennenden Kirche an. Seine Gottesdienste waren nicht nur von den Gläubigen besucht, auch die Gestapo hörte mit, und des öfteren wurde er nach dem Gottesdienst abgeholt und zur Lerchesflur gebracht, aber, oh  Wunder,  am nächsten Sonntag stand er wieder auf der Kanzel.
Hinzu kamen natürlich noch die schlimmen Ereignisse, die der Krieg mit sich brachte. Fliegeralarm, die jungen Männer waren alle an der Front, auch die Gesellen meines Vaters, viele kamen nicht mehr zurück. Die jungen Frauen waren mit ihren Kindern alleine gelassen. Schwierige Aufgaben für eine Kirchengemeinde in einer religionsfeindlichen chaotischen Zeit. Da waren wirklich Leute, die fest in ihrem Glauben standen, gefragt. Mein Vater sagte öfter den Satz: „Wer glaubt,  bleibt vor vielem bewahrt.“ Vielleicht habe ich das damals noch nicht verstanden, aber rückblickend wird mir klar, wie wahr diese Worte sind.
Meine Konfirmation war für Palmsonntag, 25. März 1945 vorgesehen. Wegen der immer näher rückenden Front wurden jedoch die Schulen im November 1944 geschlossen. Die Wiesentalschule diente nun als Reservelazarett. Fast täglich gab es Fliegeralarm. Am 27. September 1944 fiel um 22.08 Uhr eine schwere Bombe ohne vorherigen Fliegeralarm in den Garten des Hauses Elstersteinstr. 5. 5 Häuser wurden total zerstört, viele Häuser der Umgebung schwer beschädigt, im Umkreis von 500 Metern entstanden Dach-, Glas- und Innenschäden. Von diesem Unglück wurden auch die großen Langfenster der protestantischen Kirche betroffen. Die schlimmste Meldung dieses schrecklichen Abends: 8 Tote, 11 Schwerverletzte und 200 Obdachlose. Ab Dezember 1944 kam Artilleriebeschuss hinzu. Die Konfirmation sollte daher in einem Luftschutzbunker in der Nähe der Kirche stattfinden. Doch am 20. März 1945 rückten amerikanische Truppen in St. Ingbert ein. Der Krieg war damit für die in St. Ingbert verbliebenen Bewohner zu Ende. Die Konfirmation wurde verschoben auf den 8. April 1945, den Sonntag Quasimodogeniti, und konnte in der Kirche durchgeführt werden. Viele der damaligen Konfirmanden waren in andere Teile Deutschlands evakuiert. So wurde im Dezember 1945 nach deren Rückkehr eine zweite Konfirmation vorgenommen.
Am 8. Mai 1945 war der Krieg zu Ende.
Aber auch die Folgezeit war problematisch. Alles war zusammengebrochen. Sehr viele hatten ihr Hab und Gut verloren, wohnten in zwangszugeteilten Notwohnungen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln wurde immer schwieriger. Aber Angst vor Bombenangriffen und Artilleriebeschuss hatten wir nicht mehr.
Die Schule nahm erst im Oktober 1945 wieder den Unterricht auf.
Und die Gottesdienste waren plötzlich sehr gut besucht. Mittlerweile war auch Pfarrer Kaiser, der wegen der Kriegsereignisse mehrere Jahre in der Gemeinde ausgefallen war, wieder in die Kirchengemeinde  zurückgekehrt und konnte seinen Dienst ausüben. Er war bis 1956 in der Gemeinde tätig. Die Zahl der Gemeindeglieder war auf 6050 angewachsen. Wir waren eine große Gemeinde mit 2 Pfarrbezirken.
Nachdem Pfarrer Maus in den wohlverdienten Ruhestand ging, wurde die Pfarrstelle 1 von Pfarrer Martin Lugenbiehl übernommen. Ihm folgten die Pfarrer Arnold Rust, Gerhard Eckstein und Dr. Werner Sonn. Seit 2003 ist Pfarrer Roland Wagner Inhaber der Pfarrstelle Martin-Luther-Kirche.
Die Pfarrstelle 2 wurde nach Pfarrer Kaiser für 5 Jahre von Pfarrer Willi Oeffler übernommen und danach hielt Pfarrer Otfried Boell in der Annastraße 2 Einzug.
Wie bereits erwähnt, begann  man schon bei der Errichtung der 2. Pfarrstelle im Jahr 1928 im Südteil der Stadt an den Bau einer zweiten Kirche zu denken, was dann durch die Kriegs-  und Nachkriegsereignisse in den Hintergrund trat.
Durch Bevölkerungswachstum und Zuzug etwa ab 1950 begann sich die Stadt schnell auszudehnen. Neue Wohngebiete, hauptsächlich im Südteil der Stadt bis nach Sengscheid, wurden erschlossen. Die Wege zur einzigen protestantischen Kirche wurden weiter, Neuzugezogene fanden schwer Anschluss, das Zusammengehörigkeitsgefühl schwand und der Wunsch nach einem eigenen Gemeindezentrum im Südteil der Stadt wurde immer stärker. Im Jahr 1960 erwarb die Kirchengemeinde einen Bauplatz an der Wolfshohlstraße, auf dem 1963 das jetzige Pfarrhaus erbaut wurde. Das Presbyterium hat sich zum Bau eines kleinen Gemeindezentrums auf dem Gelände neben dem Pfarrhaus entschlossen. Dieses wurde jedoch immer wieder verzögert, weil andere Objekte, wie der Bau eines Kindergartens, der Umbau des Gemeindehauses in der Josefstaler Straße, des Jugendheimes, Reparatur- und Sanierungsarbeiten an der Kirche und die Anschaffung einer neuen Orgel den Vorzug bekamen.  Bei all diesen Maßnahmen, die das Gemeindeleben intensivieren sollten, blieb der Südteil zunächst unberücksichtigt. Lediglich ein kleinerer Kindergarten wurde 1962 in der Albert-Weisgerber-Allee gebaut. . 
In der Planung des Kirchenneubaus gab es immer wieder Verzögerungen der verschiedensten Art. Schließlich beschloss das Presbyterium den Bau eines Mehrzweckgebäudes ohne Turm, Glocken und Pfeifenorgel. Man entschloss sich, ein solches schlüsselfertig zum Festpreis von 292.450 DM von der Firma Mara in Eisenberg zu erwerben. Am 21. März 1971, dem Sonntag Laetare, fand die Indienststellung des neuen Gemeindezentrums statt. Auf Beschluss des Presbyteriums (Antrag Presbyter Jakob Engel) bekam das Gemeindezentrum den Namen Christus-Kirche und die bisherige protestantische Kirche in der Josefstaler Straße den Namen Martin-Luther-Kirche.
Seit dieser Zeit gab es immer wieder Bestrebungen, im Süden der Stadt mit dem Gemeindezentrum Christuskirche eine eigene selbständige protestantische Kirchengemeinde zu schaffen, zumal die Zahl der Protestanten (flächenmäßig weit über die ganze Stadt verstreut) damals wie heute im Süden knapp die Hälfte ausmacht. Die Kaiserstraße bildet die Grenze zwischen den beiden Pfarrbezirken. Das Presbyterium unter Vorsitz von Pfarrer Boell, dem Inhaber der Pfarrstelle 2, hat die Bestrebungen nach Selbständigkeit aufgenommen und im Mai 1971 einen Antrag auf Teilung bei der Landeskirche in Speyer gestellt, den es wie folgt begründet: ein eigenes Gemeindezentrum, die Herausbildung eines eigenen Gemeindebewusstseins, mehr Entwicklungsfreiheit für eine mündige und zukunftsorientierte Gemeinde, Überschaubarkeit und eine finanzielle Unabhängigkeit eines in diesem Bezirk zu wählenden Presbyteriums. Dieser Antrag wurde jedoch von der Landeskirche abschlägig beschieden. Die Zeit schien damals noch nicht reif zu sein. Pfarrer Boell ging 1983 in den Ruhestand. Am 1. Advent 1984 wurde Pfarrer Fred Schneider-Mohr als Nachfolger in sein Amt eingeführt.
Ein neuer Pfarrer bringt neue Ideen mit, es ändert sich die eine oder andere Gepflogenheit in der Gemeinde. Doch eines blieb: Es stand weiterhin die Frage im Raum, wie das Mehrzweckgebäude Christuskirche durch bauliche Veränderungen in seiner Nutzbarkeit verbessert werden könne. Wir hatten zwar ein Gemeindezentrum, aber keine Kirche. Das Gebäude hatte nur geringe sakrale Ausstrahlung. Die Geschosshöhe mit  Flachdach war viel zu niedrig, daher mussten immer wieder Gemeindeglieder während des Gottesdienstes den Raum verlassen, weil sie gegen Übelkeit zu kämpfen hatten. Kurz gesagt, der Wunsch nach einer „richtigen Kirche“ wurde immer konkreter.
So kam es 1991 zur Gründung des „Förderverein Christuskirche“. Durch die außerordentliche Spendenbereitschaft war schon in kurzer Zeit eine beachtliche Summe zusammengekommen. Bei der Landeskirche in Speyer war man  beeindruckt und gab 1993 grünes Licht für den Umbau des Mehrzweckgebäudes.
Am Pfingstsonntag 1994 feierte eine fröhliche und dankbare Gemeinde in einem  Festgottesdienst die Indienststellung ihres neu gestalteten Gotteshauses.
Die Protestanten aus dem südlichen Teil der Stadt entwickelten ihr eigenes Gemeindebewusstsein und hegten zunehmend den Wunsch nach Selbständigkeit. Im Jahr 1984 wurde erstmals bei der Wahl zum Presbyterium in 2 Wahlbezirken rechts und links der Kaiserstraße mit je eigenen Kandidaten gewählt. So kam es, dass das Presbyterium im Frühjahr 1994 bei der Landeskirche einen zweiten Antrag (1. Antrag Mai 1971) auf Verselbständigung der beiden Pfarrbezirke stellte. Entgegen dem allgemeinen Trend, Kirchengemeinden eher zu fusionieren, waren die damaligen Oberkirchenräte Dr. Klaus Bümlein und Eberhard Cherdron - der spätere Kirchenpräsident - hier vor Ort durch externe objektive Prüfung zu der Überzeugung gekommen, dass die nahezu 6.000 St. Ingberter Protestanten in 2 fast gleichstarke Gemeinden rechts und links der Kaiserstraße aufgeteilt werden sollten. Die Kirchenregierung hat dann - auf der Grundlage dieser Prüfung – diesem zweiten Antrag des Presbyteriums stattgegeben und die Gründung zweier eigenen Kirchengemeinden in St. Ingbert beschlossen. Die protestantische Kirchengemeinde St. Ingbert wurde aufgelöst. Zum 1. Juli 1995 wurden die Kirchengemeinden St. Ingbert Nord und St. Ingbert Süd neu gebildet. Mittlerweile haben wir neue Namen: Protestantische Martin-Luther-Kirchengemeinde und Protestantische Christuskirchengemeinde.
Die Loslösung von der Martin-Luther-Kirche war für alle Beteiligten zweifellos ein schmerzlicher Prozess. Angesichts der Tatsache, dass selbst diejenigen, die dort getauft, konfirmiert und getraut wurden, diesen Prozess mittrugen und für notwendig hielten, darf man annehmen,  dass triftige Gründe für eine Verselbständigung zur eigenen Kirchengemeinde vorlagen. Im anderen Fall hätte die Kirchenregierung diesem Schritt sicher nicht zugestimmt. Der Weg in die Selbständigkeit erwies sich als identitätsstiftend für die Christuskirchengemeinde. Eine segensreiche Auswirkung für das Presbyterium war das Freiwerden von Kräften und Ideen für eine vollkommen andere Interessenlage. Niedergeschlagen hat sich das in dem mutigen Wunsch, nun auch den Kindergarten in der Albert-Weisgerber-Alle neu zu bauen und zu erweitern zu einer 4-gruppigen Kindertagesstätte. Im Jahr 2000 wurde eine Einrichtung eingeweiht, die von den Festrednern der regionalen Politik als beispielhaft in der Region bezeichnet wurde.
Vier Jahre später war es wiederum der Förderverein, der den Bau eines Glockenturmes bei der Christuskirche möglich machte. Im Jahr darauf finanzierte er die Anschaffung einer neuen elektronischen Orgel, die mit ihren 52 Registern die Feier würdiger Gottesdienste ermöglicht. Der Prozess -  hin zu einem Sakralraum - hatte damit sein Ziel erreicht.