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Das Karfreitagsfenster

Jesus am Kreuz: Das Fenster zum Karfreitag.
Jesus am Kreuz: Das Fenster zum Karfreitag.

Wir wenden uns nach Norden und Westen. Es wird kalt und düster. Mitten am Tag verfinstert sich der Himmel, der schwarzblau - düster keinen Stern erblicken läßt. Es ist die Todesstunde Jesu. Einsam hängt er am Kreuz. Die Todesmacht zieht seinen Leib in Richtung Erde.

Am Kreuz versammelt, im Vordergrund: Maria, die Mutter Jesu, zu erkennen an dem blauen Rock und dem weißen Trauergewand, Maria, ihre Schwester, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Außerdem Johannes, sein Lieblingsjünger. In einem der letzten Worte Jesu werden Johannes und die Mutter Jesu einander anvertraut als Mutter und Sohn füreinander zu sorgen.

Am Fuß des Kreuzes ist sowohl ein Totenschädel zu entdecken der den Ort als Schädelstätte, Golgatha zu erkennen gibt, als auch ein Salbgefäß, das eine bildnerische Verknüpfung zur Ostergeschichte darstellt. Rechts im Vordergrund steht ein römischer Soldat, der u. U. mit dem römischen Hauptmann der ein Bekenntnis zu Jesus als Gottes Sohn spricht identifiziert werden kann.

Im Hintergrund sind Repräsentanten jüdischer Schriftgelehrter und Hohepriestern zu sehen, die an ihren Kopfbedeckungen und Bärten als solche identifiziert werden können.

Vor dem trostlos erscheinenden Himmel erscheint eine Gruppe von Engeln, deren Flügel in der melancholischen Mischfarbe aus rot und blau, dem Violett, das die liturgische Farbe der Buß- und Passionszeit ist. Die Engelsgruppe verbindet als kompositorisches Element die 5 Hauptbilder des Christuszyklus und scheint den Befehl Jesu: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! entgegennehmen zu wollen.

Bezeichnenderweise nimmt die Passion mit zwei von 5 Bildern und wenn man in der Tradition Luthers das Weihnachtsgeschehen als typologische Entsprechung und motivische Vorwegnahme der Kreuzestheologie versteht sind es gar 3 von den großen 5 Hauptfenstern des Christuszyklus (zählt man die kleinen Fenster mit sind es mit der Grablegung unterhalb des Kreuzigungsfensters 4 von 9 Christusfenstern) deutlich eine Hauptstellung ein. Im Zentrum nicht nur des Wappens Luthers, sondern der gesamten reformatorischen Theologie steht die Wiederentdeckung der zentralen Bedeutung des Kreuzesgeschehens.

Reizvollerweise wird im Sechspass des Karfreitagsfensters bei genauem Hinsehen eine alttestamentliche Stelle illustriert und motivisch verknüpft: Wir erkennen Moses wie er eine eherne Schlange aufrichtet. Es erinnert zum Einen daran, dass das Kreuzigungsgeschehen am Vorabend von Pessach/Passah geschieht, dem Hauptfest, der Juden, das an die Befreiung Israels aus Ägypten erinnert und es legt die Parallele nahe, die Befreiung von Sünde und Tod mit der Befreiung aus der Skaverei in Ägypten gleichzustellen und das Murren der Israeliten mit der bleibenden Anfechtung durch das Wort vom Kreuz, das für die Griechen eine Torheit und für die Juden ein Ärgernis ist und bleibt. Das Kreuzesgeschehen wird durch diese ungewohnte Zusammenschau deutlich als Lackmusprobe des Glaubens angesehen und als solche definiert.

NT-Bibelstellen zum Fenster

Lukas 23, 32 - 49
Jesu Kreuzigung und Tod

(32) Es wurden aber auch andere hingeführt, zwei Übeltäter, daß sie mit ihm hingerichtet würden.

(33) Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken.

(34) Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum.

(35) Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes.

(36) Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig

(37) und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber!

(38) Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König.

(39) Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!

(40) Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist?

(41) Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.

(42) Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!

(43) Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.

(44) Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde,

(45) und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riß mitten entzwei.

(46) Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er.

(47) Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen!

(48) Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um.

(49) Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles.

Markus 15, 20 - 41
Jesu Kreuzigung und Tod

(20) Und sie führten ihn hinaus, daß sie ihn kreuzigten.

(21) Und zwangen einen, der vorüberging, mit Namen Simon von Kyrene, der vom Feld kam, den Vater des Alexander und des Rufus, daß er ihm das Kreuz trage.

(22) Und sie brachten ihn zu der Stätte Golgatha, das heißt übersetzt: Schädelstätte.

(23) Und sie gaben ihm Myrrhe in Wein zu trinken; aber er nahm's nicht.

(24) Und sie kreuzigten ihn. Und sie teilten seine Kleider und warfen das Los, wer was bekommen solle.

(25) Und es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten.

(26) Und es stand über ihm geschrieben, welche Schuld man ihm gab, nämlich: Der König der Juden.

(27) Und sie kreuzigten mit ihm zwei Räuber, einen zu seiner Rechten und einen zu seiner Linken.

(29) Und die vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: Ha, der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen,

(30) hilf dir nun selber und steig herab vom Kreuz!

(31) Desgleichen verspotteten ihn auch die Hohenpriester untereinander samt den Schriftgelehrten und sprachen: Er hat andern geholfen und kann sich selber nicht helfen.

(32) Ist er der Christus, der König von Israel, so steige er nun vom Kreuz, damit wir sehen und glauben. Und die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn auch.

(33) Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.

(34) Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

(35) Und einige, die dabeistanden, als sie das hörten, sprachen sie: Siehe, er ruft den Elia.

(36) Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr, gab ihm zu trinken und sprach: Halt, laßt sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme!

(37) Aber Jesus schrie laut und verschied.

(38) Und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von oben an bis unten aus.

(39) Der Hauptmann aber, der dabeistand, ihm gegenüber, und sah, daß er so verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!

(40) Und es waren auch Frauen da, die von ferne zuschauten, unter ihnen Maria von Magdala und Maria, die Mutter Jakobus' des Kleinen und des Joses, und Salome,

(41) die ihm nachgefolgt waren, als er in Galiläa war, und ihm gedient hatten, und viele andere Frauen, die mit ihm hinauf nach Jerusalem gegangen waren.

Johannes 19, 16 - 37
Jesu Kreuzigung und Tod

Sie nahmen ihn aber,
(17) und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf hebräisch Golgatha.

(18) Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.

(19) Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden.

(20) Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache.

(21) Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern, daß er gesagt hat: Ich bin der König der Juden.

(22) Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.

(23) Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch das Gewand. Das war aber ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück.

(24) Da sprachen sie untereinander: Laßt uns das nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt (Psalm 22,19): »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten.

(25) Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.

(26) Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebhatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn!

(27) Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

(28) Danach, als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet.

(29) Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund.

(30) Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.

(31) Weil es aber Rüsttag war und die Leichname nicht am Kreuz bleiben sollten den Sabbat über - denn dieser Sabbat war ein hoher Festtag -, baten die Juden Pilatus, daß ihnen die Beine gebrochen und sie abgenommen würden.

(32) Da kamen die Soldaten und brachen dem ersten die Beine und auch dem andern, der mit ihm gekreuzigt war.

(33) Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht;

(34) sondern einer der Soldaten stieß mit dem Speer in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus.

(35) Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, daß er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt.

(36) Denn das ist geschehen, damit die Schrift erfüllt würde (2. Mose 12,46): »Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen.«

(37) Und wiederum sagt die Schrift an einer andern Stelle (Sacharja 12,10): »Sie werden den sehen, den sie durchbohrt haben.

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