Die Vorhalle
Das Erdgeschoß des Turms, ein sechseckiger Raum mit drei wimperggeschmückten Portalen vor dem Eingang ins Kirchenschiff, ist als Reformations-Gedächtnishalle gestaltet. Unter einem sechsteiligen Gewölbe steht in der Mitte der Vorhalle auf hohem Steinsockel das aus Bronze gegossene, bereits 1903 aufgestellte Lutherdenkmal des Münchner Bildhauers Hermann Hahn. Der Reformator (1483-1546) hält in der Linken die aufgeschlagene Bibel und ballt die Rechte zur Faust; mit dem rechten Fuß zertritt er die päpstliche Bannbulle. Die in den Boden eingelassene Inschrift ("Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen!") macht deutlich, daß an Luthers Auftreten vor Kaiser und Reich in Worms (1521) gedacht ist.
Erst 1914 wurden die sechs Bronzestatuen der protestierenden Fürsten des Reichstags von 1529 in den Ecken der Vorhalle aufgestellt; sie sind Schöpfungen des Berliner Bildhauers Max Baumbach. Im einzelnen handelt es sich, beginnend links vom Portal zum Kircheninneren und im Uhrzeigersinn nach rechts fortfahrend, um die folgenden Beschwerdeführer vom 19. April 1529: Johann der Beständige, Kurfürst von Sachsen (reg. 1525-1532); Georg der Fromme, Markgraf von Brandenburg-Ansbach (reg. 1527-1543); Philipp der Großmütige, Landgraf von Hessen (reg. 1518-1567), Wolfgang Fürst zu Anhalt-Köthen (1492-1566); Ernst der Bekenner, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (reg. 1521-1546); Franz, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (1508-1549).
In den zwölf Zwickeln über den Portalen sowie zusätzlich in den Tympana der beiden zu den Emporentreppen führenden Seitenportale sind die Wappen der vierzehn Städte angebracht, die sich 1529 dem Protest der sechs Fürsten anschlossen: Konstanz, St. Gallen, Heilbronn, Isny, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Nürnberg, Reutlingen, Straßburg, Ulm, Weißenburg und Windsheim.
Über den drei stadtseitigen Portalen zeigen drei große Fenster Luther, die Bannbulle verbrennend, und vier Förderer der Reformation. Die kirchenseitigen Wandflächen hätten ein Glasmosaik aufnehmen sollen, das die Übergabe der Speyerer Protestation an König Ferdinand darstellt; da sich kein Stifter fand, ist die Ausführung bis heute unterblieben.