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Die Ausstattung

Der Altar der Gedächtniskirche.
Der Altar der Gedächtniskirche.

Von der Ausstattung wurden die Statuen der Gedächtnishalle - das Lutherdenkmal von Hermann Hahn und die sechs Figuren der protestierenden Fürsten von Max Baumbach - bereits vorgestellt. Eine zusammenhängende Würdigung der Glasgemälde und ihrer theologischen Programme erfolgt im nächsten Abschnitt. Zunächst geht es lediglich um Altar und Kanzel, Orgel, Glocken, Tauf- und Abendmahlsgerät. Wenigstens beiläufig erwähnt sei die Statue des Königs und Psalmendichters David, der auf dem Mittelpfeiler des aus der Vorhalle ins Kircheninnere führenden Portals den ankommenden wie den gehenden Besuchern des Gotteshauses inschriftlich Gottes Segen wünscht: "Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit" (Psalm 121,8); die Steinplastik stammt aus der Werkstatt von Erfort und Wüst in Stuttgart.

Der Altar besteht heute aus dem gemauerten, mit Haustein und Bronzeplatten verkleideten Altarblock und einer dahinter, vor einer wimperggeschmückten, fialenbekrönten Ädikula mit Flankenwänden, frei aufgestellten Christusstatue. Ursprünglich und grundsätzlich war nur der retabellose Altarblock geplant. Zum einen widersprechen Altaraufsätze der Tradition der unierten pfälzischen Kirche, und zum anderen sollte das Christusfenster in der Apsismitte über dem Altar nicht beeinträchtigt werden (L. Gürnbel, Gedächtniskirche, 1904, S. 47). Bei der Einweihung der Kirche (1904) stand nur der eigentliche Altar. Die Steinmetzarbeiten waren von Erfort und Wüst (Stuttgart) ausgeführt worden; die Bronzefelder der Vorderwand stammten aus der Galvanoplastischen Kunstanstalt in Geislingen.

Nur wenige Jahre später empfand man offenbar das Fehlen eines Altaraufsatzes in dem steilen Chorpolygon als störend; der "katholische" Stil des Gebäudes hatte seine Eigengesetzlichkeit entwickelt und über die pfälzischen Traditionen gesiegt. Schon 1908 wurde die Statue eines "lehrenden Christus" aufgestellt; der Wiesbadener Bildhauer Feihl hat sie einer Plastik nachgestaltet, die sein Onkel Konstantin Dausch für den Bremer Dom geschaffen hatte. Die gleichzeitig errichtete neugotische Rückwand - mit einer Goldgrundnische für den Erlöser - verzichtet auf weitere Reliefs oder Farben, übernimmt jedoch Aufriß und Proportionen gotischer Altarretabel.

Am östlichen Vierungspfeiler steht die ungewöhnlich kostbar ausgestaltete Kanzel. Verschiedenfarbige Marmorsorten wurden für die Substruktionen des sechsseitigen Kanzelkorbs gewählt: gelb-weißer Marmor für den Sockel, rot-weißer für den mittleren Rundpfeiler, grünlicher für die ihn umgebenden schlankeren Säulen. Treppenstufen, Treppenbrüstung und Kanzelkorb bestehen aus besonders ausgesuchten Stücken des von Mertz und Brua (Büst/Elsaß) gelieferten, hellgrauen Vogesensandsteins, wiederum wurden die Steinmetzarbeiten von Erfort und Wüst (Stuttgart) ausgeführt.

In die Brüstungen des Kanzelkorbs sind vier Bronzetafeln eingefügt, welche, nach Modellen des Stuttgarter Bildhauers Wüst, vier Szenen aus dem Leben Jesu darstellen: Geburt, Taufe, Kreuztragung und Auferstehung Jesu Christi. Der aus Eichenholz reich geschnitzte, zwölfseitige Schalldeckel der Kanzel, gleichfalls von der Stuttgarter Werkstatt Erfort und Wüst geschaffen, erinnert im Schmuck seiner Fialen und Krabben, nach oben sich dreifach verjüngend, an ein Sakramentshäuschen der hohen Gotik. Glücklicherweise wurde der schon früh als überladen empfundene Kanzeldeckel nicht, wie häufig andernorts, entfernt oder vereinfacht. Er gehört ebenso zur ursprünglichen Ausstattung wie die -gleichfalls unverändert erhaltenen - neugotisehen Kirchenbänke aus Eichenholz in Lang- und Querhaus; insgesamt umfaßt das Gestühl der Gedächtniskirche 1800 Sitzplätze.

Die Orgel der Gedächtniskirche.
Die Orgel der Gedächtniskirche.

Dagegen ist die alte Orgel nicht mehr vorhanden. Das von der Stuttgarter Orgelbaufirma C. F. Weigle 1900 begonnene, von der Öttinger Firma Steinmeyer 1902 vollendete Werk mit 65 klingenden Registern, verteilt auf vier Manuale und ein Pedal, wurde dem Orgelumbau von 1938/39 geopfert, bei welchem die Originaldisposition grundlegend verändert, die Spielanlage unter Beibehaltung eines Teils der Windladen elektrifiziert und der neugotische, mit geschnitzten Wimpergen, Fialen und Krabben reich dekorierte Prospekt beseitigt wurde. Die Einweihung dieses Umbaus fand am 1. Landeskirchenmusiktag, dem 7. Mai 1939, statt. Ein weiterer, ergänzender Umbau erfolgte 1963/64 durch die Gebrüder Oberlinger in Windesheim.

Zunehmende Verfallserscheinungen führten dazu, daß die Orgelbauwerkstatt D. Kleuker in Bielefeld in den Jahren 1979/80 unter Verwendung eines Großteils des vorhandenen Pfeifenwerks, jedoch mit vollständig neuer technischer Anlage die bisher größte Orgel Südwestdeutschlands mit mechanischer Spieltraktur schuf; auf fünf Manuale und Pedal verteilen sich 98 klingende Register. Der auf hölzerne Dekorationen und Rahmungen gänzlich verzichtende Prospekt ist noch derjenige von 1939; entworfen von dem Münchner Bildhauer Hans Miller, paßt er sich vorzüglich in die Wand-und Gewölbeverhältnisse über der Nordwestempore ein.

Da 1939 aus Kostengründen der geplante vollständige Ausbau der Orgel einschließlich einer Chororgel unterbleiben mußte, wurde erst im Jahre 1956 durch Gebr. Oberlinger in Windesheim hinter dem Altaraufbau eine selbständige, zweimanualige Chororgel mit 13 klingenden Registern und elektrischer Traktur erstellt. Ihre Einweihung erfolgte am 8. Landeskirchenmusiktag, dem 30. Mai 1956.

Vom ersten Geläute, das 1900 und 1903 von Franz Schilling in Apolda gegossen wurde, ist die 9150 kg schwere Grundglocke f° (gestiftet von Kaiser Wilhelm II) 1942 im Glockenfriedhof Hamburg vernichtet worden. Die vier übrigen Glocken as° - b° - c' - es' (drei davon waren ebenfalls beschlagnahmt, kehrten aber nach Kriegsende zurück) waren nach dem einhelligen Urteil namhafter Glockensachverständiger bezüglich Metall- und Tonreinheit sowie hinsichtlich der Klangentfaltung und Resonanz von so geringer Qualität, daß man sich entschloß, im Jahre 1959 ein vollständig neues Geläute bei der Karlsruher Glockengießerei Gebrüder Bachert in Auftrag zu geben. Dieses konnte auch - entgegen dem früheren - tonlich mit den anderen Geläuten der Stadt harmonisch abgestimmt werden.

Die Glocken der Kirche.

Das heutige achtstimmige Geläute ist mit einem Gesamtgewicht von 18 915 kg um rund 1700 kg leichter als das frühere fünfstimmige, dafür aber mit seiner weitgespannten Disposition f° - as° - c' - es' - f' - as' - b' - c'' transparenter, variationsreicher, dem hochaufstrebenden neugotischen Turm und dem heutigen Glockenmusikstil besser entsprechend als die frühere Disposition. Es gilt in der Fachwelt aufgrund seiner Tonreinheit, seiner machtvollen, weittragenden und doch milden Klangentfaltung als eines der schönsten deutschen Großgeläute. Die acht Glocken, angeschafft aus Spenden evangelischer Christen in aller Welt, tragen die Namen bekannter Reformatoren und ihrer Mitarbeiter sowie des um das Luthertum verdienten Schwedenkönigs Gustav Adolf: Martin Luther, Johannes Calvin, Huldrych Zwingli, Gustav Adolf, Philipp Melanchthon, Martin Butzer, Zacharias Ursinus und Johannes Bader. Jede Glocke weist auf der einen Flanke ein Wort des Mannes auf, an den sie erinnern will, und auf der anderen Flanke, nach Entwürfen des Karlsruher Graphikers H. Bogislav Groos, Namen und Wappen ihres jeweiligen Namenspatrons.

Das Taufbecken
Das Taufbecken

Spätgotische Formen zeigt das Tauf- und Abendmahlsgerät, das nach Entwürfen von E. Nill (Stuttgart) von dem Speyerer Goldschmied W. Horz geschaffen wurde. Taufkanne und Taufschlüssel bestehen ebenso aus stark vergoldetern Feinsilber wie die vier Kannen, die vier Kelche, die Brotschüssel und der Hostienteller des Abendmahlsgeräts. Neuerdings wurde ein Meditationsraum aus dem linken Querhaus - hinter der Kanzel - ausgegrenzt; hier wird ein bronzener Standleuchter Aufstellung finden, den der Bildhauer Eugen Keller, Höhr-Grenzhausen, geschaffen hat. Für den Altarraum gestaltet der Neustadter Bildhauer Gernot Rumpf ein Lesepult sowie ein Taufbecken, beides aus Bronze.

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